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Heimische Baumarten

7. Januar 2013 in Heimische Bäume

 

Nadelbäume

 

die Fichte ist eine heimische Baumart

Fichtenforst im Winter

Vor allem auf Grund der jüngeren Eiszeiten in Mitteleuropa, gibt es nur sehr wenige unterschiedliche in Deutschland heimische Nadelbaumarten. Dennoch stellen sie rund 60% aller Waldbäume hier. Allen voran die Fichte mit einem Anteil von 28%, gefolgt von der Kiefer mit 24%, dazu Lärchen, Eiben und Tannen sowie einige nicht heimische Arten, die künstlich in unsere Natur eingebracht wurden.

Nadelbäume werden auch “Konifere” genannt, was übersetzt „Zapfenträger“ heißt. Tatsächlich haben sehr viele Nadelbäume ihre Fortpflanzungsorgane an Zapfen sitzen.

Die meisten Arten sind immergrün, betreiben im Winter aber nur begrenzt (an warmen, sonnigen Tagen) Photosynthese. Da sie im Frühjahr nicht erst aufwändig Blätter bilden müssen, können sie so bereits die ersten warmen Frühlingstage voll nutzen. Damit sind sie die Bäume für kurze Vegetationsperioden.

 

siehe auch:

 

die Geschichte des Waldes in Mitteleuropa

 

der Wald in Deutschland heute

 

 

heimische Baumarten: Gemeine Fichte, Europäische Lärche, Weißtanne, Waldkiefer, Europäische Eibe

 

 

 

Laubbäume

 

Bergisches Land

Bergisches Land

Die Laubbäume in Deutschland gehören zu den Bedecktsamern, bzw. „Blütenpflanzen“. Sie entwickelten sich evolutionsgeschichtlich nach den Nadelbäumen, vor rund 130 Millionen Jahren. Blütenpflanzen blicken dabei auf eine große Erfolgsgeschichte zurück. Sie haben es geschafft, fast die ganze Welt zu besiedeln, sie bieten mehrere Hunderttausend Arten auf, von winzig klein bis zu mächtigen Bäumen. In Wüstenregionen, im Regenwald, im Gebirge und selbst in der Antarktis sind sie zu finden. Sie sind immergrün oder nur sommergrün, Rankpflanzen, Wasserpflanzen, fleischfressende Pflanzen, nur im Frühjahr aus Zwiebeln austreibend oder groß und verholzt.Schnell fanden sie weltweite Verbreitung und sind heute sehr viel artenreicher als die Nadelbäume. Auch in Deutschland gehören die meisten Pflanzenarten vom Gänseblümchen bis zur mächtigen Eiche zu den Bedecktsamern.

 

 

siehe auch:

 

die Entwicklung der Landpflanzen

 

der Siegeszug der Samenpflanzen

 

Blattabwurf im Winter

 

 

heimische Baumarten (vorgestellt werden die häufigsten Laubbaumarten in deutschen Wäldern): Rotbuche, Eiche, Birke, Hainbuche, Schwarzerle, Ahorn, Linde, Vogelkirsche, Gemeine Esche, Eberesche, Gemeine Hasel, Europäische Stechpalme (Ilex)

 

Geschichte des Frettchens

6. Dezember 2012 in typisch Frettchen

 

Frettchen

Foto: Max Moreau/flickr Frettchen im Garten

Heute sind Frettchen eher wenig bekannte und verbreitete Haustiere, das war in früheren Zeiten anders. Schon einige Jahrhunderte vor Christus fanden Frettchen erstmals bei den alten Griechen und Römern Erwähnung, belegt ist z.B., dass Kaiser Augustus sie zur Bekämpfung von Wildkaninchen auf den Balearen einführte. Tatsächlich wurden Frettchen lange in erster Linie als Jagdbegleiter auf Kleintiere gehalten. Ihre Verbreitung folgte dabei der des Wildkaninchens, das ursprünglich nur auf der Iberischen Halbinsel Zuhause war. Als Jagdobjekt wurde das Kaninchen dann vom Menschen langsam  weltweit eingebürgert, wobei es sich an seinen neuen Standorten schnell massenhaft vermehrte. Nicht immer zur Freude der heimischen Flora und Fauna. Das Frettchen war der perfekte Jagdhelfer auf Kaninchen, da es durch seinen Körperbau selbst in engste Kaninchenbauten passt. Im Mittelalter waren Frettchen zur Ungezieferbekämpfung auf Höfen sogar ähnlich beliebt wie Katzen und als Jagdbegleiter in Europa weit verbreitet. Heute werden Frettchen zur Jagd kaum noch eingesetzt und auf Höfen wurden sie vollständig von Katzen abgelöst. Die meisten Frettchen werden nun als quirlige Haustiere von Liebhabern gehalten.

 

Frettchen sind dabei keine Wildtiere, sondern domestizierte Haustiere (ähnlich wie der Hund eben kein Wolf mehr ist). Ihre Vorfahren sind der europäische Waldiltis und eventuell auch der afrikanische Steppeniltis. Es handelt sich also um „marderartige“ und damit nicht um eine Art „Nagetier“, sondern um kleine Raubtiere (Carnivoren). Tatsächlich ist das Frettchen neben Hund und Katze das einzige domestizierte Raubtier. Die Familie der Marderartigen umfasst über 60 Arten, die fast weltweit zu finden sind. Hierzu gehören z.B. auch der Seeotter und der Dachs.
Mit der Domestikation einher gehen meist ein aufgeschlosseneres Wesen, ein kleineres Gehirn und eine höhere Farbvielfalt. Das trifft auch auf das Frettchen zu. Im Vergleich zum Iltis ist das Frettchen darüber hinaus friedlicher und ruhiger. In freier Natur sind Frettchen nur bedingt überlebensfähig.

Der Iltis, und damit auch das Frettchen, gehören zu den Stinkmardern, da sie über Analdrüsen ein stinkendes Sekret absondern können. Der in Deutschland heimische Waldiltis ist vor allem dämmerungsaktiv, um die 30-45cm groß (ohne Schwanz) und ernährt sich von z.B. Mäusen, Vögeln, Eiern, Kaninchen, Obst und sogar Insekten und Schlangen. In freier Natur wird der Iltis etwa 5-8 Jahre alt.

Die Geschichte des Waldes in Mitteleuropa

21. Oktober 2012 in der Wald in Deutschland

 

Das heutige Deutschland war viele Tausend Jahre lang fast vollständig von Wald bedeckt.

die Buche ist Teil der Wald Geschichte in EuropaDie Geschichte und Entwicklung des Waldes in Mitteleuropa ist entsprechend eng mit der Geschichte der Menschen hier verbunden. Der Wald war Lebensraum, ernährte, bot Feuer- und Bauholz, stand aber auch für Gefahren, dunkle Mächte und abweisende Wildnis. So hat der Wald viele Mythen, Sagen und Sprichwörter in Deutschland geprägt. Heute sind Deutschlands Wälder gezähmt, die Nutzung und Entwicklung ist durchorganisiert, und für die meisten Menschen hat er vor allem noch Freizeitwert.

 

 

Die Geschichte von Wald und Mensch in Mitteleuropa

 

Interessanterweise haben sich in Mitteleuropa die heutigen Wälder von Anfang an parallel mit dem Menschen entwickelt. Das kam so: Alleine im Laufe der letzten 100.000 Jahre gab es in Europa einige Eiszeiten, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt. Als vor rund 35.000 Jahren erste „moderne Menschen“ in Mitteleuropa ankamen, herrschte auch gerade eine Eiszeit, wenn auch eine mildere Phase dieser. So war das Überleben für die ersten Menschen hier ein sehr harter Kampf und als sich das Eis vor rund 12 Tausend Jahren endgültig zurückzog, war der Mensch in dieser Gegend immer noch selten.

 

Noch dramatischer waren die Folgen der jeweiligen Eiszeiten aber für die Wälder: während beispielsweise in Nordamerika bei ähnlichem Klima eine hohe Artenvielfalt an Bäumen besteht, hat in Mitteleuropa kaum eine Baumart das Eis überlebt. Schuld sind die Alpen: Zu den Höhepunkten der jeweiligen Eiszeiten, drang das ewige Eis von Nordeuropa aus langsam immer weiter Richtung Süden vor. Viele Baumarten kommen zwar durchaus mit Kälte und Winter klar, aber nur, wenn es zum Ausgleich auch eine wärmere, frostfreie Sommerperiode gibt. So wurden die Bäume zu den Eiszeiten immer enger zwischen ewigem Eis und den Alpen eingekeilt. Sobald das Eis die Alpen erreichte, war keine Rückzugsmöglichkeit, kein Lebensraum für die Bäume mehr übrig. Ohne die Alpen hätten die Baumarten sich dagegen mit dem kühleren Klima nach Südeuropa zurückziehen können, um nach dem Ende der Eiszeit wieder in Mitteleuropa heimisch zu werden. In Europa ausgestorben sind so unter anderem der Mammutbaum, Douglasien und einige Eichenarten.

 

Tatsächlich war Mitteleuropa, bis auf Restbestände einiger sehr kälteresistenter strauchig wachsender Birken, Polarweiden und Kiefern, am Ende der letzten Eiszeit waldfrei. Refugien für die Bäume fanden sich vor allem in Osteuropa, daneben überlebten einige Bäume im Mittelmeerraum und an manchen Teilen der Atlantikküste. Nach dem Ende der letzten Eiszeit gelang es den überlebenden Arten unterschiedlich gut und schnell, wieder in Mitteleuropa heimisch zu werden; so änderte sich die Zusammensetzung der Wälder im Laufe der kommenden Jahrtausende noch erheblich. Und gleichzeitig breitete sich mit dem Ende der Eiszeit auch der Mensch über Mitteleuropa aus.

 

Als erstes gelang es Bergkiefern, dann auch Birken und Weiden, wieder großflächig in Mitteleuropa heimisch zu werden. Vor etwa 9000 Jahren war es dann warm genug, um auch z.B. Haselnuss, Eichen und Ulmen Lebensraum zu bieten. Lichte Eichenwälder und Restbestände der Birken-Kieferwälder waren die vorherrschende Waldzusammensetzung, als der Mensch langsam sesshaft wurde. Mit dem Sesshaftwerden der Menschen, ging dann auch erstmals eine größere Einflussnahme des Menschen auf die Wälder einher. Waldstücke wurden gerodet, um die Flächen für Landwirtschaft und Viehhaltung zu nutzen, und um das Holz als Brenn- und Baumaterial zu verwenden.

 

Noch etwas später kamen Tannen sowie Rot- und Hainbuchen zurück nach Mitteleuropa. Buchen und Tannen hatten dabei den Vorteil, relativ wenig Licht zu benötigen. So breiteten sie sich als niedere Baumschicht in den hellen Eichenmischwäldern aus und nahmen damit den jungen Eichen das Licht zum überleben. Vor rund 5000Jahren war dann die Rotbuche der am weitesten verbreitete Baum im heutigen Deutschland, die Tanne gewann in schattigen Gebirgslagen an Raum. Ohne Eingriff des Menschen, wäre dies heute noch ähnlich.

 

Aufschluss über die Waldzusammensetzungen früherer Jahrtausende geben unter anderem Pollenfunde, die z.B. im Torf oder im Eis gut erhalten blieben, daneben aber auch Überlieferungen über Nahrungsmittel oder Holzverwendung.

 

 

der Niedergang des Urwaldes in Mitteleuropa

 

Je mehr Menschen in Europa lebten und je größer der technische Fortschritt wurde, umso stärker wurde auch der Eingriff in die natürlichen Wälder.

Immer mehr und größere Siedlungen entstanden, das Holz wurde nun auch z.B. zur Metallverhüttung und zum Bau von Schiffen gebraucht. England importierte sogar Holz aus dem Schwarzwald, nachdem der landeseigene Wald kaum mehr existent war. Holz war lange die einzige Möglichkeit, Energie, Wärme und Baumaterial zu gewinnen. Dazu standen Wälder neuen Siedlungen im Weg oder wurden als „Viehweide“ verwendet, z.B. zur Schweinemast oder als Zusatzfutter für Ziegen. Dabei wurden die Bäume und Waldflächen teils sehr selektiv genutzt, je nachdem, welches Holz zu welchem Zweck am besten geeignet war, ob die Böden zur Landwirtschaft taugten oder der Platz für eine Siedlung günstig lag. Das beeinflusste zusätzlich die Zusammensetzung der Wälder. Gezieltes Anpflanzen oder Hegen von Wäldern fand dagegen lange nicht statt. Der Wald schien den Menschen unerschöpflich.

 

Das änderte sich im Mittelalter. Um 1300 wurde Holz mancherorten tatsächlich knapp und große, unberührte Waldgebiete waren im heutigen Deutschland kaum mehr vorhanden.

Um 1500 waren dann in etwa so wenig Waldflächen vorhanden, wie es heute der Fall ist. Größere Waldgebiete gab es vor allem noch in den Höhenlagen der Mittelgebirge und auf Böden, die für die Landwirtschaft eher ungeeignet waren, z.B. zu lehmig oder sandig. Damit fehlte es nun mancherorten plötzlich an Dingen, die vorher selbstverständlich schienen: Brennholz, bzw. Holz als Energieträger, und Bauholz. Und die Bevölkerung wuchs weiter. Vieh wurde in Wälder getrieben, um Nahrung zu haben, Niedrigwuchs wurde als Stall-Einstreu verwendet, was zur Verödung von Böden beitrug. Gerade in Kriegszeiten wurden die Kassen gefüllt, indem Wälder abgeholzt und das Holz an Städte verkauft wurde. Weiterhin wurde viel Holz zu Kohle verarbeitet, zur Glasherstellung, Erzschmelze und ähnlichem eingesetzt. Als das Holz knapp wurde, wurde durchaus auch im späten Mittelalter schon aufgeforstet, aber nahezu ohne ökologisches Hintergrundwissen, bzw. ohne den Versuch, einen „natürlichen“ Wald wieder herzustellen. Es ging rein um eigene momentane Interessen, wie z.B. schnell eine bestimmte Holzart zu produzieren.

Ab 1800 wurde immer deutlicher, dass ein Umdenken zwingend erforderlich war, wenn man in naher Zukunft überhaupt noch Wälder und Holz und damit Energie, Viehfutter und Baumaterial zu Verfügung haben wollte. Zudem wurde durch zunehmende Verkarstung und Verödung deutlich, wie wichtig Wald als Wasserspeicher und zur Verhinderung von Bodenerosion ist.

 

Buchen-Keimling

Man musste sich nun zwangsläufig damit auseinander setzen, eine Art Forstwirtschaft zu betreiben, um Wald gezielt zu produzieren und vor allem dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft überhaupt noch Wald vorhanden sein würde. Es gab Vorgaben, Energie zu sparen und bei der Bewirtschaftung der Wälder auf Nachhaltigkeit zu setzen. Im Zuge dessen wurden z.B. so genannte „Schläge“ eingeführt, unterteilte Niedrigwälder aus Baumarten, die nach dem Abschlagen von Brennholz neu austreiben und schnell wachsen. Genutzt wurde jährlich nur ein bestimmter „Schlag“, während die restlichen in unterschiedlichen Stadien des Wachstums waren. Hierfür genutzte Baumarten waren unter anderem Hasel, Buche oder Weide.

 

Das Prinzip der Nachhaltigkeit war nicht leicht einzuführen, da viele Menschen von der Hand in den Mund lebten und unmittelbar davon abhängig waren, den Wald zur Ernährung der Tiere, zum heizen und bauen nutzen zu können. So dauerte es bis ins 19.Jahrhundert, bis weitflächig Waldschutzmaßnahmen und Prinzipien der Nachhaltigkeit durchgesetzt werden konnten und vor allem auch ein allgemeines Bewusstsein der Notwendigkeit dessen in der Bevölkerung entstand.

 

Man darf dabei nicht übersehen, dass hier nur von Mittel-Europa geredet wird. In vielen Entwicklungsländern ist an nachhaltige Waldwirtschaft noch kaum zu denken, mit entsprechenden Folgen. Die Bevölkerung wächst stetig, der wichtige Rohstoff Wald dagegen schrumpft kontinuierlich, was natürlich auch Auswirkungen auf die Natur, auf Tiere und Pflanzengesellschaften hat. Es kommt zur Verkarstung, da der Wald als Bodenschutz fehlt und auch auf die globale Klimaänderung nimmt es Einfluss. Gefragt sind da ebenfalls die „reichen“ Länder: Wälder werden auch deshalb abgeholzt, weil die Nachfrage nach billigem Futter für die Tiermast, nach Soja, Ölpalme, Mais und ähnlichem groß ist. Es braucht Alternativen für Menschen, die immer noch von der Hand in den Mund leben, Brennholz brauchen, landwirtschaftliche Flächen und irgendwas, um ein Grundeinkommen zu haben. Eine Selbstverständlichkeit sollte es zudem sein, Tropenholz nur aus nachhaltigem Anbau zu kaufen.

 

 

 

Der Wald in Mitteleuropa im 19. bis 20. Jahrhundert

 

Langsam änderte sich die Einstellung der Menschen dem Wald gegenüber. Auf der einen Seite stand der Wald nun auch im Sinne der „Romantik“ im Positiven für Naturnähe, zum anderen setzte sich endgültig das Prinzip der Nachhaltigkeit durch.

 

Buche

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird konkret Hans Carl von Carlowitz zugeschrieben, der formulierte, dem Wald dürfe nur so viel Holz entnommen werden, wie im gleichen Zeitraum nachwachsen könne. Man lebt quasi nur von den Zinsen (dem, was jedes Jahr im gleichen Zeitraum nachwächst) und lässt das Grundkapital stehen. Dadurch erhält man den Wald für kommende Generationen, auch wenn das eine momentane Einschränkung bedeuten kann. Dass der Spagat zwischen Nutzbarkeit des Waldes und Erhalt der natürlichen Gegebenheiten nicht ganz einfach ist, zieht sich allerdings bis in die Gegenwart durch. Man denke an die riesigen Flächen von künstlich angepflanzten Fichten- oder Kiefern-Monokulturen.

Ab etwa 1800 fand eine gezielte Ausbildung zum Forstwirt an Hochschulen statt. Dabei wurden nun auch Aspekten wie dem gezielten Schutz bestimmter Biotope, dem Beachten von natürlichen Pflanzengesellschaften, Schutzfunktionen der Wälder und Boden- und Raumansprüchen der einzelnen Bäume vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Auch dies war allerdings ein langsamer Prozess, mit vielen Rückschlägen. Wie „natürlich“ darf ein Wald sein? Wie wichtig ist „Totholz“? Macht es Sinn, Arten aus anderen Ländern in unsere Natur einzubringen?

 

Die Industrialisierung brachte nun auch neue Möglichkeiten, unabhängiger vom Wald zu werden. Es wurde zunehmend Braun- und Steinkohle abgebaut, künstlicher Dünger führte zu höheren landwirtschaftlichen Erträgen und Waren konnten, u.a. durch die Eisenbahn, über weitere Strecken transportiert werden. Immer mehr Menschen arbeiteten in Fabriken, in Städten, und nicht mehr als Selbstversorger von Viehhaltung, Landwirtschaft und unmittelbarer Nutzung der Dorfwälder. Das Forstwissen wuchs dabei weiter.

 

Fichtenforst

Ein herber Rückschlag für den deutschen Wald kam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viel Wald wurde während der Kriege vernichtet, im dritten Reich als Baumaterial ausgebeutet und schließlich nach dem 2. Weltkrieg als Teil von Reparationszahlungen abgeholzt. Im Anschluss daran wurde versucht, so schnell wie möglich wieder aufzuforsten. Leider war dies verbunden mit der massenhaften Pflanzung von schnell wachsenden Monokulturen. Die neuen Wälder waren durchorganisiert, standen in Reih und Glied, dicht gepflanzt für schnellen Ertrag, Unterholz wurde zügig entfernt. Aufgeräumt und effektiv sollte es sein. Vor allem Fichten sind hierzu verwendet worden, die recht anspruchslos und vor allem schnellwachsend sind.

 

Leider sind solche Monokulturen auch recht anfällig für Schädlinge und beherbergen nur wenige unterschiedliche Tier- und Insektenarten. Auf Fichten spezialisierte „Schädlinge“ haben natürlich das Paradies auf Erden, leider finden ihre natürlichen Fressfeinde aber kaum geeignete Lebensbedingungen. Abgestorbene Bäume, Unterholz und Niederwuchs, die als Lebensraum und Nahrungsgrundlage für z.B. kleine Säuger, Vögel und Insekten hätten dienen können und auch als Wasserspeicher und Humus fungieren, waren allgemein unerwünscht.

Bodenbewuchs braucht Licht

In den 1980er Jahren war es dann in aller Munde: Deutschlands Wälder sterben. Saurer Regen und zu viel falscher Einfluss des Menschen haben dem Wald sehr viel mehr Schaden zugefügt, als man für möglich gehalten hätte. Initiativen zur Rettung der Wälder, Diskussionen in den Medien und ökologische Forschungen führten langsam zu einem Umdenken und neuen Ansätzen in der Fortwirtschaft. Maßnahmen zur Eindämmung der Umweltverschmutzung wurden ergriffen, vor allem der Ausstoß von Schwefeldioxid wurde drastisch reduziert und so unter anderem der Katalysator für PKW eingeführt. Dazu sind seitdem naturnahe Mischwälder wieder im Kommen und abgestorbene Bäume werden nicht mehr in erster Linie als „Schädlingsbrutstätte“ gesehen, sondern auch als Lebensraum und wichtiger Teil des Wald-Zyklus. So lässt sich heute wieder an einigen Orten Deutschlands „Märchenwaldstimmung“ erleben. Laubwälder, vor allem naturnahe Buchenwälder, haben zugenommen, der Fichtenbestand hat abgenommen.

Pferderassen: Zucht und Geschichte

20. Juni 2012 in Pferdetypen und Rassezucht

 

Bei Pferden gibt es sehr viel weniger reinrassige Zucht, als z.B. bei Hunden oder Katzen. Stattdessen wird danach verpaart, wer welche Eigenschaften vererbt und damit besonders gut für eine bestimmte Aufgabe geeignet ist. So werden auch viele bestehende Rassen immer wieder durch gezieltes Einkreuzen entsprechender „Vererber“ verbessert.

Die meisten heutigen Pferderassen entwickelten sich tatsächlich durch gezielte Zucht, also vom Menschen geplante Verpaarungen, mit einem bestimmten Zuchtziel. Zu nennen sind da vor allem Arbeitseigenschaften, Wesen, Gänge, manchmal auch ein imposantes Äußeres und vor allem in jüngerer Vergangenheit Erfolge im Pferdesport. Daneben gibt es aber auch ein paar „natürliche“ Pferderassen, ursprünglich lokale Schläge, die so lange ohne Einfluss durch andere Schläge/Rassen blieben, dass sich ein sehr einheitlicher Typ ohne spezielle Zuchtauslese durch den Menschen entwickelte. Dazu gehören z.B. Araber, Berber und einige isoliert lebende Nordponys, wie z.B. der Isländer.

 

Heute sind die Pferderassen auch über das Äußere definiert, wobei dies bei Pferden eng an die Leistung gekoppelt ist und damit einen anderen Hintergrund hat, als bei z.B. Hunden oder Katzen.

 

Die Rassezugehörigkeit, bzw. Reinrassigkeit, ist definiert über das Stutbuch, das Auskunft über den Stammbaum eines Pferdes gibt. Die Stutbücher der meisten Pferderassen sind allerdings kaum 100 Jahre alt. Man unterscheidet offene und geschlossene Stutbücher. In geschlossenen können nur Pferde registriert werden, bei denen bereits beide Elternteile im Stutbuch registriert sind. In offenen reicht es, wenn ein Elternteil im Stutbuch registriert ist. Das wird vor allem bei Sport-Warmblutrassen gemacht, die so schneller an neue Sportanforderungen angepasst werden können. Solche Rassen sind im Typ natürlich uneinheitlicher und ohne genau definiertes Zuchtziel in punkto Optik und Wesen.

 

Neben den Rassen gibt es auch Pferdetypen, die rein nach Verwendung eingeteilt werden. So ist es in Großbritannien z.B. üblich, Jagdpferde allgemein als Hunter zu bezeichnen, unabhängig von deren Abstammung oder Äußeren.

 

Besonderen Einfluss auf alle heutigen Warmblutrassen, und auch einige Ponys und Kaltblüter, nahmen der Araber und das Spanische Pferd, das wiederum stark vom Berber beeinflusst ist. Der Spanier ist dabei vor allem Vorläufer der amerikanischen Rassen, war aber im späten Mittelalter auch in ganz Europa weit verbreitet und wurde entsprechend in lokale Schläge eingekreuzt. Später wurde dann mit Arabern „veredelt“.

 

 

Man unterteilt die heutigen Pferde in Kalt-, Warm- und Vollblüter, sowie in Pferde und Ponys. Diese Einteilung ist keine wissenschaftlich exakte, sondern ordnet nach Äußerem, Abstammung und Wesen:

 

Vollblut

 

Der Begriff “Vollblut” ist vor allem Ausdruck langer Reinzucht. In erster Linie sind mit Vollblut die Vollblutaraber gemeint und einige direkt auf diese Araber zurückgehende Rassen, wie der Anglo-Araber und das englische Vollblut. Einige zählen auch den Berber dazu, dessen Rassegeschichte ähnlich alt wie die der Araber ist. Vollblüter haben einen leichten, sehnigen Körperbau, viel Temperament und einen schnellen, raumgreifenden Galopp. Sie gelten als sensibel, sehr ausdauernd und arbeitsbereit. Vollblüter haben ein quadratisches Format, was bedeutet, dass sie nicht länger als hoch sind, wie es bei Warmblütern der Fall ist. Man bezeichnet das Äußere als „edel“ und nimmt dies somit als Standard für den Begriff „edel“. Redet man bei einer anderen Rasse z.B. von einem edlen Kopf, meint dies, dass der Kopf Vollblut-ähnlich ist. Bei der Einkreuzung von Vollblütern spricht man entsprechend von „Veredeln“.

 

 

Warmblut

 

Württemberger

Das Warmblut entspricht dem optimalen Reitpferdetyp, der auch für die meisten Pferdesportarten die besten Anlagen mitbringt. Warmblüter haben einen nicht zu breiten, trotzdem sehr tragfähigen Rücken, der eine gute Sattellage ermöglicht, einen meist ausgeprägter Widerrist und eine schräge Schulter. Die Hinterhand ist muskulös, die Bewegungen sind raumgreifend, ohne zu viel Knieaktion. Die Größe liegt in etwa zwischen 150 und 170cm. Die meisten Warmblüter sind von Vollblütern beeinflusst, haben ein mittleres Temperament und gute Arbeitseigenschaften.

 

 

Kaltblut

 

Kaltblüter sind sehr kräftige, eher große Arbeitspferde. Sie sind zwar nicht schnell, aber ungemein stark, robust und auch ausdauernd. Legendär ist ihre enorm große Nervenstärke und Ruhe. Der muskulöse Körper ist breit und „tonnig“, mit kurzem, sehr kräftigen Rücken, eher kurzem Hals und starker Hinterhand. Die Brust ist breit, was auch eine breite Beinstellung nach sich zieht. Die Schulter ist eher steil, was kurze Aktionen mit hoher Knieaktion bedingt, optimal für Zugarbeit. Die meisten Kaltblüter wiegen über 800kg und der größte, das Shire Horse, kann über 2 Meter groß werden.
Ursprünglich wurden Kaltblüter zur Arbeit in der Land- und Waldwirtschaft gezüchtet und eingesetzt, daneben auch zum Ziehen schwerer Kutschen und als eindrucksvolle, nervenstarke Kriegspferde.

 

 

Pony

 

In Deutschland gilt als Pony, was ein Stockmaß von weniger als 148cm hat. Diese Einteilung ist allerdings recht willkürlich, da z.B. einige Vollblutaraber so auch unter „Pony“ fallen würden. Tatsächlich hat man beim Gedanken an ein Pony ein recht genaues Bild im Kopf, das sich durchaus von dem eines Pferdes unterscheidet: Ponys haben einen kompakten, stämmigen Körperbau, wobei der Rücken länger als die Widerristhöhe ist. Die Beine sind meist verhältnismäßig kurz, der Brustumfang dagegen sehr groß. Der Widerrist ist meist wenig ausgeprägt, der Hals eher kurz und sehr kräftig. Der Kopf ist ebenfalls kurz und kräftig mit breiter Stirn und kleinen Ohren. Schweif und Mähne sind sehr dicht. Die Hufe sind klein und hart, so dass oftmals kein Hufeisen benötigt wird.

Ponys sind in der Regel extrem trittsicher, zäh und robust und gute Futterverwerter. Legendär ist ihr ausgeprägter eigener Kopf, sie sind selbstsicher, nervenstark und wissen genau, was sie wollen.

Die Geschichte der Pferde

20. Juni 2012 in Pferde, Pferdetypen und Rassezucht

 

Pferde werden vom Menschen schon seit etwa 5-6 Tausend Jahren als Haustiere gehalten. Für die Menschheit war die Zähmung des Pferdes ein großer Fortschritt, da das Pferd für die Weiterentwicklung der Völker eine immense Rolle spielte. Es war ausschlaggebend für erfolgreiche Armeen, wichtiger Helfer in der Landwirtschaft und machte lange Reisen und schnelle Jagden erst möglich. Auch das Transportwesen, der Güterverkehr, die schnelle Verbreitung von Nachrichten und das Beherrschen großer Reiche hingen vom Pferd ab. Erst mit dem Aufkommen von Verbrennungsmotoren und der Entwicklung von entsprechenden Landwirtschaftsmaschinen, Transportmitteln und Waffen änderte sich dies. Heute sind Pferde in erster Linie Sport- und Freizeitpartner, mit entsprechend geänderten Zuchtansprüchen. Vor allem die schweren, genügsamen Arbeitstiere verschwinden zunehmend, zugunsten wendiger, schneller Sporttypen.

 

Die Geschichte des Wildpferdes ist natürlich schon bedeutend älter. Bereits vor rund 50 Mio Jahren gab es erste Pferde-Vorläufer, die allerdings in Waldgebieten lebten und nur etwa 20cm groß waren. Sie liefen noch auf Pfoten mit mehreren Zehen und ernährten sich vorwiegend von Laub. Im Laufe der nächsten 40 Mio. Jahre wurden die Pferdevorgänger langsam größer, der Kopf länger und es fand ein Übergang zum Zehenspitzengänger statt. Durch den Rückgang der großen Waldgebiete und dem Aufkommen der weiten Steppen, entwickelten sich diese Pflanzenfresser langsam vom Laub- zum Grasfresser.

 

 

Der vermutlich erste Einhufer kam vor gut 10 Millionen Jahren vor: Pliohippus. Pliohippus war dem heutigen Pferd optisch schon recht ähnlich, etwa 120cm groß, und bewohnte die weiten Graslandschaften Nordamerikas. Erst vor etwa 1,5 Mio Jahren erreichte der Vorgänger aller heutigen Pferde Eurasien. Es handelte sich bereits um die Gattung „Equus“, die einzige bis heute überlende Gattung der frühen Pferde.

 

Interessanterweise entwickelte sich das Pferd im Laufe der Geschichte hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent, starb dort dann aber vor etwa 10.000 Jahren aus. Alle heute in Nord- und Südamerika lebenden Pferde kamen erst später mit europäischen Entdeckern und Eroberern wieder auf den Kontinent. Das gilt auch für Zebras und Esel. Das Zebra entwickelte sich in Südafrika aus den eingewanderten Equiden, der Esel in Nordafrika. In den kalten nördlichen Regionen Europas und Asiens dagegen kamen langsam die Vorläufer des modernen Pferdes auf: das Przewalskipferd in Asien, der Tarpan im Bereich des heutigen Osteuropa und Westrußland, das Tundrenpferd in Nordostsibirien und das Waldpferd im heutigen Nordeuropa. Heute existiert als einzige echte Wildpferderasse nur noch das Przewalskipferd .

 

Wie genau sich aus diesen Wildpferden die heutigen Hauspferdetypen entwickelten, ist umstritten. Man geht allerdings mehrheitlich davon aus, dass die Domestikation nicht an einem Ort stattfand, sondern parallel durch verschiedene Völker und mit verschiedenen Wildpferdetypen. So könnte das nordeuropäische Waldpferd der Vorfahre der heutigen Kaltblüter sein, während der Tarpan ein möglicher Vorläufer der leichten Südpferde sein könnte.

 

Je nach Literatur, findet eine Einteilung in 2 oder in 4 frühe Pferdetypen statt, die zwar nicht wissenschaftlich exakt sind, aber ein Erklärungsmodell für das Wesen und das Äußere der heutigen Pferde liefern. Von zwei Pferdetypen ausgehend, unterteilt man in ein schwereres, sehr robustes „Nordpony“ und ein leichtes, schnelles „Südpony“, mit Unterschieden in z.B. Fluchtdistanz, Witterungsempfindlichkeit und Futterverwertung. Die 4 Pferdetypen unterteilen noch etwas genauer, wobei Typ1 und Typ 2 zum oben genannten „Nordpony“ zusammen gefasst werden können und Typ 3 und Typ 4 zum „Südpony“.

 

 

Die 4 Pferdetypen stellen sich wie folgt dar:

 

Typ 1: Nordpony

 

Das Nordpony soll in Nordwesteuropa gelebt haben, mit einem Stockmaß von etwa 120cm, geradem Kopf mit großen Nüstern zur Lufterwärmung und mit insgesamt robust-kräftiger Statur. Angepasst war es an feuchtkaltes Klima und karge Nahrung, sowie raue, felsige Landschaft. Daraus ergab sich eine hohe Robustheit, Nervenstärke (jede Flucht kostet Energie oder kann auf steinigem, hügeligen Boden zu schweren Verletzungen führen) und eine sehr gute Futterverwertung. Als Anpassung an knappe Nahrung und ausgeprägte Jahreszeiten, neigte der Pferdetyp nicht zu festen Revieren und war sehr wanderfreudig. Enges Zusammenleben unter widrigen Bedingungen sorgte für einen sehr aggressionslosen Pferdetyp mit geringer Individualdistanz. Das heutige Exmoor-Pony z.B. würde diesem Typ entsprechen.

 

 

Typ 2 Tundrenpony

 

Das Tundrenpony entspricht in etwa dem Przewalskipferd und lebte im heutigen Südrußland und Kasachstan, bis Iran und Westchina. Es war angepasst an große Kälte und knappe Nahrung. Das Tundrenpony soll größer und massiger gewesen sein, als das Nordpony und käme als Vorgänger des heutigen Kaltblutes in Frage. Vom Wesen her soll es ebenfalls sehr nervenstark, eher ruhig und aggressionslos gewesen sein.

 

 

Typ 3 Ramskopfpferd

 

Das Ramskopfpferd entwickelte sich im warmen Steppenklima Zentralasiens, war robust-athletisch und sehr schnell und wendig. Der heutige Achal-Tekkiner oder das Sorraia-Pferd entsprechen diesem Pferdetyp. Das Futterangebot und das Klima waren gut, was mit recht hohem Revierverhalten einherging, aber auch mit nur recht losem Herdenverband. Feinde waren in der ebenen Graslandschaft leicht zu entdecken und eine Flucht meist die beste Option. So ist die Flucht-, aber auch die Individualdistanz beim Ramskopfpferd groß. Das Fell ist fein, der Rumpf mehr auf optimale Atmung, weniger auf optimale Verdauung ausgelegt. Pferde diesen Typs sind sehr bewegungsfreudig und teils mit recht stürmischem Temperament gesegnet.

 

 

Typ 4 Steppenpferd

 

Das kleinere Südpferd soll sich in Südasien, dem Orient und Ägypten entwickelt haben, wo es sich mit zunehmend trocken-heißem Klima auseinander setzen musste. So ist es wanderfreudiger als das Ramskopfpferd, mit weniger Revierverhalten und damit weniger Aggressionen. Die steile Schulter und gerade Kruppe ermöglichten ausdauernden Galopp, so dass dieser Pferdetyp heute noch besonders gut für Distanzrennen geeignet ist. Trotz des eher zierlichen Äußeren ist der Pferdetyp sehr robust und kommt gut mit jahreszeitlich unterschiedlichem Futterangebot und Dürre zurecht. Allein feuchtes Klima bekommt ihm weniger. Der heutige Araber entspricht diesem Pferdetyp.

Die Geschichte des Hausmeerschweinchens

14. Juni 2012 in Meerschweinchen

Meerschweinchen stammen ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika. Dort, genauer in Peru, wurden sie schon vor über 6000 Jahren domestiziert, also vom Wildtier zum Haustier. Dabei ging es den Peruanern nicht um einen putzigen Wohnungsgenossen, sondern um Nahrung. Und das hat sich in Peru bis heute nicht geändert: über 50 Millionen Meerschweinchen werden dort Jahr für Jahr gegessen. Daneben hatte das Meerschweinchen auch kultische Bedeutung für die Inkas: sie wurden den Göttern geopfert, aber auch zur Heilung Kranker eingesetzt.

 

Die wilden Vorfahren der Meerschweinchen, die Tschudi-Meerschweinchen, leben nach wie vor in Süd- und Mittelamerika. Sie sind sehr robust, kommen in den Anden bis in 5000 Meter Höhe vor, sind aber auch im heißen, trockenen Tiefland verbreitet. Die geselligen Tiere leben in Kolonien von mindestens 20 Tieren, teils in einem verzweigten System aus unterirdischen Gängen, teils nur mit Büschen, Überhängen und Kuhlen als Flucht- und Rückzugsorte. Erst in der Dämmerung trauen sie sich ins Freie und gehen auf Nahrungssuche, wobei vor allem Gräser und Kräuter auf ihrem Speiseplan stehen. Durch ihr graubraunes Fell sind sie dabei gut getarnt. Meerschweinchen leben als Harem zusammen, ein Männchen hat also mehrere Weibchen. Im Vergleich zum Hausmeerschweinchen sind die Wildmeerschweinchen deutlich zierlicher gebaut, sehr schnell und können etwa 60cm hoch springen.

 

Nach Europa kamen die ersten Meerschweinchen mit den Spaniern und Holländern, die ab dem 16. Jahrhundert Amerika erkundeten und eroberten. Die Meerschweinchen waren ein nettes, gut zu transportierendes Mitbringsel auf der Heimreise. Es gibt verschiedene Theorien, wie das Meerschweinchen zu seinem englischen Namen „Guinea Pig“ kam. Zum einen wird vermutet, dass der Ursprung darin liegt, dass Meerschweinchen im Mittelalter sehr teuer in Europa waren. So wurde in England 1 Guinee dafür verlangt, was damals viel Geld war. Die zweite Theorie ist, dass Meerschweinchen auf Sklavenhändlerschiffen als lebender Proviant dienten. Die Sklavenhändler kauften ihre „Ware“ unter anderem in Guinea, wo sie entsprechend auch die Meerschweinchen mit an Bord genommen haben könnten.