Zur Zeit ist etwa 1/3 von Deutschland mit Wald bedeckt. Zum Vergleich: in Großbritannien oder den Niederlanden sind es nur 9-10%, in Österreich etwa 47% und in Finnland sogar 66%. Deutsche Wälder bestehen vor allem aus Fichten (28%), Buchen (15%), Kiefern (24%) und der Eiche (10%).
Dem deutschen Wald geht es dabei gesundheitlich schon wieder besser, als noch vor 25 Jahren, und einige große Waldgebiete wurden unter Naturschutz gestellt. Allgemein sind naturnahe Wälder im Kommen, es gibt wieder mehr Mischwälder, denen gestattet wird, sich zu einem Teil selbst zu regulieren und Unterholz zu bilden. Etwa 1/3 der deutschen Wälder können als (sehr) naturnah eingestuft werden. Naturnah ist es z.B., Bäume unterschiedlichen Alters gemischt zu haben und nur vereinzelt Bäume heraus zu schlagen, statt ganze Flächen zu fällen. Ein naturnaher Wald bietet schattigere und lichtere Stellen, trockenere und feuchtere Zonen, Bachläufe, junge und alte Bäume verschiedener Arten, Unterholz und damit viel unterschiedlichem Lebensraum. Totholz bietet Nahrung, Dünger und Lebensraum. Der Verzicht auf künstlichen Dünger bietet Arten einen Überlebensraum, die Düngemittel nicht vertragen, beispielsweise Orchideen oder Waldameisen.
Aber immer noch gibt es viele künstlich angepflanzte Monokulturen in Deutschland. Dazu kommen vom Menschen gepflanzte fremde Baumarten aus fernen Ländern, auf die die hiesige Tierwelt, die Insekten und auch die Mikroorganismen nicht eingestellt sind und die so zwar schön aussehen mögen oder effektiv wachsen, aber unter Umständen mehr Schaden als Nutzen bringen. Außerdem werden mit dem Import von hübschen tropischen Gehölzen für den Garten auch gerne mal Schädlinge eingeschleppt, denen hiesige Bäume nichts entgegen zu setzen haben, weil sie nie zuvor mit ihnen zu tun hatten. Auch die Klimaerwärmung stellt den Wald vor neue Herausforderungen: längere Dürrezeiten wie im Sommer 2003, schwere Stürme wie Wibke 1990 oder 2007 Kyrill, und wärmere Winter, die weniger Schädlinge abtöten. Es stellt sich nach wie vor die Frage: wie viel soll/kann/muss der Mensch eingreifen, versuchen zu lenken und das gewünschte zu unterstützen? Oder aber besser den Wald sich selbst regulieren lassen, was er es immerhin über viele Millionen Jahre erfolgreich getan hat?
Der Mensch nutzt den Wald natürlich weiter vielfältig, er braucht Bäume als Rohstoff, und damit sind nicht naturnahe „Urwälder“ eben auch notwendig. Aus Holz wird Papier, Möbel, Fußböden, Verpackungsmaterial, Häuser, Boote, Heizmaterial wie Pellets und Holzscheite, und vieles mehr. Wichtig ist, als Verbraucher auf die Herkunft des Holzes zu achten. Wurden dafür Urwälder, naturnahe Wälder abgeholzt, Lebensräume zerstört? Wurde das Holz weit transportiert mit entsprechenden Klimaemissionen? Mit dem Kauf einheimischer Holzprodukte kann man sich relativ sicher sein, dass Aspekte des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit berücksichtigt sind, in vielen ärmeren Ländern bedeutet Holzgewinnung dagegen Raubbau an der Natur. Der Endverbraucher hat es in der Hand.
Nutzung des Waldes und Forstwirtschaft
Es sind vor allem 3 große Bereiche für die der Wald heute genutzt wird: Freizeitgestaltung, Wirtschaft und Schutzfunktionen.
Vor allem für Städter ist der Wald oft in erster Linie ein Ausflugsziel. Hier ist man der Natur nahe, hat Ruhe, frische Luft, eine Abwechslung zum oft hektischen, lauten Alltag. Entsprechend viele Spazierwege führen durch deutsche Wälder. Oftmals gut gepflegt und ausgeschildert, teils mit Infotafeln oder als spezielle „Erlebnispfade“.
Aber der Wald ist auch ein Wirtschaftsfaktor: Viele Arbeitsplätze hängen vom Wald ab, in der Forstwirtschaft und auch in der Holz verarbeitenden Industrie. Möbel, Papier, Bauholz, Brennholz, Bodenbeläge und vieles mehr wird aus Holz hergestellt.
Zur wirtschaftlichen Nutzung gehört auch die Jagd mit Fleischnutzung, die Jagdpacht als „Hobby“ und entsprechende Produzenten von Jagdzubehör, die davon leben.
Eine sehr wichtige Funktion des Waldes ist sein unmittelbarer Umweltschutz-Aspekt. Wald speichert große Mengen Wasser und gibt es langsam wieder ab; er produziert Sauerstoff und bindet CO2, wodurch dem Klimawandel entgegen gewirkt wird. Er reinigt die Luft von Schmutz und auch das Wasser, wenn es durch seinen Boden sickert. Waldboden gefriert zudem kaum tief, so dass Wasser auch im Winter versickern kann, was Überschwemmungen im Frühjahr vorbeugt. Der Wald wirkt als Schutz vor Erdrutsch, Lawinen und Steinschlag und fängt Wind ab. Und nicht zuletzt ist er natürlich die Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten.
Ein Förster muss in „seinem“ Wald all diese Ansprüche in Einklang bringen, Naturschutz, Nachhaltigkeit, Erholungsfunktion und Wirtschaft.
wem gehört der Wald in Deutschland?
Knapp die Hälfte des Waldes ist in Deutschland Privatbesitz. Das bedeutet nicht zwingend, dass der Eigentümer sich selbst um die forstwirtschaftlichen Aspekte kümmert oder ein „Privatwald“ für z.B. einen Spaziergänger als solcher erkennbar ist. Wie bei Gemeinde-, Städte- und Staatseigenem Wald, kümmern sich meist Pächter oder darauf spezialisierte Unternehmen um den Wald. Gerade in ländlichen, waldreichen Regionen sind auch Zusammenschlüsse mehrerer Waldbesitzer üblich, die Pflege und Bewirtschaftung erleichtern. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Gesetzen, die vorschreiben, in welcher Weise man sich um seinen Wald zu kümmern hat, was man machen muss und was man nicht tun darf. Z.B. muss der Wald als solcher, nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit, trotz Bewirtschaftung erhalten bleiben. Hierfür spielt auch die Pflege, die Auswahl der Pflanzen, die Beachtung von Schutzzonen und die durchdachte Verjüngung des Waldes eine Rolle. Zudem sind Anzahl und Zusammenstellung des Wildes, Schädlingsbefall der Bäume und die Sicherheit von Spaziergängern zu beachten. Letzteres bedeutet z.B., dass entlang eines Wanderweges die Gefahr umstürzender Bäume minimiert werden muss.
In Deutschland ist Wald allgemein frei zugänglich, auch solcher, der sich in Privathand befindet. Dennoch kann es eingezäunte, z.B. speziell genutzte oder frisch aufgeforstete Flächen geben, bzw. solche, die aus Naturschutzgründen nicht betreten werden dürfen. Im Sinne der Natur sollten natürlich die in Deutschland zahlreich vorhandenen Waldwege nicht verlassen werden.
Wie wäre der Wald in Deutschland heute, gäbe es den Menschen nicht?
Echte Urwälder, also solche, die nie (oder schon sehr lange nicht mehr) dem Einfluss durch den Menschen ausgesetzt waren, gibt es quasi nicht in Europa. Ein wirklicher Urwald weist natürlich auch keine Wege und keinerlei Einflussnahme durch Förster auf, keine Fütterung von Wild, kein Pflanzen, Schützen oder Fällen von Bäumen. Wenige Rest-Flächen solcher Urwälder gibt es noch im skandinavischen und im osteuropäischen Raum. Naturschutzgebiete dagegen haben in der Regel lange eine Einflussnahme durch Menschen gehabt, sind nun aber speziell geschützt und es wird möglichst wenig künstlich reguliert. Es soll naturnah sein und vielen Arten einen geschützten Lebensraum bieten. Zumindest Kontrolle und Beobachtung durch Förster sowie Wanderwege gibt es meist dennoch.
Und ohne den Menschen? Mitteleuropa ist klimatisch „Waldland“. Wo immer Pflanzen halbwegs passende Bedingungen finden, entwickeln sich hier früher oder später Bäume, ein Wald. So wäre Deutschland ohne den Menschen fast vollständig von Wald bedeckt, offene Graslandschaften gäbe es kaum. Die Wilddichte wäre eher geringer und es gäbe mehr größere Raubtiere. An Bäumen wären in erster Linie Buchen zu finden. In höheren Lagen Fichten und Tannen, auf kargen Sandböden Kiefern und Birken, in Auen Erlen, Eschen und Pappeln. Eichen gäbe es deutlich weniger, als dies mit menschlichem Einfluss heute der Fall ist.
Die (Buchen-) Wälder wären dichter, dunkler und „unordentlicher“, als man es heute kennt. Es wäre eher feuchter, mit mehr natürlichen Bach- und Flusslandschaften.
Ohne Eingriff des Menschen ist der Wald recht stabil. Die Bäume werden größtenteils recht alt, wachsen im Alter langsam, es kommt wenig nach an neuen Bäumen. Dafür gibt es viel Totholz am Boden, das für viele Tiere und Pilze wichtig ist und letztlich zur Bodenverbesserung beiträgt.