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Alters- und Größenrekorde

29. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

wenn diese Bäume erzählen könnten…

Viele Bäume werden deutlich älter, als der Mensch. Einige Baumarten, wie der Mammutbaum, werden über 4000Jahre alt, manche Pinien sogar über 5000Jahre. Vor 5000 Jahren, als diese Bäume jung waren, waren die Menschen im heutigen Deutschland noch in der Jungsteinzeit!

 

Zu den ältesten Bäumen der Welt gehören daneben Zypressen, Grannenkiefern und Sicheltannen. Der momentane Rekordhalter ist aber eine recht klein gewachsene Fichte in Schweden: der vermutliche älteste Baum der Welt wurde auf gut 9500 Jahre bestimmt. Eichen, Kastanien oder Eiben erreichen Alter von immerhin 1-2 Tausend Jahren.

Dabei können Höhen von über 100m erreicht werden (z.B. Mammutbaum, einige Douglasien- und Kiefernarten und der Riesen- Eukalyptus) und Stammumfänge von weit über 10 Meter (Mammutbaum).

 

Zu den mächtigsten Bäumen der Erde gehören zweifellos die Mammutbäume. Der Mammut-Baum mit dem Namen Hyperion ist gut 115m hoch, der General Sherman Tree hat einen Stammdurchmesser von über 8 Metern auf Brusthöhe, an der Basis über 12m. Er gilt als eines der größten Lebewesen der Erde (noch größer werden vor allem sich unterirdisch ausbreitende Pilze!). Der General Sherman Tree hat ein Kubikvolumen von rund 1500 Kubikmetern und einen Stammumfang von gut 30m! Kaum vorstellbar und ungemein beeindruckend, wenn man ihn im Sequoia-Nationalpark in Kalifornien besucht.

Riesen-Mammutbäume werden über 1200 Tonnen schwer und bis zu 3000 Jahre alt. Sie sind extrem widerstandsfähig gegen Feuer und Parasiten, das Holz ist sehr robust.

 

Den größten gemessenen Stammdurchmesser hat ein Vertreter des Ahuehuete-Baums, das ist eine Zypressenart, in Mexico. Ihr Stammumfang beträgt unglaubliche 58m.

 

Die größten Bäume Deutschlands sind Douglasien, wobei sich mehrere Orte um den Titel „höchster Baum Deutschlands“ bewerben. Die jeweiligen Douglasien sind gut 60m hoch.

Der älteste Baum Deutschlands ist eine Eiche, die schon etwa 1500Jahre an ihrem Platz steht.

Aus Licht wird leben: Photosynthese

29. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

Pflanzen sind zu etwas phantastischem in der Lage: sie können die Grundbausteine des Lebens aus nicht viel mehr als CO2, Sonnenlicht und Wasser herstellen! Die Tiere, auch der Mensch, sind dazu nicht in der Lage, müssen Pflanzen oder andere Tiere essen, um selbst an diese Grundbausteine zu kommen. Damit wäre tierisches Leben ohne die Primärproduzenten Pflanzen kaum vorstellbar.
Als netten Nebeneffekt produzieren die Pflanzen dabei auch noch den Sauerstoff, den wir zum atmen brauchen.

 

Photosynthese

Buche

Die Photosynthese im einzelnen durchzusprechen, würde an dieser Stelle zu weit führen, hier also nur ein ungefährer Ablauf.

 

Die Photosynthese findet bei Pflanzen vor allem in den grünen Blättern statt, genauer in den Chloroplasten. Dabei befinden sich auf wenigen Quadratmillimetern Blatt mehrere Millionen Chloroplasten. Die grüne Farbe der Blätter liegt am Chlorophyll: Pigmente in den Chloroplasten, die für die Aufnahme der Lichtenergie zuständig sind. Das Chlorophyll absorbiert dabei Licht bestimmter Wellenlänge, nämlich vor allem rotes und blaues. Deshalb sind die Blätter grün: das Licht dieser Wellenlänge wird kaum absorbiert, bleibt also übrig.

 

Am Anfang steht also das Licht: Licht ist eine Form von Energie, die die Pflanzen nutzen können. Ganz grob beschrieben, wird die Energie genutzt, um Elektronen über eine Transportkette auf universelle Energieträger der Zelle zu übertragen, die so wieder „arbeitsfähig“ werden. Dabei wird letztlich auch Wasser in Sauerstoff und Protonen aufgespalten (der Sauerstoff entsteht also aus dem Wasser, nicht aus CO2!). Die Protonen (H+) und die universellen Energieträger sind in einem zweiten Schritt dann nötig, um aus CO2 Zucker zu bauen. Die Zucker sind zum einen ebenfalls ein Energiespeicher, zum anderen können sie z.B. für die Synthese von Nukleotiden (DNS), Fetten oder Proteinen genutzt werden, also für die Bausteine des Lebens.

 

Um eine optimale Sonnenlichteinstrahlung für die Chloroplasten zu haben, sind die Blätter in der Regel sehr flach, mit entsprechend großer Oberfläche.

 

Eiche

Wichtig sind auch die Spaltöffnungen (Stomata), die sich in der Regel an der Blattunterseite befinden. Hierdurch gelangt das CO2 in die Blätter und der Sauerstoff hinaus. Die Öffnungen sind bei den meisten Pflanzen zu klein, um sie mit bloßem Auge zu sehen. Das Wasser, das neben dem CO2 zur Photosynthese benötigt wird, wird über die Wurzeln aufgenommen und über spezielle Leitungsbahnen in die Blätter transportiert. Dies ist ebenfalls eine Leistung, immerhin muss das Wasser bergauf fließen!

 

 

Photosynthese in einfachster Gleichung:

 

CO2 (Kohlendioxid) + H2O (Wasser) -> CH2O (Zucker) + O2 (Sauerstoff); bzw. alles mal 6, da als Zucker letztlich Glucose entsteht. Der Sauerstoff stammt dabei nicht aus dem CO2, sondern aus dem Wasser.

 

 

Man kann grob sagen, etwa 12 erwachsene Bäume produzieren so viel Sauerstoff-Überschuss pro Jahr, wie ein Mensch im selben Zeitraum „veratmet“.

 

Warum verlieren Bäume im Winter ihre Blätter?

23. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

In unseren Breiten verlieren viele Laubbäume im Winter ihre Blätter. Das hat mehrere Gründe.

 

der Ilex ist ein Laubbaum, dessen Blätter den Winter überstehen

Zum einen müssen die Blätter aufwändig modifiziert werden, um bei Frost nicht kaputt zu frieren und ihre Funktionstüchtigkeit zu erhalten. Wenn der Zellsaft gefriert, werden durch die Eiskristalle Zellstrukturen zerstört, die Membranen verlieren ihre Durchlässigkeit, Enzyme können nicht mehr arbeiten. Die biologischen Vorgänge müssen nach und nach eingestellt werden, die Blätter sterben. Um dem Winter zu widerstehen, müssen die Blätter dicker und härter sein, es muss ein Frostschutz in den Zellen gebildet werden, um den Zellsaft flüssig zu halten, und die Membranen müssen modifiziert werden. Trotzdem ist bei Minusgraden Photosynthese kaum mehr möglich, da die Zellen alle Aktivitäten stark herunter schrauben (bei Kälte läuft alles langsamer ab, es fehlt „Energie“, der Zellsaft ist dickflüssiger), zudem fehlt das Wasser aus dem gefrorenen Boden für die Photosynthese.

 

warum verlieren Bäume ihre Blätter?

die Lärche im Herbst; zum Winter wirft sie ihre Nadeln ab

Tatsächlich halten auch Nadelbäume im tiefsten Winter eine Winterruhe und betreiben kaum Photosynthese (zu den Anpassungen der Nadelbäume siehe auch hier). Der Vorteil, die Blätter/Nadeln im Winter zu behalten ist, dass sie im Frühjahr nicht mit viel Baustoffeinsatz ganz neu gebildet werden müssen und bei den ersten warmen Tagen sofort mit der Photosynthese beginnen können. Der Nachteil ist, wie beschrieben, dass es sehr aufwändig ist, Blätter winterfest zu bekommen.

Man kann nicht allgemein sagen, dass Nadelbäume sich für den einen, Laubbäume für den anderen Weg entschieden haben. Es gibt Nadelbäume, die ihre Nadeln im Winter abwerfen, wie die Lärche, und „Laubpflanzen“ die ihre Blätter behalten, z.B. der Buchsbaum, die Stechpalme (Ilex) oder Efeu.

 

Ein weiterer Grund, warum viele Laubbäume ihre Blätter im Winter nicht behalten ist, dass sie darüber zu viel Wasser verlieren würden. Die Wurzeln können aus dem gefrorenen Boden kaum mehr Wasser aufnehmen, über die Blätter wird aber nach wie vor Wasser über Verdunstung verloren. Die Folge wäre, dass der Baum vertrocknet und abstirbt.

 

Ebenfalls zu bedenken ist die Schneebruchgefahr. Fichten und Tannen passiert das selten, durch ihre Wuchsform und die biegsamen Äste gleitet der Schnee bei zu großem Druck nach unten. Laubbäume dagegen verlieren im Winter auch ohne Blätter durchaus Äste, wenn sich zu viel Schnee auf ihnen sammelt. Mit Blättern wäre die Oberfläche des Baums sehr viel größer, es bleibt mehr Schnee auf ihnen liegen und die Blätter selbst wiegen auch einiges.

 

Im Herbst bauen die laubabwerfenden Bäume die Nährstoffe in den Blättern ab und lagern sie im Spross und in den Wurzeln ein. Auch Pigmente („Farbstoffe“) wie das Chlorophyll werden nun abgebaut. Neben dem Chlorophyll nutzt die Pflanze auch andere Pigmente zum absorbieren des Sonnenlichts, z.B. die gelblichen Xantophylle oder rötliche Carotinoide.

Buche

Tatsächlich sieht man die Farben, die das Pigment nicht heraus filtert. Das Chlorophyll z.B. absorbiert mit einem Maximum im blauen und im roten Bereich. Das „Grün“ bleibt gewissermaßen übrig. Da Blätter vor allem Chlorophyll nutzen, ist der Baum grün. Ob das Grün hell oder dunkel, mit Olivtönung oder mehr ins gelbliche geht, hängt vom Mischungsverhältnis mit den anderen Pigmenten/Farbstoffen ab. Im Herbst wird von einigen Pflanzen das Chlorophyll zuerst abgebaut, bzw., es ist am instabilsten. Carotinoide und Xantophylle sind aber teils noch aktiv, deshalb sind die Blätter nun rot oder gelb. Dazu kommt, dass Abbauprodukte des Chlorophylls ebenfalls rötlich scheinen können.

Die Pflanze merkt an der Tageslänge und an der Temperatur, dass es Zeit ist, die Blätter abzuwerfen. Pflanzenhormone spielen zudem eine Rolle, deren Mischungsverhältnis sich im Spiegel der Jahreszeiten ändert.

 

Die Gefäße, die Wasser, Mineralien und organisches Material in und aus den Blättern transportieren, werden nun geschlossen. Oft bildet die Pflanze sogar eine richtige Trennschicht zwischen Spross und Blattansatz. Diese verfügt über eine Sollbruchstelle, ist die Trennschicht fertig, fällt das Blatt zu Boden. Manche Bäume bauen keine Trennschicht, sondern verstopfen nur die Gefäße. Die Blätter bleiben so im Winter lange braun und trocken am Baum. Hierzu gehört z.B. die Hainbuche.

Wann genau das passiert, hängt von der Baumart und dem einzelnen Individuum ab. Einige Bäume verlieren ihre Blätter schon sehr früh, andere lassen sich lange Zeit.

Stamm, Blätter und Wurzeln

22. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

Pflanzen haben den Nachteil, an einen Ort fest gebunden zu sein, und das teils über 1000 Jahre und mehr. Sie müssen dort Wind, Regenmangel, Parasitenbefall oder Kälte trotzen, sich gegen andere Pflanzen im Wettstreit um Licht durchsetzen und trotz ihrer Immobilität dafür sorgen, dass ihre Eizellen befruchtet und ihre Nachkommen möglichst weit verbreitet werden. So haben Landpflanzen im Laufe der Evolution eine Reihe von Fähigkeiten entwickelt, um all dies bewerkstelligen zu können (siehe auch: Entwicklung der Landpflanzen). Dazu gehören z.B. spezialisierte Leitgefäße, Pflanzenhormone, Samen und Früchte, eine wächserne Hülle (Cuticula) gegen Austrocknung mit Spaltöffnungen zum Gasaustausch und die Gewebespezialisierung mit einer Gliederung in Wurzeln (Wasser- und Mineralienaufnahme, Speicherfunktion, Halt), Spross (Festigung zum Höhenwuchs, Speicherfunktion und Transport) und Blätter (Photosynthese).

 

 

Wurzeln

 

Wurzeln dienen der Verankerung im Boden, der Wasser- und Mineralienaufnahme sowie der Speicherung von Nährstoffen.

 

Je nach bevorzugten Böden der Pflanzenart, verlaufen die Wurzeln flach unter der Erde oder gehen tief in den Boden, teils sehr stark, teils weniger verzweigt. Die Tiefwurzler haben besseren Halt, aber die meisten Nährstoffe (und Sauerstoff!) befinden sich nur weit oben im Boden. Zudem ist die Feuchtigkeit des Bodens wichtig. Wenn der Boden in der Tiefe durch Grundwasser dauerfeucht ist, sterben die Wurzeln dort ab. Zu wenig Wasser ist freilich auch nicht gut: Über die Wurzeln werden bei einem Baum im Sommer durchaus mehrere Hundert Liter Wasser pro Tag aufgenommen.

Nur die feinen Wurzelhaare dienen tatsächlich der Wasseraufnahme, die dickeren Wurzeln sind dazu nicht in der Lage, sondern verankern die Pflanze und/oder haben Speicherfunktion. Vor allem im Winter werden von einigen Pflanzen in den Wurzeln Stärke und andere Nährstoffen eingelagert. Besonders ausgeprägt ist diese Speicherfunktion z.B. bei Möhren und Rüben.

 

Viele Bäume arbeiten mit Mykorrhiza zusammen. Das sind Pilze, die symbiontisch mit dem Baum an den Wurzeln leben. Die Pilze helfen bei der Aufnahme von Wasser und bestimmten Mineralien und bekommen dafür im Gegenzug organisches Material von der Pflanze gestellt. Mykorrhiza können daneben auch bei der Bekämpfung von Schädlingen helfen.

 

Über das Wasserleitsystem, das Xylem, wird das Wasser nach oben über den Baum bis in die Blätter verteilt. Das Wasser ist wichtig, damit die Blätter mittels Photosynthese organisches Material herstellen können. Dieses wiederum wird über das Phloem, das Gefäßsystem für organische Nährstoffe, von den Blättern bis in die Wurzeln verteilt. Ohne das organische Baumaterial könnten die Wurzeln nicht wachsen.

Die Wurzeln selbst können Mineralien und andere Nährstoffe über die Wurzelhaare aus dem Boden aufnehmen. Bäume können dabei relativ gezielt genau die Nährstoffe und Mineralien herausfiltern, die sie brauchen. Dabei werden teils auch bestimmte Pflanzen-Enzyme in den Boden abgegeben, die Mineralien aufschließen, damit die Wurzelhaare sie aufnehmen können. Andere Enzyme sind in der Lage, die Wurzeln fremder Pflanzen abzutöten, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen!

 

 

der Stamm, Holz und Jahresringe

 

Um die überlebenswichtige Photosynthese betreiben zu können, brauchen Pflanzen ausreichend Licht. Eine Möglichkeit, sich dabei gegen andere Pflanzen durchzusetzen, ist höher zu wachsen. Ein Höhenwachstum erfordert Stützelemente, den Stamm oder bei kleineren Pflanzen Stängel, die gleichzeitig fest genug und elastisch sein müssen. Zudem müssen sie in der Lage sein, Wasser und Nährstoffe über die Pflanze zu verteilen.

Der Stamm ist dabei in seinem Aufbau geradezu genial: eine Schicht teilungsaktiver Zellen, knapp unter der Rinde des Baumes, gibt Jahr für Jahr verholzende Zellen zur Wasserleitung nach innen ab (das Xylem) und Leitbahnen für organische Substanzen nach außen (Phloem). Die Wasserleitbahnen bestehen aus gut abgedichteten festen, holzigen Zellwänden, die eigentlichen Zellen leben nicht mehr. Jedes Jahr werden neue Wasserleitungen gebaut, die alten bilden den zunehmend dickeren Holzstamm. Das Phloem ist als „Bast“ direkt unter der Rinde zu sehen.

 

Das Wasser fließt im Stamm hauptsächlich mittels Saugspannung nach oben. Das funktioniert so: die Blätter verbrauchen viel Wasser und/oder verlieren es über Verdunstung. Dadurch entsteht in der Wasserleitung ein starker Unterdruck, der neues Wasser nach oben saugt. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers von den Wurzeln nach oben kann dabei bis zu 75cm pro Minute betragen!

 

Jedes Jahr wird in Deutschland im Winter das Wachstum eingestellt. Im Frühjahr sind dann die ersten neuen Gefäßzellen relativ groß und deren Wände eher dünn, im Spätsommer ist es umgekehrt. So entstehen die „Jahresringe“ an den Stämmen. Anhand der Jahresringe lässt sich auch erkennen, wie gut das Klima in dem Jahr für den Baum war oder ob z.B. Parasitenbefall vorlag. Schmale Jahresringe deuten dabei auf „Probleme“ hin, z.B. ein sehr trockenes Jahr, hohe Luftverschmutzung oder dass der Baum bereits sehr alt ist.

Das Hauptwachstum von Stamm, Ästen und Zweigen findet im Frühjahr statt. Im Verlauf des Sommers wird das neue Gewebe dann härter, wächst dafür aber weniger schnell. Im Winter ruht der Baum. Der Stamm wächst damit bis ans Lebensende des Baums in die Dicke, während das Höhenwachstum irgendwann stagniert.

 

Birke

Die Rinde eines Baums kann unterschiedlich dick sein und besteht meist aus schützender Korksubstanz, holzigen Zellen und altem Phloem. Sie sorgt dafür, dass das Wasser im Baum bleibt und nicht verdunsten kann, und dass möglichst wenige Schädlinge es schaffen, den nahrhaften Phloem-Saft anzuzapfen.

Ein völliges Abdichten ist für die Pflanze allerdings auch nicht gut: so ermöglichen Korkporen, die Lentizellen, einen Gasaustausch mit der Umgebungsluft.

Wenn eine neue Schicht zur Borke hinzu kommt, reißt die alte Borke auf, da die Zellen dort in der Regel nicht mehr teilungsaktiv sind. Die Baumarten haben dies unterschiedlich gelöst: bei Platanen z.B. blättert die äußere Schicht ab, Eichenborke wird tief rissig und bei Moorbirken löst sich die Rinde in Streifen. Die Buche dagegen bildet kaum Borke, sondern belässt ihre Schicht teilungsaktiver Zellen dicht unter der eher dünnen Rinde.

Harz dient dem Abdichten von Wunden. Es verhindert dort den Austritt von Nährstoffsaft und Wasser und wirkt Parasitenbefall entgegen. Aber nicht alle Bäume besitzen Harz, der Eibe z.B. fehlt es ganz.

 

 

Blätter

 

der Aufbau einer Pflanze: das BlattAlle Lebewesen brauchen Nährstoffe, um wachsen und leben zu können. Viele Lebewesen können dabei organische Nährstoffe, also die Grundsubstanzen des Lebens, nicht selbst produzieren, sondern sind darauf angewiesen, andere Lebewesen (Pflanzen oder Tiere) zu essen. Pflanzen dagegen sind in der Lage, sich von Wasser, CO2, einigen Mineralien und Phosphaten und der Energie der Sonne zu ernähren. Sie bauen also alle organischen Substanzen aus anorganischem Material selbst auf und ermöglichen damit erst alles andere Leben auf der Erde. Dieser bemerkenswerte Prozess, die Photosynthese, findet hauptsächlich in den Blättern statt, die genau dafür existieren und optimiert sind.

Blätter haben zuleitende Gefäße für Wasser und Mineralien und ableitende, um die hergestellten organischen Substanzen in der Pflanze zu verteilen. Sie sind vollgestopft mit Chlorophyll in bestimmten Zellkörperchen, den Chloroplasten, in denen ein wichtiger Teil der Photosynthese stattfindet. Die Absorption von Licht bestimmter Wellenlänge sorgt für die grüne Farbe.

 

Blätter sind deshalb meist extrem flach, damit das Sonnenlicht optimal genutzt werden kann. Die Wuchsform der Pflanze und die Ausrichtung der Blätter orientieren sich ebenfalls am maximal möglichen Lichteinfall.

Stomata, kleine, schließbare Öffnungen, die sich zumeist an der Blattunterseite befinden, ermöglichen den Gasaustausch, also die Aufnahme und Abgabe von CO2 und Sauerstoff.

Um über Verdunstung nicht zu viel Wasser zu verlieren, sind die Blätter mehr oder weniger ausgeprägt von einer dünnen Wachsschicht umgeben. Die Epidermis schützt zudem mechanisch gegen Eindringlinge.

Etwas anders verhält es sich bei den Blättern der Nadelbäume, unter anderem, weil sie an strenge Winter angepasst sind (siehe auch: Blattabwurf im Winter)
Blätter behalten ihre Form vor allem durch den Turgor: sie sind prall gefüllt mit Zellsaft, Zellwände verhindern ein Platzen. Durch den Innendruck richten sich die Blätter auf. Man kann das gut an welkenden Blättern sehen: die Flüssigkeit reicht nicht mehr, um den Druck aufrecht zu erhalten, das Blatt fällt in sich zusammen.

Daneben stabilisieren auch die Blattadern und spezielle Festigungsstränge die Blattform.

 

 

Es gibt die verschiedensten Blattformen: z.B. gelappt, gezackt, handförmig, rund und glatt oder gefiedert. Teils kann die Blattform/Größe durch den bevorzugten Standort der Pflanze erklärt werden, z.B. um im Freistand nicht von starken Winden zerfetzt zu werden. Dies könnte z.B. auf die Birke zutreffen, die auch in sehr rauem Klima wächst.

Tatsächlich gibt es aber noch keine wirkliche Erklärung für die erstaunlich große Blattvielfalt.

 

 

weiter lesen:

 

Warum verlieren Bäume im Winter ihre Blätter?

 

Photosynthese

Der Siegeszug der Samenpflanzen

22. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

Vor rund 320 Millionen Jahren traten erstmals Samenpflanzen auf. Als dann die riesigen Sümpfe, die das Devon bis weit in das Karbon hinein prägten, vor etwa 300Mio Jahren fast völlig verschwanden, setzten sich die Samenpflanzen endgültig gegen die nun zahlreich aussterbenden samenlosen Gefäßpflanzen-Arten durch.

 

Auch die Kirsche gehört zu den Samenpflanzen

der Samen, attraktiv verpackt zur Verbreitung über Tiere

Mit den Samenpflanzen kamen wieder viele Neuentwicklungen: Die namensgebende, der Samen, schützt und ernährt den Embryo, ermöglicht eine Ausbreitung über weitere Strecken und eine „Keimruhe“ bei widrigen Bedingungen. Hier nun befindet sich der Gametophyt stark reduziert im, bzw. am Sporophyten, wodurch er besser vor Austrocknung geschützt ist und vom Sporophyten ernährt werden kann (vgl. Fortpflanzungsexkurs bei den Moosen). Statt schwimmender männlicher Gameten gibt es bei fast allen Samenpflanzen Pollen. Diese brauchen kein Wasser mehr, um zur Eizelle zu gelangen, stattdessen wurden verschiedene andere Mechanismen zur Verbreitung entwickelt. Der ursprünglichste ist die Windbefruchtung, Gymnospermen (Nacktsamer) wie die Nadelbäume nutzen fast nur diese. Bei den Angiospermen (Bedecktsamer, Blütenpflanzen) wird dagegen auch auf Tiere gesetzt.

 

präzise Zustellung des Pollens

Die Fortbewegung durch die Luft (Windbefruchtung) ist unpräzise, von Wind und Regen abhängig und davon, in welcher Entfernung die nächste Eizelle angetroffen werden kann. So werden sehr große Mengen Pollen frei gesetzt, was im Frühjahr und Frühsommer als gelber Staub gut zu sehen ist. Pollensäcke helfen teils beim Schweben, der Pollen selbst ist möglichst leicht. Oft blühen diese Pflanzen noch bevor die Blätter sich im Frühjahr ganz entfaltet haben, damit nicht so viel Pollen an den Blättern hängen bleibt, um dann nutzlos vom nächsten Regen zu Boden gespült zu werden.

Bei der Tierbestäubung ist die Zustellung des Pollens sehr viel präziser. Dafür sind deutlich aufwändigere Blüten nötig, dazu weitere Lockstoffe (Geruch, Nektar) und die Blüte muss natürlich auch stabil genug sein, die zur Verbreitung des Pollens nötigen Tiere zu tragen. Der Pollen ist in dem Fall klebrig (und schwerer) und haftet so gut an den Tieren.

 

Einige Samenpflanzen sind außerdem zu sekundärem Dickenwachstum fähig, d.h. der Spross wächst nicht nur in die Höhe, sondern auch kontinuierlich und verholzend in die Breite (siehe auch hier).

 

Samenpflanzen werden in Nacktsamer (Gymnospermen, z.B. Nadelbäume) und Bedecktsamer (Angiospermen, Blütenpflanzen) unterteilt.

Gymnosperme; ein mächtiger, alter Nadelbaum

Die Gymnospermen sind dabei viel älter, „echte“ Blütenpflanzen gibt es erst seit rund 150Mio Jahren (vorherrschend seit etwa 135Mio Jahren).
Die Begriffe werden z.T. unterschiedlich genutzt: So kann man durchaus auch bei Nadelbäumen von Blüten lesen (es handelt sich bei den „Blüten“ der Nadelbäume meist um Staubblätter und Fruchtblätter, die an unterschiedlichen Zapfentypen sitzen). Die „echten“ Blütenpflanzen sind allerdings Teil der Angiospermen=Bedecktsamer. Die Begriffe Blütenpflanzen und Angiospermen werden dazu häufig synonym benutzt. Aber ausschließlich die Angiospermen können, per definitionem, Früchte bilden, da nur sie einen Fruchtknoten besitzen.

 

 

Gymnospermen

 

Zu den Gymnospermen (=Nacktsamer) gehören die Cycadeen, Gingko-Gewächse, Gneto-Gewächse und Koniferen. Die Koniferen sind das, was man als „Nadelbaum“ kennt: Fichten, Kiefern, Zypressen, Eiben und andere. Sie sind sehr viel artenreicher und verbreiteter in der Welt, als die restlichen Klassen der Gymnospermen.

 

Gymnospermen haben im Gegensatz zu den Angiospermen (Bedecktsamern) noch keinen Fruchtknoten, in dem sich die Samen entwickeln können und bilden damit auch keine Früchte. Auch das Gefäßsystem zur Wasser- und Nährstoffleitung unterscheidet sich von dem der Angiospermen.

 

 

Nadelbäume (Koniferen)

 

ein riesiger Wald, aber nur 2 Arten: Fichten und Lärchen im Herbstkleid

Die Nadelbäume sind zwar am artenreichsten unter den Nacktsamern, aber auch sie stellen heute gerade mal etwa 800 Arten weltweit. Zum Vergleich: bei den Bedecktsamern (Blütenpflanzen) sind es mindestens 250.000 Arten. Die wenigen Nadelbaumarten, die es gibt, bedecken allerdings große Areale in der Welt, z.B. riesige Flächen in Sibirien oder Nordamerika. Sie können sich vor allem in den kalten, eher trockenen Regionen der Erde gegen die Blütenpflanzen durchsetzen.

 

Konifere heißt übersetzt „Zapfenträger“. Tatsächlich haben sehr viele Nadelbäume ihre Fortpflanzungsorgane an Zapfen sitzen. Häufig gibt es „männliche“ und „weibliche“ Zapfen, die sich aber meist am selben Baum befinden. In den männlichen Zapfen wird der Pollen zur Windbestäubung gebildet, in den weiblichen Zapfen findet die Befruchtung statt und der Samen reift in ihnen heran.

 

Die meisten Arten sind immergrün, betreiben im Winter aber nur begrenzt (an warmen, sonnigen Tagen) Photosynthese. Da sie im Frühjahr nicht erst aufwändig Blätter bilden müssen, können sie so bereits die ersten warmen Frühlingstage voll nutzen. Damit sind sie die Bäume für kurze Vegetationsperioden.

 

Die Nadeln vertragen die Kälte durch einige Anpassungen: z.B. eine dicke Wachsschicht (Cuticula) und Spaltöffnungen in Gruben.

Nadeln vertragen sehr tiefe Temperaturen

Die Spaltöffnungen dienen dem Gasaustausch, über sie wird aber auch durch Verdunstung viel Feuchtigkeit verloren. Das wird im Winter zum Problem, wenn der Boden tief gefroren ist und so kein neues Wasser mehr aufgenommen werden kann. Abgesenkte Spaltöffnungen verringern das Verdunstungsrisiko. Dazu sind die Nadeln sehr hart und der Zellsaft ist mit „Frostschutz“ angereichert. Würde der Zellsaft einfrieren, würden die so gebildeten Kristalle die Membranen und inneren Zellstrukturen zerstören. Auch die Zell-Membran selbst ist modifizierbar. Es können mehr ungesättigte Fettsäuren eingebaut werden, damit auch bei Frost eine gewisse Fluidität bewahrt wird.
Die Wuchsform und biegsame Äste verhindern Schneebruch. Laubbäume sind davon sehr viel bedrohter, vor allem im Herbst und Frühjahr, wenn sie schon/noch Blätter haben. Die dünnen Nadeln der Nadelbäume bieten zudem Schnee und Wasser weniger Möglichkeit, sich auf ihnen anzutürmen.

 

Anders als bei vielen Laubbäumen, findet das Höhenwachstum nur am Hauptstamm statt. Dieser unterdrückt hormonell das gleichzeitige Austreiben eines zweiten Stamms. Bricht die Spitze ab, wird die Hormonsteuerung einige Zeit ungenau. Jetzt kann es passieren, dass sich mehrere neue Spitzen bilden und auch ein Nadelbaum zwei „Stämme“ bildet.

 

 

 

Angiospermen/Bedecktsamer (Blütenpflanzen)

 

Blüte

Die Bedecktsamer blicken auf eine große Erfolgsgeschichte zurück. Sie haben es geschafft, fast die ganze Welt zu besiedeln, sie bieten mehrere Hunderttausend Arten auf, von winzig klein bis zu mächtigen Bäumen. In Wüstenregionen, im Regenwald, im Gebirge und selbst in der Antarktis sind sie zu finden. Sie sind immergrün oder nur sommergrün, Rankpflanzen, Wasserpflanzen, fleischfressende Pflanzen, nur im Frühjahr aus Zwiebeln austreibend oder groß und verholzt.

 

Die interessantesten Blüten existieren, z.B. passgenau zugeschnitten auf die eine Insektenart, die für die Pollenverbreitung zuständig ist oder Fliegen über Aasgeruch anlockend oder leuchtend bunt und duftend mit wohlschmeckendem Nektar. Auch Windbestäuber mit sehr unauffälligen Blüten gibt es unter den Bedecktsamern.

 

der Haselnussstrauch blüht zeitig im Jahr und verbreitet seine Pollen mit Hilfe des Windes

Die Windbestäubung findet dabei oft schon vor dem Austreiben der Blätter im Frühjahr statt. So soll verhindert werden, dass der Pollen an den Blättern hängen bleibt und dann mit dem nächsten Regen zu Boden gewaschen werden. Die Insektenbestäubung dagegen ist zum einen vom Laub unabhängig, zum anderen kommen viele Insekten erst, wenn die Fröste zuverlässig vorbei sind. So blühen Apfelbaum und Co erst im Frühsommer.

 

Die meisten Angiospermen haben in einer Blüte männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane vereint: der weibliche Fruchtknoten und das männliche Staubblatt. Teils ist das Ganze mit Mechanismen ausgestattet, um eine Selbstbefruchtung zu verhindern.

Nach der Befruchtung wächst dann geschützt im Fruchtknoten der Samen heran. Dies ist ein Hauptunterschied zu den Nacktsamern: der geschlossene Fruchtknoten, der sich zur Frucht ausbilden kann. Durch eine „doppelte Befruchtung“ wird zusätzliches Nährgewebe für den Embryo geschaffen.

 

Nun stellt sich für die Pflanze die Frage, wie der Samen verbreitet werden kann. Für die Pflanze macht es Sinn, wenn der Samen ein Stück weg von der Mutterpflanze ein Plätzchen für sich findet. So kann eine Ausbreitung der Art stattfinden und die Mutter- und die Tochterpflanze nehmen sich gegenseitig nicht Sonnenlicht, Nährstoffe und Wasser weg. Und falls sich die Bedingungen ändern am Standort, ist eine weitere Verteilung der Art sehr vorteilhaft, damit nicht alle Pflanzen Schaden nehmen.

 

manchmal hilft auch der Mensch bei der Verbreitung des Samens

Es gibt Samen, die durch die Luft verbreitet werden, teils aus explodierenden Kapseln katapultiert oder leicht genug, um mit dem Wind zu schweben, als Kletten über Tierfell auf Reisen oder mit Propeller und Segel zur weiteren Windverbreitung ausgestattet. Und natürlich als essbare Früchte: darauf getrimmt, gut zu schmecken und gut auszusehen und so Tiere anzulocken. Die Früchte sind dabei oft erst genießbar, wenn der Samen im Inneren reif ist. Das wird den Tieren auch durch Farbe und Geruch angezeigt. Die Tiere fressen entweder nur das Fruchtfleisch und lassen den Kern irgendwo fallen oder sie verdauen die Frucht mit den Samen und scheiden die Samen unbeschadet wieder aus. Noch einen anderen Weg schlägt z.B. die Hasel ein: die Haselnuss ist der Samen, sie hat kein Fruchtfleisch drum herum. Wird sie gegessen, kann aus diesem Samen keine Pflanze mehr wachsen. Trotzdem ist die Haselnuss nicht giftig, sondern sogar für einige Tiere sehr schmackhaft. Der Trick ist, dass Tiere, wie z.B. das Eichhörnchen oder Mäuse, Wintervorräte mit Haselnüssen anlegen. Sie vergraben an unterschiedlichen Stellen Nüsse, finden aber nicht alle wieder. Die Nüsse, die ungefressen durch den Winter kommen, können perfekt in der Erde versenkt im kommenden Frühjahr austreiben. Ähnlich verfahren auch z.B. die Kastanie, die Eiche und die Buche.

 

Erste Landpflanzen: Moose und Farne

22. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

Moose

 

sowohl Waldpilze als auch Moose mögen es schattig und feucht

Die wichtigste Aufgabe der Moose im Wald ist die Speicherung von Wasser.Sie können große Mengen aufnehmen, die sie bei anhaltender Trockenheit langsam wieder abgeben. So tragen sie zu einem ausgeglichenen Wasserhaushalt und Bodenklima im Wald bei.

In deutschen Wäldern gibt es mehrere Hundert heimische Moosarten. Die Bestimmung ist ohne Fachkenntnisse meist nur grob möglich.

 

Moos-ähnliche Pflanzen waren die ersten “Landpflanzen” der Erde. So sind Moose noch relativ einfach gebaut, mit nur wenig spezialisierten Geweben. Sie haben noch keine echten Wurzeln, die kleinen wurzelähnlichen Rhizoide sind in erster Linie zum Anheften an den Untergrund da. Die Wasseraufnahme erfolgt über die Blätter, bzw. über den ganzen Körper. Leitgewebe ist nur in sehr einfacher Form vorhanden, spezielles Stützgewebe, das Höhenwachstum erlauben würde, fehlt ganz. Da die Wasserleitungen im Großen und Ganzen fehlen, leben Moose in aller Regel auf feuchten und schattigen Standorten, tolerieren aber auch kurzzeitige Austrocknung. Moose haben bereits Ansätze eine Cuticula, also einer schützenden Wachsschicht, die dem Wasserverlust über Verdunstung entgegen wirkt.

 

Fortpflanzung:

 

der grüne Gametophyt mit aus ihm heraus wachsendem Sporophyten

Bei Moosen ist die geschützte Entwicklung der Gameten (Eizelle und Spermien) eine wichtige Anpassung an das trockene Land. Gameten reagieren bei allen Lebewesen sehr schlecht auf Trockenheit, immerhin entwickelte sich das Leben mehrere Milliarden Jahre lang nur im Wasser. Es mussten also schützende Hüllen her und auch Mechanismen, um Spermien auch ohne, dass sie durch Wasser schwimmen können, zur Eizelle zu transportieren. Im Gegensatz zu Tieren, können sich Pflanzen dabei nur sehr begrenzt aufeinander zu bewegen, was es nicht einfacher macht.
Moose haben eine erste Möglichkeit gefunden, das Problem zu lösen. Die Eizelle verbleibt dabei geschützt an der weiblichen Moospflanze, die Spermien sind begeißelt und schwimmen noch zur Eizelle. Sie sind damit also zwingend auf eine feuchte Umgebung angewiesen. Bei Moosen gibt es die Besonderheit, dass die eigentliche grüne Moospflanze haploid ist (d.h. sie hat einen einfachen Chromosomensatz, z.B. im Gegensatz zum Menschen, dessen Körperzellen diploid sind). Die diploide Generation der Moose beschränkt sich auf einen kleinen “Stengel” mit Kapsel am Ende, der aus der befruchteten Eizelle aus der Mutterpflanze heraus wächst (siehe Bild oben). In der Kapsel werden dann haploide Sporen produziert, die freigesetzt zu neuen grünen Moospflanzen heran wachsen.

Daneben vermehren sich Moose auch ungeschlechtlich.

 

Esche; im Gegensatz zu Moosen ist bei Bäumen die eigentliche Pflanze der diploide Sporophyt

Ein kurzer Exkurs zur Fortpflanzung: Alle Pflanzen haben einen Generationswechsel zwischen einem haploiden Gametophyten und einem diploiden Sporophyten. Haploid: einfacher Chromosomensatz in der Zelle, diploid: Chromosomensatz in doppelter Ausführung. Optisch sind diese fast immer unterschiedlich. Bei Moosen ist der Gametophyt die eigentliche Pflanze, bei den anderen Landpflanzen ist der Sporophyt die größere, auffälligere Generation, die wir als die eigentliche Pflanze kennen. In Kurzform: aus der befruchteten Eizelle wächst der diploide Sporophyt. Dieser produziert über Meiose in speziellen Geweben haploide Sporen. Die Sporen wachsen zu einem haploiden Gewebekörper heran (Gametophyt), der schließlich männliche und weibliche Gameten produziert. Der Mensch dagegen produziert direkt, ohne den Zwischenschritt eines Äquivalents zum haploiden Gametophyten, aus dem diploiden Organismus haploide Eizellen und Spermien.
Bei Blütenpflanzen ist der Gametophyt extrem reduziert: der männliche besteht z.B. anfangs nur aus drei Zellen, wovon 2 Spermien sind. Später wächst hieraus der Pollenschlauch zur Befruchtung der Eizelle.
Es gibt die Theorie, dass Landpflanzen das diploide Sporophyten-Stadium bevorzugen, da die mutagene Wirkung der Sonnenstrahlen hier stärker ist, als unter Wasser. Da ist es besser, zwei Genkopien zu haben.

 

 

Gefäßpflanzen

 

 

Schachtelhalm

Die ursprünglichsten Gefäßpflanzen entstanden vor rund 400Mio Jahren. Sie werden als Nackt- oder Urfarne zusammen gefasst und sind noch sehr einfach aufgebaut. Heute gibt es noch Vertreter im feucht-tropischen Klima.

 

Der Begriff Gefäßpflanzen meint, dass bereits spezialisierte Leitbahnen („Gefäße“) für Wasser und Nährflüssigkeiten vorhanden sind. Dies ist eine sehr wichtige Anpassung an das Landleben, da so die Flüssigkeiten gezielt und sicher vor Verdunstung über die Pflanze verteilt werden können. Damit ist nun auch eine Gewebespezialisierung möglich, die Pflanze kann in Wurzeln (Wasser- und Mineralienaufnahme, Speicherfunktion, Halt), Spross (Festigung zum Höhenwuchs und Transport) und Blätter (Photosynthese) unterteilt werden (Siehe auch Aufbau der Pflanzen).

 

Zudem werden nun auch neue Möglichkeiten der Befruchtung und Verbreitung der Nachkommen genutzt; die „eigentliche“ Pflanze ist jetzt in der Regel der Sporophyt (siehe auch den Exkurs bei den Moosen).

 

Die Gefäßpflanzen werden unterteilt in Sporenpflanzen (z.B. die Farne) und Samenpflanzen (Z.B. Nadelbäume und alle Blütenpflanzen)

 

 

Sporenpflanzen (mit Farnen)

 

Zu den Sporenpflanzen gehören Nacktfarne, Bärlappgewächse, Schachtelhalme und „echte“ Farne.

 

Thailand; ähnlich dürften frühe Wälder ausgesehen haben

Sie waren die ersten Pflanzen, die nennenswert in die Höhe wachsen konnten. Vor 300-400 Mio Jahren bildeten sie ganze Wälder. Diese großen Baumfarn-, Schachtelhalm- und Bärlappwälder sind noch heute sehr präsent: sie haben die ältesten Steinkohlevorkommen gebildet.

Warum gibt es solche Wälder heute nicht mehr? „Baumfarne“ und andere „große“ Sporenpflanzen gibt es tatsächlich auch jetzt noch, allerdings vor allem in den Tropen, sie mögen es warm, nass und schattig. Zur Zeit des Devon (ganz grob vor 350-400Mio Jahren) war es sehr viel wärmer auf der Erde. Da, wo es zusätzlich feucht genug war, bildeten sich riesige Sumpfgebiete, mit Regenwaldähnlichem Klima. Dort fanden diese frühen Pflanzen optimale Bedingungen. Sie sorgten dadurch auch für einen nennenswerten weiteren Anstieg des Sauerstoffgehalts in der Luft.

Klimaänderungen und das Aufkommen der Samenpflanzen beendeten schließlich den Siegeszug der Sporenpflanzen. Es überlebten vor allem die kleineren Exemplare, die Nischen für sich gefunden haben. Es sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass es in der Erdgeschichte einige große Aussterbewellen gab, denen Teils über 80% aller zu jenem Zeitpunkt existierenden Arten (tierisches und pflanzliches Leben) zum Opfer fielen. Das genaue Zusammenspiel der jeweils möglichen Gründe ist nach wie vor Teil von Diskussionen und Forschungen.

 

Bärlappe gibt es heute nur noch als kleine, krautige, unverholzt wachsende Arten.

Schachtelhalme konnten im Devon ebenfalls bis zu 15m hohe verholzte „Bäume“ werden. Nur eine klein bleibende Gattung mit wenigen Arten gibt es noch heute, wobei diese allerdings recht weit verbreitet ist.

 

 

Farne

 

Die Farne sind unter den heutigen Sporenpflanzen mit Abstand am artenreichsten und nahezu weltweit verbreitet, mit einem Schwerpunkt in den Tropen. Die echten Farne haben als erste Pflanze in der Erdgeschichte große Blätter mit einem verzweigten Gefäßsystem gebildet. Die ganze Pflanze ist gegen Austrocknung mit einer wächsernen Cuticula bedeckt. Um dennoch einen Gasaustausch mit der Umgebung zu ermöglichen, gibt es so genannte Spaltöffnungen (Stomata).

 

 

Fortpflanzung:

 

Farnwedel mit Sporangien

Spezialisierte Blätter tragen an der Unterseite braune Sporangien. Dies sind Kapseln, in denen die haploiden Sporen heran reifen. Schließlich werden die Sporen über einen Schleudermechanismus frei gesetzt und wachsen zum haploiden Gametophyten heran (vgl.: Exkurs). Dieser ist klein und unauffällig, wächst aber auch überirdisch und betreibt in der Regel Photosynthese, versorgt sich also selbst. Am Gametophyten befinden sich Archegonium (in diesem die Eizellen) und Antheridium (mit den Spermatozoiden). Die meisten Farnarten sind diesbezüglich „Zwitter“: ein Gametophyt produziert sowohl Eizellen als auch Spermatozoiden. Die Spermatozoiden werden freigesetzt und schwimmen zur Eizelle, um diese zu befruchten. Sie folgen dabei einem Sexuallockstoff, ausreichend Wasser ist Voraussetzung. Die Reifung von Eizelle und Spermatozoiden geht dabei an einem Gametophyten unterschiedlich schnell vonstatten, so dass keine Selbstbefruchtung stattfindet. Der diploide Sporophyt (also das, was wir als Farnpflanze kennen) wächst dann aus dem Gametophyten (Archegonium) heraus und bildet wieder neue Sporen. Der Gametophyt stirbt häufig nach kurzer Zeit ab.

 

Die Entwicklung der Landpflanzen

22. Oktober 2012 in Entwicklung, Aufbau und Leistungen von Pflanzen

 

Heute sind nahezu weltweit Pflanzen zu finden: ausgedehnte Wälder, knorrige Kiefern im Hochgebirge, Moose in Mauerritzen, bunte, duftende Blütenpflanzen in Beeten. Kaum noch vorstellbar, dass die Erde mehrere Milliarden Jahre lang ohne Landpflanzen existiert hat.

 

lange blieb das Leben auf das Wasser beschränkt

Die Erde ist rund 4,6 Mrd. Jahre alt. Gut 1 Milliarde Jahre dauerte es dann noch, bis es erste Einzeller gab. Eine weitere Milliarde Jahre später gab es erstmals photosynthetisch aktive Zellen: Cyanobakterien. Dies bedeutete auch, dass nun in größerem Umfang Sauerstoff produziert wurde (siehe Photosynthese). Dadurch reicherte sich die Atmosphäre mit Sauerstoff an, das Leben blieb aber noch lange auf das Wasser beschränkt.

 

Seit etwa 1,5 Mrd. Jahren gibt es Eukaryonten, also Zellen mit echtem Zellkern, wie auch wir Menschen sie haben. Eine wahre Explosion der Vielfalt des Lebens gab es vor gut 500Mio Jahren: Wirbellose Tiere und Algen gab es nun in großem Artenreichtum.

Das Land wurde erst vor etwa 430Mio Jahren erstmals besiedelt, über 3 Milliarden Jahre nach dem Meer. Das war tatsächlich ein riesiger Schritt, Schutz vor Austrocknung, Stützsysteme (unter Wasser ist man nahezu „schwerelos“) und ganz neue Methoden der Fortpflanzung mussten gefunden werden. Von den Tieren, aber auch von den Pflanzen.

 

Die ersten Landpflanzen hatten noch kein ausgeklügeltes Gefäßsystem, keine echten Wurzeln und kaum Stützgewebe. Sie wuchsen kaum in die Höhe und waren noch auf Wasser zur Fortpflanzung angewiesen. Auch brauchten sie ausreichend Niederschläge und/oder feuchte Böden, um nicht zu vertrocknen. Dies waren die Vorfahren unserer heutigen Moose. Sie haben es bis in die Gegenwart geschafft und setzen dabei immer noch auf ähnliche Mechanismen, wie vor 400Mio Jahren.

 

Moose gehören zu den ursprünglichsten Landpflanzen

Moose gehören zu den ersten Landpflanzen

Schon bald entwickelten sich erste „Gefäßpflanzen“, das heißt Pflanzen mit einem Leitsystem für Wasser und Nährstoffe. Dieses erlaubt den Pflanzen, die lebenswichtigen Stoffe über die Pflanze verteilen zu können. Erst so war eine Spezialisierung der Gewebe möglich: die Wurzeln nehmen Wasser auf, genutzt werden kann es aber auch vom Spross und den Blättern. Der Spross stützt die Pflanze, so dass sie zum Licht wachsen kann und nicht im Schatten anderer Pflanzen bleiben muss. Die Blätter sind auf die Photosynthese spezialisiert, die für Energie und organisches Baumaterial sorgt. Dies kann dann wiederum in der ganzen Pflanze genutzt werden.

Mindestens ebenso wichtig waren neue Mechanismen zur Befruchtung und Verbreitung von Sporen/Samen und vor allem der Schutz des Embryos vor Austrocknung.

 

die ersten Landpflanzen: Moose und Farne

 

der Siegeszug der Samenpflanzen

Leben und Überleben im Wald

22. Oktober 2012 in der Wald in Deutschland

Buche

Buche

Der Wald bedeutet heute für viele Menschen ein Stück Erholung in intakter Natur. Das Blätterrauschen der mächtigen Bäume, Vögel zwitschern, überall ist Leben. Für die Waldbewohner selbst ist aber oft ein harter Überlebenskampf. Man bedenke alleine, Hundertausende von Samen werden von einem einzigen Baum alljährlich verbreitet, aber nur die wenigsten entwickeln sich tatsächlich zu neuen großen Bäumen. Ein wenig Glück gehört dazu, wo der Samen landet, ob der Boden entsprechend geeignet ist, genug Licht vorhanden ist und nicht bereits der Keimling vom Wild aufgefressen oder zertrampelt wird.

 

Tatsächlich bieten die Bäume nicht nur vielen Tieren Nahrung und einen Lebensraum, sie stehen auch in starker Konkurrenz zueinander. So entwickelte im Laufe der Evolution jede Art eigene Strategien, um eine Nische für sich zu finden. Einige Pflanzen sind z.B. sehr Schattentolerant, manche kommen mit Staunässe zurecht, andere sind extrem winterhart oder ertragen große Trockenheit.

 

das Leben im Wald als Keimling

keimende Buchen

Pflanzen können nicht weggehen, wenn die Bedingungen sich zum Schlechten entwickeln, der Sommer zu trocken ist oder sie von Pathogenen befallen werden. So mussten sie einige erstaunliche Fähigkeiten entwickeln, wie z.B. eine Immunabwehr, an Licht und örtliche Gegebenheiten angepasstes Wachstum oder die Reaktion auf Jahreszeiten. Sie reagieren zudem auf Schwerkraft, Licht und Tageszeit und haben eigene Pflanzenhormone. Sie nutzen Tiere, um ihre Fortpflanzung und die Verbreitung ihrer Nachkommen zu gewährleisten und arbeiten mit Bodenpilzen zusammen, um ihre Nährstoffaufnahme zu verbessern.

 

Lindenblüte

Einige Pflanzen entlassen Enzyme in den Boden, um die Wurzeln andere Pflanzen zu schwächen, andere sind in der Lage Artgenossen einen Schädlingsbefall mitzuteilen, so dass diese schon vor dem „Feindkontakt“ Abwehrmaßnahmen ergreifen können. Das ursprünglich aus der Weide stammende „Asprin“ ist auch für die Pflanze selbst ein Heilmittel.

Und junge Tannen können z.B. viele Jahre in einer Art „Winterschlaf“ im Schatten verharren, bis ein Baum über ihnen abstirbt. Dann nutzen sie die Chance und schalten schnell wieder auf Wachstum um.

 

Pflanzen haben sogar eine innere Uhr und leiden unter einem Jet-Lag, wenn man den gewohnten Hell-Dunkel-Rhythmus experimentell ändert. Sie passen die Öffnung ihrer Blüten, Wachstumsphasen und das Öffnen ihrer Spaltöffnungen an die Tageszeit an. Linden z.B. produzieren den süßesten Nektar in den Abendstunden, wenn besonders viele Insekten unterwegs sind.

 

Fledermäuse orten ihre Beute über Ultraschall

Auch die Tiere müssen ihre Nische finden und sich gegen Konkurrenten und Feinde behaupten. Einige Arten haben Gifte entwickelt oder eine Nahrung gefunden, die kaum ein anderes Tier verwerten kann. Manche sind sehr schnell, andere Meister der Tarnung oder wehrhaft. Einige Arten produzieren extrem viele Nachkommen, auf dass zumindest ein paar davon überleben. Manche Schmetterlinge gaukeln über ein Augenmuster ein sehr viel größeres Tier vor und es gibt Käfer, die sich tot stellen und sich „leblos“ vom Zweig ins Laub fallen lassen, um so als Beute uninteressant zu werden. Einige Nachtfalter senden sogar „Störsignale“ gegen eine Fledermausortung. Und wer selten ist, ist damit auch eine wenig attraktive Beute, zumindest nicht der Mühe wert, dass Fressfeinde sich auf ihn spezialisieren.

 

Waldtieren nutzt es oft mehr, sehr gut hören oder wittern zu können, ein gutes Auge brauchen sie dagegen nicht unbedingt. Auch schnelles, ausdauerndes Laufen ist im Wald kaum möglich, die Waldtiere flüchten meist nur auf kurze Distanzen und setzen dann auf sichere Rückzugsorte oder Tarnung.

 

der Winter ist eine harte Zeit für Pflanzen

In Mitteleuropa ist auch das Klima eine Herausforderung: im Regenwald ist es immer in etwa gleich warm, gleich feucht und gleich sonnig. In Deutschland gibt es heiße, trockene Wochen, Starkregen und Stürme sowie eisige Winter mit Früh- oder Spätfrösten. Die Tiere und Pflanzen müssen mit all dem klar kommen (siehe auch: warum verlieren Bäume im Winter ihre Blätter?).

Viele Insekten überdauern den Winter in verschiedenen Entwicklungsstadien in „Ruhe“. Sie sind mit einer Art Frostschutz ausgestattet, so dass sie Frost vertragen und stark herunter kühlen können.

 

Je kleiner ein Säugetier oder Vogel ist, umso größer ist seine relative Oberfläche und umso stärker damit der Wärmeverlust. Deshalb muss im Verhältnis bei kleinen Tieren mehr Nahrung zugeführt werden, um diese in ausreichend Wärmeenergie umsetzen zu können. Für Säugetiere und Vögel gibt es eine Gewichts-/Größenuntergrenze, unter der der Wärmeverlust über die Nahrung nicht mehr ausgeglichen werden kann. Es spielt dabei natürlich auch eine Rolle, wie gut das Tier „isoliert“ ist und wie fett- und kohlenhydrathaltig die Nahrung ist: wer Samen und Knospen fressen kann, braucht insgesamt weniger Zeit auf Nahrungssuche zu verwenden, wer dagegen Insekten frisst, ist den ganzen Tag aktiv. Eine insektenfressende Spitzmaus verspeist jeden Tag das eigene Körpergewicht an Insekten! Rehe dagegen brauchen im Winter nur 5-10% ihres Körpergewichtes an Nahrung und vertragen auch Fastentage.

Teils wird auch der Stoffwechsel im Winter stark herunter gefahren bis hin zu Winterruhe, in der nur sporadisch gefressen und sonst vom „Winterspeck“ gelebt wird, teils findet ein Zug in den wärmeren Süden statt.

 

Tier und Pflanze sind gegenseitig aufeinander angewiesen

Das zeigt: viele Lebewesen sind spezialisiert auf bestimmte Nahrungsquellen und bestimmte Lebensräume. So entwickeln sich hoch komplexe Nahrungsketten, bzw. -netze, jedes Glied ist wichtig, damit das Gesamtsystem Bestand haben kann. Das macht den Eingriff durch den Menschen so schwierig: fördert oder hemmt er eine Tier- oder Pflanzenart, hat dies gravierende Folgen für eine Vielzahl weiterer Arten. Langsam sind diese Zusammenhänge bewusst geworden, nachhaltige, mehr „naturnahe“ Forst- und Waldwirtschaft sowie Jagd wird angestrebt.

 

weiter lesen: das Ökosystem Wald

 

Das Ökosystem Wald

21. Oktober 2012 in der Wald in Deutschland

 

Ökologie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Tieren, Pflanzen und Umweltfaktoren. Mit letzterem sind z.B. Temperatur, Bodeneigenschaften, Licht oder Nährstoffe gemeint. Das Zusammenspiel aller Faktoren ist dabei hoch komplex, weil sich alles gegenseitig beeinflusst.

 

Ökosystem Wald - ein Stück Waldboden im Herbst

ein kleines Stück Waldboden im Herbst

Ohne Zutun des Menschen entwickelt sich der Wald automatisch zu einem ökologischen Gleichgewicht. Dieses ist immer dynamisch, das heißt es verschiebt sich und pendelt sich immer wieder neu ein, alles ist im Fluss, einen unveränderlichen Zustand gibt es in einem Wald nicht. Ständig entsteht neues Leben, während altes abstirbt, Bäume wachsen, Vögel brüten, die Jahreszeiten wechseln. Größeren Einfluss nehmen z.B. Sturmschäden, eine Schädlingswelle, viel Wild, die Klimaänderung oder ein harter Winter… Je vielfältiger die Arten in einem Wald sind, umso leichter lassen sich größere Umbrüche verkraften. Wo ein Lebewesen eine Lücke hinterlässt, wird sein Platz schnell von neuem Leben eingenommen.

 

 

Ein Gedankenspiel: ein Wald entsteht

 

Man denke sich eine Brachlandschaft, auf der ein neuer Wald entstehen könnte. Es gibt bestimmte Niederschlagsmengen, einige Nährstoffe und sonstige Bodenbestandteile, einen Temperaturspielraum. Nun müssen Samen darauf treffen. Verbreitungsmechanismen spielen hier hinein, z.B. hier lebende, zur Verbreitung nutzbare Tiere oder der Wind… Die Samen, die die Brachfläche erreichen, müssen auf diesem Boden und bei den vorhandenen Umweltbedingungen wachsen können. Freie Flächen sind in der Regel wenig geschützt gegen Witterung, es gibt einen Grund, warum hier bislang nichts wächst. Einige Pflanzenarten, Pionierpflanzen genannt, können bei passenden Gegebenheiten solche Areale neu besiedeln. In der Regel sind es solche Arten, die sich über weite Strecken verbreiten können, sehr robust und schnellwüchsig sind, gut mit Wildverbiss zurecht kommen und nur wenig Bodenansprüche haben.

 

langsam kommt der Wald nach dem schweren Sturm zurück

Diese Pflanzen wachsen nun und schaffen durch absterbende Pflanzenteile oder Laub Dünger. Dazu bieten sie einen Lebensraum für Insekten, Mikroorganismen und Pilze, sie lockern den Boden und dienen Tieren als Nahrung, auch indirekt, über die bei ihnen lebenden Insekten. Sie schaffen ganz allgemein eine völlig neue Umwelt. Vögel finden einen Raum zum Nisten und Fressen, einen Platz, der Schutz bietet. Kleinsäuger kommen hinzu und nehmen ebenfalls Einfluss, z.B. indem sie bestimmte Insekten bevorzugt fressen oder selbst als Nahrung für größere Beutegreifer dienen. Sie schleppen aber auch über Früchte den Samen anderer Pflanzenarten herbei. Langsam werden einige Pflanzen größer, damit bringen sie neuen Lebensraum, nehmen aber auch anderen Pflanzen das Licht. Entsprechend ändert sich auch die Insektenwelt, die bestimmte Pflanzen bevorzugt als Lebensraum nutzen. Und mit ihnen wiederum die Vögel und Kleintiere. Das Mikroklima ändert sich: es gibt weniger Wind zwischen den Pflanzen und am Boden siedeln sich Moose an. Es wird feuchter und gleichmäßiger temperiert (im Sommer kühler, im Winter wärmer, als außerhalb des wachsenden Waldes), dazu bildet sich weiter Humus, es werden aber auch Nährstoffe „verbraucht“. Die Pionierpflanzen haben nun langsam kaum noch eine Chance gegen konkurrenzstärkere Baumarten, die ihnen das Licht zum Leben nehmen, sie verschwinden. Größeres Wild siedelt sich an. Dann sterben die ersten größeren Bäume, vielleicht wegen Sturmschäden oder an Altersschwäche. Das Totholz bildet wieder neuen Lebensraum. Auf entstehenden Lichtungen haben nun auch die Pionierpflanzen wieder eine Chance…

 

 

die Waldbewohner und ihre ökologische Beziehung zueinander

 

Bei Waldtieren denken viele zuerst an Rehe, Wildschweine oder Eichhörnchen. Artenreicher und in ihrer Gesamtzahl deutlich häufiger sind die Vögel des Waldes. Mehrere Tausend verschiedene Arten findet man schließlich bei den heimischen Wald-Insekten und immer noch mehrere Hundert bei den Spinnentieren. An den verschiedenen Baumarten leben dabei unterschiedlich viele Insekten. So findet man z.B. an einer einzigen Eiche rund 700 verschiedene Insektenarten, an Eiben dagegen kaum 10.

 

der Wald ist voller Leben

All diese Lebewesen haben ihre Aufgabe in der Natur und stehen mit zahlreichen anderen Arten in Beziehung, z.B. als Konkurrent um Nistplätze, als Beute, als Helfer beim Nahrungsaufschluss, als Produzent von Dünger oder als Wirt von Parasiten. Sie nehmen auch Einfluss auf die Bäume, schaden oder helfen ihnen, verbreiten den Samen, lockern den Boden oder vertilgen Baumschädlinge. In sich selbst regulierenden Wäldern entsteht dabei automatisch ein biologisches Gleichgewicht. Eine Tierart kann sich z.B. nur soweit vermehren, wie es Nahrung und Lebensraum für sie gibt. Sie selbst nimmt dabei auch Einfluss auf viele andere Tierarten, für die sie Räuber, Beute oder Nahrungskonkurrent ist. Manchmal sowohl als auch: so kann z.B. eine Maus Regenwürmer fressen, aber nach dem Tod diesen selbst als Nahrung dienen.

 

Unentbehrlich für den Wald sind Pilze und Mikroorganismen. Sie zersetzen totes organisches Material und machen die Bestandteile so wieder als Nährstoffe zugänglich. Viele Pilze, die Mykorrhiza, leben zudem symbiontisch mit Bäumen zusammen, helfen den Bäumen bei der Wasser- und Mineralienaufnahme und bekommen im Gegenzug organisches Material von der Pflanze.

 

Durch Laub- und Mischwälder erreicht zudem genug Licht den Boden, um das Wachstum von Farnen, Moosen, Kräutern, Sträuchern und Gräsern zu gestatten. Besonders die Moose sind dabei sehr wichtig zur Regulation der Feuchtigkeit am Boden: sie speichern größere Mengen Wasser, das sie bei anhaltender Dürre langsam wieder abgeben. Verkarstung, wie sie vor allem bei einigen zu Seefahrtszwecken völlig abgeholzten Mittelmeerinseln zu sehen ist, führt die Wasserspeicherkapazität von Wäldern drastisch vor Augen: die Bäume bieten Schatten, der niedrige Bewuchs speichert die Feuchtigkeit und leitet sie langsam zum Grundwasser weiter. Ohne Wälder wird ein Landstrich ohne regelmäßige, stärkere Regenfälle zur Einöde.

 

Die niederwüchsigen Pflanzen sind zudem Nahrungsgrundlage und Versteckmöglichkeit, sowohl für Insekten, als auch für Säuger und Vögel. Einige Vögel brüten in Sträuchern (z.B. Amsel und Singdrossel) oder am Boden (z.B. Rotkehlchen). Auch ziehen viele Vögel Laubbäume den Nadelbäumen vor, zum Nisten und auch was ihre Nahrung angeht. Das erklärt mit, warum Fichtenmonokulturen so Schädlingsanfällig sind: es fehlt an tierischem Leben, dass die Schadinsekten eindämmen könnte.

 

 

Was Nahrung und Nährstoffe angeht unterteilt man in:

 

ohne Pflanzen gäbe es keine Tiere

- “Produzenten“: hier sind vor allem die grünen Pflanzen zu nennen, die aus kaum mehr als CO2, Wasser und Sonnenlicht die Bausteine des Lebens herstellen und damit letztlich auch ihre Äste und Blätter, also die Nahrungsgrundlage für all die anderen Lebewesen, die hierzu nicht in der Lage sind. Oder etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: sie produzieren organisches Material aus anorganischen Bestandteilen. (siehe auch: Photosynthese)

 

- “Konsumenten“: sie sind immer auf Produzenten angewiesen, brauchen also „fertiges“ organisches Material als Nahrung. Konsumenten sind vor allem die Tier- und Pflanzenfressenden Tiere. Man unterteilt in: Konsumenten 1. Ordnung: sie fressen Produzenten (also Pflanzen) und Konsumenten 2. Ordnung: sie fressen andere Tiere.

 

- “Destruenten“: die Kleinstlebewesen, die die organische Stoffe wieder in ihre molekularen Bestandteile zersetzen und damit aufs Neue verfügbar machen

 

Der notwendige Anteil von Produzenten und Konsumenten 1. und 2. Ordnung, kann in einer sogenannten „Nahrungspyramide“ verdeutlicht werden. Es muss mehr Pflanzen als Pflanzenfresser geben und mehr Pflanzenfresser als Raubtiere.

 

Der Wald braucht keinen Dünger, weil er durch Nadeln, Blätter und totes tierisches Material eigenen Dünger produziert, nämlich so viel, wie er benötigt. Auch hier greift das Prinzip des biologischen Gleichgewichts: es wächst nur das, was genug Nährstoffe vorfindet.

 

weiter lesen: Überleben im Wald

Der Wald in Deutschland heute

21. Oktober 2012 in der Wald in Deutschland

 

Zur Zeit ist etwa 1/3 von Deutschland mit Wald bedeckt. Zum Vergleich: in Großbritannien oder den Niederlanden sind es nur 9-10%, in Österreich etwa 47% und in Finnland sogar 66%. Deutsche Wälder bestehen vor allem aus Fichten (28%), Buchen (15%), Kiefern (24%) und der Eiche (10%).

 

Totholz ist wichtig

Dem deutschen Wald geht es dabei gesundheitlich schon wieder besser, als noch vor 25 Jahren, und einige große Waldgebiete wurden unter Naturschutz gestellt. Allgemein sind naturnahe Wälder im Kommen, es gibt wieder mehr Mischwälder, denen gestattet wird, sich zu einem Teil selbst zu regulieren und Unterholz zu bilden. Etwa 1/3 der deutschen Wälder können als (sehr) naturnah eingestuft werden. Naturnah ist es z.B., Bäume unterschiedlichen Alters gemischt zu haben und nur vereinzelt Bäume heraus zu schlagen, statt ganze Flächen zu fällen. Ein naturnaher Wald bietet schattigere und lichtere Stellen, trockenere und feuchtere Zonen, Bachläufe, junge und alte Bäume verschiedener Arten, Unterholz und damit viel unterschiedlichem Lebensraum. Totholz bietet Nahrung, Dünger und Lebensraum. Der Verzicht auf künstlichen Dünger bietet Arten einen Überlebensraum, die Düngemittel nicht vertragen, beispielsweise Orchideen oder Waldameisen.

 

Fichten-Monokultur

Aber immer noch gibt es viele künstlich angepflanzte Monokulturen in Deutschland. Dazu kommen vom Menschen gepflanzte fremde Baumarten aus fernen Ländern, auf die die hiesige Tierwelt, die Insekten und auch die Mikroorganismen nicht eingestellt sind und die so zwar schön aussehen mögen oder effektiv wachsen, aber unter Umständen mehr Schaden als Nutzen bringen. Außerdem werden mit dem Import von hübschen tropischen Gehölzen für den Garten auch gerne mal Schädlinge eingeschleppt, denen hiesige Bäume nichts entgegen zu setzen haben, weil sie nie zuvor mit ihnen zu tun hatten. Auch die Klimaerwärmung stellt den Wald vor neue Herausforderungen: längere Dürrezeiten wie im Sommer 2003, schwere Stürme wie Wibke 1990 oder 2007 Kyrill, und wärmere Winter, die weniger Schädlinge abtöten. Es stellt sich nach wie vor die Frage: wie viel soll/kann/muss der Mensch eingreifen, versuchen zu lenken und das gewünschte zu unterstützen? Oder aber besser den Wald sich selbst regulieren lassen, was er es immerhin über viele Millionen Jahre erfolgreich getan hat?

 

Der Mensch nutzt den Wald natürlich weiter vielfältig, er braucht Bäume als Rohstoff, und damit sind nicht naturnahe „Urwälder“ eben auch notwendig. Aus Holz wird Papier, Möbel, Fußböden, Verpackungsmaterial, Häuser, Boote, Heizmaterial wie Pellets und Holzscheite, und vieles mehr. Wichtig ist, als Verbraucher auf die Herkunft des Holzes zu achten. Wurden dafür Urwälder, naturnahe Wälder abgeholzt, Lebensräume zerstört? Wurde das Holz weit transportiert mit entsprechenden Klimaemissionen? Mit dem Kauf einheimischer Holzprodukte kann man sich relativ sicher sein, dass Aspekte des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit berücksichtigt sind, in vielen ärmeren Ländern bedeutet Holzgewinnung dagegen Raubbau an der Natur. Der Endverbraucher hat es in der Hand.

 

 

Nutzung des Waldes und Forstwirtschaft

 

Es sind vor allem 3 große Bereiche für die der Wald heute genutzt wird: Freizeitgestaltung, Wirtschaft und Schutzfunktionen.

 

Wanderwege gibt es viele in Deutschland

Vor allem für Städter ist der Wald oft in erster Linie ein Ausflugsziel. Hier ist man der Natur nahe, hat Ruhe, frische Luft, eine Abwechslung zum oft hektischen, lauten Alltag. Entsprechend viele Spazierwege führen durch deutsche Wälder. Oftmals gut gepflegt und ausgeschildert, teils mit Infotafeln oder als spezielle „Erlebnispfade“.

Aber der Wald ist auch ein Wirtschaftsfaktor: Viele Arbeitsplätze hängen vom Wald ab, in der Forstwirtschaft und auch in der Holz verarbeitenden Industrie. Möbel, Papier, Bauholz, Brennholz, Bodenbeläge und vieles mehr wird aus Holz hergestellt.

Zur wirtschaftlichen Nutzung gehört auch die Jagd mit Fleischnutzung, die Jagdpacht als „Hobby“ und entsprechende Produzenten von Jagdzubehör, die davon leben.
Eine sehr wichtige Funktion des Waldes ist sein unmittelbarer Umweltschutz-Aspekt. Wald speichert große Mengen Wasser und gibt es langsam wieder ab; er produziert Sauerstoff und bindet CO2, wodurch dem Klimawandel entgegen gewirkt wird. Er reinigt die Luft von Schmutz und auch das Wasser, wenn es durch seinen Boden sickert. Waldboden gefriert zudem kaum tief, so dass Wasser auch im Winter versickern kann, was Überschwemmungen im Frühjahr vorbeugt. Der Wald wirkt als Schutz vor Erdrutsch, Lawinen und Steinschlag und fängt Wind ab. Und nicht zuletzt ist er natürlich die Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten.

 

Ein Förster muss in „seinem“ Wald all diese Ansprüche in Einklang bringen, Naturschutz, Nachhaltigkeit, Erholungsfunktion und Wirtschaft.

 

 

wem gehört der Wald in Deutschland?

 

 

die Natur hat nur noch wenige Rückzugsorte in Deutschland, fast alles ist bebaut oder wird forst- und landwirtschaftlich genutzt

Knapp die Hälfte des Waldes ist in Deutschland Privatbesitz. Das bedeutet nicht zwingend, dass der Eigentümer sich selbst um die forstwirtschaftlichen Aspekte kümmert oder ein „Privatwald“ für z.B. einen Spaziergänger als solcher erkennbar ist. Wie bei Gemeinde-, Städte- und Staatseigenem Wald, kümmern sich meist Pächter oder darauf spezialisierte Unternehmen um den Wald. Gerade in ländlichen, waldreichen Regionen sind auch Zusammenschlüsse mehrerer Waldbesitzer üblich, die Pflege und Bewirtschaftung erleichtern. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Gesetzen, die vorschreiben, in welcher Weise man sich um seinen Wald zu kümmern hat, was man machen muss und was man nicht tun darf. Z.B. muss der Wald als solcher, nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit, trotz Bewirtschaftung erhalten bleiben. Hierfür spielt auch die Pflege, die Auswahl der Pflanzen, die Beachtung von Schutzzonen und die durchdachte Verjüngung des Waldes eine Rolle. Zudem sind Anzahl und Zusammenstellung des Wildes, Schädlingsbefall der Bäume und die Sicherheit von Spaziergängern zu beachten. Letzteres bedeutet z.B., dass entlang eines Wanderweges die Gefahr umstürzender Bäume minimiert werden muss.
In Deutschland ist Wald allgemein frei zugänglich, auch solcher, der sich in Privathand befindet. Dennoch kann es eingezäunte, z.B. speziell genutzte oder frisch aufgeforstete Flächen geben, bzw. solche, die aus Naturschutzgründen nicht betreten werden dürfen. Im Sinne der Natur sollten natürlich die in Deutschland zahlreich vorhandenen Waldwege nicht verlassen werden.

 

 

Wie wäre der Wald in Deutschland heute, gäbe es den Menschen nicht?

 

Echte Urwälder, also solche, die nie (oder schon sehr lange nicht mehr) dem Einfluss durch den Menschen ausgesetzt waren, gibt es quasi nicht in Europa. Ein wirklicher Urwald weist natürlich auch keine Wege und keinerlei Einflussnahme durch Förster auf, keine Fütterung von Wild, kein Pflanzen, Schützen oder Fällen von Bäumen. Wenige Rest-Flächen solcher Urwälder gibt es noch im skandinavischen und im osteuropäischen Raum. Naturschutzgebiete dagegen haben in der Regel lange eine Einflussnahme durch Menschen gehabt, sind nun aber speziell geschützt und es wird möglichst wenig künstlich reguliert. Es soll naturnah sein und vielen Arten einen geschützten Lebensraum bieten. Zumindest Kontrolle und Beobachtung durch Förster sowie Wanderwege gibt es meist dennoch.

 

Und ohne den Menschen? Mitteleuropa ist klimatisch „Waldland“. Wo immer Pflanzen halbwegs passende Bedingungen finden, entwickeln sich hier früher oder später Bäume, ein Wald. So wäre Deutschland ohne den Menschen fast vollständig von Wald bedeckt, offene Graslandschaften gäbe es kaum. Die Wilddichte wäre eher geringer und es gäbe mehr größere Raubtiere. An Bäumen wären in erster Linie Buchen zu finden. In höheren Lagen Fichten und Tannen, auf kargen Sandböden Kiefern und Birken, in Auen Erlen, Eschen und Pappeln. Eichen gäbe es deutlich weniger, als dies mit menschlichem Einfluss heute der Fall ist.

Die (Buchen-) Wälder wären dichter, dunkler und „unordentlicher“, als man es heute kennt. Es wäre eher feuchter, mit mehr natürlichen Bach- und Flusslandschaften.

Ohne Eingriff des Menschen ist der Wald recht stabil. Die Bäume werden größtenteils recht alt, wachsen im Alter langsam, es kommt wenig nach an neuen Bäumen. Dafür gibt es viel Totholz am Boden, das für viele Tiere und Pilze wichtig ist und letztlich zur Bodenverbesserung beiträgt.

Die Geschichte des Waldes in Mitteleuropa

21. Oktober 2012 in der Wald in Deutschland

 

Das heutige Deutschland war viele Tausend Jahre lang fast vollständig von Wald bedeckt.

die Buche ist Teil der Wald Geschichte in EuropaDie Geschichte und Entwicklung des Waldes in Mitteleuropa ist entsprechend eng mit der Geschichte der Menschen hier verbunden. Der Wald war Lebensraum, ernährte, bot Feuer- und Bauholz, stand aber auch für Gefahren, dunkle Mächte und abweisende Wildnis. So hat der Wald viele Mythen, Sagen und Sprichwörter in Deutschland geprägt. Heute sind Deutschlands Wälder gezähmt, die Nutzung und Entwicklung ist durchorganisiert, und für die meisten Menschen hat er vor allem noch Freizeitwert.

 

 

Die Geschichte von Wald und Mensch in Mitteleuropa

 

Interessanterweise haben sich in Mitteleuropa die heutigen Wälder von Anfang an parallel mit dem Menschen entwickelt. Das kam so: Alleine im Laufe der letzten 100.000 Jahre gab es in Europa einige Eiszeiten, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt. Als vor rund 35.000 Jahren erste „moderne Menschen“ in Mitteleuropa ankamen, herrschte auch gerade eine Eiszeit, wenn auch eine mildere Phase dieser. So war das Überleben für die ersten Menschen hier ein sehr harter Kampf und als sich das Eis vor rund 12 Tausend Jahren endgültig zurückzog, war der Mensch in dieser Gegend immer noch selten.

 

Noch dramatischer waren die Folgen der jeweiligen Eiszeiten aber für die Wälder: während beispielsweise in Nordamerika bei ähnlichem Klima eine hohe Artenvielfalt an Bäumen besteht, hat in Mitteleuropa kaum eine Baumart das Eis überlebt. Schuld sind die Alpen: Zu den Höhepunkten der jeweiligen Eiszeiten, drang das ewige Eis von Nordeuropa aus langsam immer weiter Richtung Süden vor. Viele Baumarten kommen zwar durchaus mit Kälte und Winter klar, aber nur, wenn es zum Ausgleich auch eine wärmere, frostfreie Sommerperiode gibt. So wurden die Bäume zu den Eiszeiten immer enger zwischen ewigem Eis und den Alpen eingekeilt. Sobald das Eis die Alpen erreichte, war keine Rückzugsmöglichkeit, kein Lebensraum für die Bäume mehr übrig. Ohne die Alpen hätten die Baumarten sich dagegen mit dem kühleren Klima nach Südeuropa zurückziehen können, um nach dem Ende der Eiszeit wieder in Mitteleuropa heimisch zu werden. In Europa ausgestorben sind so unter anderem der Mammutbaum, Douglasien und einige Eichenarten.

 

Tatsächlich war Mitteleuropa, bis auf Restbestände einiger sehr kälteresistenter strauchig wachsender Birken, Polarweiden und Kiefern, am Ende der letzten Eiszeit waldfrei. Refugien für die Bäume fanden sich vor allem in Osteuropa, daneben überlebten einige Bäume im Mittelmeerraum und an manchen Teilen der Atlantikküste. Nach dem Ende der letzten Eiszeit gelang es den überlebenden Arten unterschiedlich gut und schnell, wieder in Mitteleuropa heimisch zu werden; so änderte sich die Zusammensetzung der Wälder im Laufe der kommenden Jahrtausende noch erheblich. Und gleichzeitig breitete sich mit dem Ende der Eiszeit auch der Mensch über Mitteleuropa aus.

 

Als erstes gelang es Bergkiefern, dann auch Birken und Weiden, wieder großflächig in Mitteleuropa heimisch zu werden. Vor etwa 9000 Jahren war es dann warm genug, um auch z.B. Haselnuss, Eichen und Ulmen Lebensraum zu bieten. Lichte Eichenwälder und Restbestände der Birken-Kieferwälder waren die vorherrschende Waldzusammensetzung, als der Mensch langsam sesshaft wurde. Mit dem Sesshaftwerden der Menschen, ging dann auch erstmals eine größere Einflussnahme des Menschen auf die Wälder einher. Waldstücke wurden gerodet, um die Flächen für Landwirtschaft und Viehhaltung zu nutzen, und um das Holz als Brenn- und Baumaterial zu verwenden.

 

Noch etwas später kamen Tannen sowie Rot- und Hainbuchen zurück nach Mitteleuropa. Buchen und Tannen hatten dabei den Vorteil, relativ wenig Licht zu benötigen. So breiteten sie sich als niedere Baumschicht in den hellen Eichenmischwäldern aus und nahmen damit den jungen Eichen das Licht zum überleben. Vor rund 5000Jahren war dann die Rotbuche der am weitesten verbreitete Baum im heutigen Deutschland, die Tanne gewann in schattigen Gebirgslagen an Raum. Ohne Eingriff des Menschen, wäre dies heute noch ähnlich.

 

Aufschluss über die Waldzusammensetzungen früherer Jahrtausende geben unter anderem Pollenfunde, die z.B. im Torf oder im Eis gut erhalten blieben, daneben aber auch Überlieferungen über Nahrungsmittel oder Holzverwendung.

 

 

der Niedergang des Urwaldes in Mitteleuropa

 

Je mehr Menschen in Europa lebten und je größer der technische Fortschritt wurde, umso stärker wurde auch der Eingriff in die natürlichen Wälder.

Immer mehr und größere Siedlungen entstanden, das Holz wurde nun auch z.B. zur Metallverhüttung und zum Bau von Schiffen gebraucht. England importierte sogar Holz aus dem Schwarzwald, nachdem der landeseigene Wald kaum mehr existent war. Holz war lange die einzige Möglichkeit, Energie, Wärme und Baumaterial zu gewinnen. Dazu standen Wälder neuen Siedlungen im Weg oder wurden als „Viehweide“ verwendet, z.B. zur Schweinemast oder als Zusatzfutter für Ziegen. Dabei wurden die Bäume und Waldflächen teils sehr selektiv genutzt, je nachdem, welches Holz zu welchem Zweck am besten geeignet war, ob die Böden zur Landwirtschaft taugten oder der Platz für eine Siedlung günstig lag. Das beeinflusste zusätzlich die Zusammensetzung der Wälder. Gezieltes Anpflanzen oder Hegen von Wäldern fand dagegen lange nicht statt. Der Wald schien den Menschen unerschöpflich.

 

Das änderte sich im Mittelalter. Um 1300 wurde Holz mancherorten tatsächlich knapp und große, unberührte Waldgebiete waren im heutigen Deutschland kaum mehr vorhanden.

Um 1500 waren dann in etwa so wenig Waldflächen vorhanden, wie es heute der Fall ist. Größere Waldgebiete gab es vor allem noch in den Höhenlagen der Mittelgebirge und auf Böden, die für die Landwirtschaft eher ungeeignet waren, z.B. zu lehmig oder sandig. Damit fehlte es nun mancherorten plötzlich an Dingen, die vorher selbstverständlich schienen: Brennholz, bzw. Holz als Energieträger, und Bauholz. Und die Bevölkerung wuchs weiter. Vieh wurde in Wälder getrieben, um Nahrung zu haben, Niedrigwuchs wurde als Stall-Einstreu verwendet, was zur Verödung von Böden beitrug. Gerade in Kriegszeiten wurden die Kassen gefüllt, indem Wälder abgeholzt und das Holz an Städte verkauft wurde. Weiterhin wurde viel Holz zu Kohle verarbeitet, zur Glasherstellung, Erzschmelze und ähnlichem eingesetzt. Als das Holz knapp wurde, wurde durchaus auch im späten Mittelalter schon aufgeforstet, aber nahezu ohne ökologisches Hintergrundwissen, bzw. ohne den Versuch, einen „natürlichen“ Wald wieder herzustellen. Es ging rein um eigene momentane Interessen, wie z.B. schnell eine bestimmte Holzart zu produzieren.

Ab 1800 wurde immer deutlicher, dass ein Umdenken zwingend erforderlich war, wenn man in naher Zukunft überhaupt noch Wälder und Holz und damit Energie, Viehfutter und Baumaterial zu Verfügung haben wollte. Zudem wurde durch zunehmende Verkarstung und Verödung deutlich, wie wichtig Wald als Wasserspeicher und zur Verhinderung von Bodenerosion ist.

 

Buchen-Keimling

Man musste sich nun zwangsläufig damit auseinander setzen, eine Art Forstwirtschaft zu betreiben, um Wald gezielt zu produzieren und vor allem dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft überhaupt noch Wald vorhanden sein würde. Es gab Vorgaben, Energie zu sparen und bei der Bewirtschaftung der Wälder auf Nachhaltigkeit zu setzen. Im Zuge dessen wurden z.B. so genannte „Schläge“ eingeführt, unterteilte Niedrigwälder aus Baumarten, die nach dem Abschlagen von Brennholz neu austreiben und schnell wachsen. Genutzt wurde jährlich nur ein bestimmter „Schlag“, während die restlichen in unterschiedlichen Stadien des Wachstums waren. Hierfür genutzte Baumarten waren unter anderem Hasel, Buche oder Weide.

 

Das Prinzip der Nachhaltigkeit war nicht leicht einzuführen, da viele Menschen von der Hand in den Mund lebten und unmittelbar davon abhängig waren, den Wald zur Ernährung der Tiere, zum heizen und bauen nutzen zu können. So dauerte es bis ins 19.Jahrhundert, bis weitflächig Waldschutzmaßnahmen und Prinzipien der Nachhaltigkeit durchgesetzt werden konnten und vor allem auch ein allgemeines Bewusstsein der Notwendigkeit dessen in der Bevölkerung entstand.

 

Man darf dabei nicht übersehen, dass hier nur von Mittel-Europa geredet wird. In vielen Entwicklungsländern ist an nachhaltige Waldwirtschaft noch kaum zu denken, mit entsprechenden Folgen. Die Bevölkerung wächst stetig, der wichtige Rohstoff Wald dagegen schrumpft kontinuierlich, was natürlich auch Auswirkungen auf die Natur, auf Tiere und Pflanzengesellschaften hat. Es kommt zur Verkarstung, da der Wald als Bodenschutz fehlt und auch auf die globale Klimaänderung nimmt es Einfluss. Gefragt sind da ebenfalls die „reichen“ Länder: Wälder werden auch deshalb abgeholzt, weil die Nachfrage nach billigem Futter für die Tiermast, nach Soja, Ölpalme, Mais und ähnlichem groß ist. Es braucht Alternativen für Menschen, die immer noch von der Hand in den Mund leben, Brennholz brauchen, landwirtschaftliche Flächen und irgendwas, um ein Grundeinkommen zu haben. Eine Selbstverständlichkeit sollte es zudem sein, Tropenholz nur aus nachhaltigem Anbau zu kaufen.

 

 

 

Der Wald in Mitteleuropa im 19. bis 20. Jahrhundert

 

Langsam änderte sich die Einstellung der Menschen dem Wald gegenüber. Auf der einen Seite stand der Wald nun auch im Sinne der „Romantik“ im Positiven für Naturnähe, zum anderen setzte sich endgültig das Prinzip der Nachhaltigkeit durch.

 

Buche

Der Begriff der Nachhaltigkeit wird konkret Hans Carl von Carlowitz zugeschrieben, der formulierte, dem Wald dürfe nur so viel Holz entnommen werden, wie im gleichen Zeitraum nachwachsen könne. Man lebt quasi nur von den Zinsen (dem, was jedes Jahr im gleichen Zeitraum nachwächst) und lässt das Grundkapital stehen. Dadurch erhält man den Wald für kommende Generationen, auch wenn das eine momentane Einschränkung bedeuten kann. Dass der Spagat zwischen Nutzbarkeit des Waldes und Erhalt der natürlichen Gegebenheiten nicht ganz einfach ist, zieht sich allerdings bis in die Gegenwart durch. Man denke an die riesigen Flächen von künstlich angepflanzten Fichten- oder Kiefern-Monokulturen.

Ab etwa 1800 fand eine gezielte Ausbildung zum Forstwirt an Hochschulen statt. Dabei wurden nun auch Aspekten wie dem gezielten Schutz bestimmter Biotope, dem Beachten von natürlichen Pflanzengesellschaften, Schutzfunktionen der Wälder und Boden- und Raumansprüchen der einzelnen Bäume vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Auch dies war allerdings ein langsamer Prozess, mit vielen Rückschlägen. Wie „natürlich“ darf ein Wald sein? Wie wichtig ist „Totholz“? Macht es Sinn, Arten aus anderen Ländern in unsere Natur einzubringen?

 

Die Industrialisierung brachte nun auch neue Möglichkeiten, unabhängiger vom Wald zu werden. Es wurde zunehmend Braun- und Steinkohle abgebaut, künstlicher Dünger führte zu höheren landwirtschaftlichen Erträgen und Waren konnten, u.a. durch die Eisenbahn, über weitere Strecken transportiert werden. Immer mehr Menschen arbeiteten in Fabriken, in Städten, und nicht mehr als Selbstversorger von Viehhaltung, Landwirtschaft und unmittelbarer Nutzung der Dorfwälder. Das Forstwissen wuchs dabei weiter.

 

Fichtenforst

Ein herber Rückschlag für den deutschen Wald kam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viel Wald wurde während der Kriege vernichtet, im dritten Reich als Baumaterial ausgebeutet und schließlich nach dem 2. Weltkrieg als Teil von Reparationszahlungen abgeholzt. Im Anschluss daran wurde versucht, so schnell wie möglich wieder aufzuforsten. Leider war dies verbunden mit der massenhaften Pflanzung von schnell wachsenden Monokulturen. Die neuen Wälder waren durchorganisiert, standen in Reih und Glied, dicht gepflanzt für schnellen Ertrag, Unterholz wurde zügig entfernt. Aufgeräumt und effektiv sollte es sein. Vor allem Fichten sind hierzu verwendet worden, die recht anspruchslos und vor allem schnellwachsend sind.

 

Leider sind solche Monokulturen auch recht anfällig für Schädlinge und beherbergen nur wenige unterschiedliche Tier- und Insektenarten. Auf Fichten spezialisierte „Schädlinge“ haben natürlich das Paradies auf Erden, leider finden ihre natürlichen Fressfeinde aber kaum geeignete Lebensbedingungen. Abgestorbene Bäume, Unterholz und Niederwuchs, die als Lebensraum und Nahrungsgrundlage für z.B. kleine Säuger, Vögel und Insekten hätten dienen können und auch als Wasserspeicher und Humus fungieren, waren allgemein unerwünscht.

Bodenbewuchs braucht Licht

In den 1980er Jahren war es dann in aller Munde: Deutschlands Wälder sterben. Saurer Regen und zu viel falscher Einfluss des Menschen haben dem Wald sehr viel mehr Schaden zugefügt, als man für möglich gehalten hätte. Initiativen zur Rettung der Wälder, Diskussionen in den Medien und ökologische Forschungen führten langsam zu einem Umdenken und neuen Ansätzen in der Fortwirtschaft. Maßnahmen zur Eindämmung der Umweltverschmutzung wurden ergriffen, vor allem der Ausstoß von Schwefeldioxid wurde drastisch reduziert und so unter anderem der Katalysator für PKW eingeführt. Dazu sind seitdem naturnahe Mischwälder wieder im Kommen und abgestorbene Bäume werden nicht mehr in erster Linie als „Schädlingsbrutstätte“ gesehen, sondern auch als Lebensraum und wichtiger Teil des Wald-Zyklus. So lässt sich heute wieder an einigen Orten Deutschlands „Märchenwaldstimmung“ erleben. Laubwälder, vor allem naturnahe Buchenwälder, haben zugenommen, der Fichtenbestand hat abgenommen.

Seepferdchen, Muränen, Flundern und Co

19. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Stichlingsartige

 

Unter den Stichlingsartigen gibt es viele Arten, die in der Körperform sehr von der typischen Fisch-Form abweichen. Hierzu gehören z.B. die Seenadeln, die Seepferdchen, die Geisterpfeifenfische oder die Flötenfische. Sie alle besitzen keine Schuppen, sondern spezielle Knochenplatten. Die meisten Arten haben einen sehr lang gezogenen Körper, mit kleinen Flossen und langem vorstülpbarem Maul.

 

 

Seepferdchen

 

Seepferdchen

Seepferdchen

Seepferdchen leben in gemäßigten Meeren, aber auch im warmen Wasser. Sie bevorzugen Seegras-Standorte, da sie sich mit ihren gebogenen Schwänzen an den Gräsern festhalten können und so gut getarnt sind. An Riffen sieht man sie nur selten, auch weil ihnen die Strömung hier in der Regel zu stark ist.

 

Seepferdchen fressen vor allem kleine Krebse, Garnelen und Fischlarven. Natürliche Feinde haben sie kaum, sind aber durch Überfischung vom Aussterben bedroht. Sie werden als zweifelhafte Medizin benutzt, als Souvenir verkauft und für Aquarien-Halter abgesammelt. Im Aquarium sind Seepferdchen allerdings nur schwer zu halten; falls sie den Transport überleben, sterben sie größtenteils kurze Zeit später im Aquarium.

 

Seepferdchen pflanzen sich fort, indem das Weibchen Eier in der Brusttasche des Männchens ablegt. Dort werden die Eier befruchtet und die Jungen entwickeln sich und schlüpfen schließlich noch in der Brusttasche. Kurz nach dem Schlüpfen werden die kleinen Seepferdchen ins Meer entlassen und das Männchen kann neue Eier aufnehmen.

Der Paarungstanz der Seepferdchen, sowie der tägliche „Tanz“ zur Erneuerung einer Partnerschaft, ist ein sehr schön anzuschauendes Ritual.

 

 

Flötenfische

 

eine Gruppe Flötenfische im Riff

Flötenfische leben am Riff und auch im offenen Meer. Durch ihren schlanken, silbrigen Körper sind sie gut getarnt, vor allem, da sie gerne dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen. Im Riff unterwegs, können sie begrenzt auch ihre Farbe anpassen. Daneben schwimmen sie gerne im Windschatten von großen friedlichen Fischen oder tun so, als wären sie Treibholz. So können sie sich unbemerkt ihrer Beute nähern: kleinen Fischen und Krustentieren. Ihr extrem langes, schlankes Maul ermöglicht ihnen dabei auch in sehr schmalen Ritzen nach Nahrung zu suchen.

 

Der Flötenfisch kann bis zu 1,60m lang werden und ist meist in kleinen Gruppen unterwegs.

 

Flötenfische schweben gerne dicht unter der Wasseroberfläche

 

Plattfischartige: Flunder

 

Flundern gehören zur Ordnung der Plattfischartigen. Diese Ordnung ist sehr artenreich mit Vertretern weltweit in allen Meeren. Fast alle sind platte Bodenbewohner.

 

die Flunder ist im Sand gut getarnt

Im Larvenstadium haben Plattfische noch eine symmetrische Form. Im Laufe ihrer weiteren Entwicklung verschieben sich dann Schädel- und Kieferknochen, so dass sie sich letztlich vollständig auf einer Körperhälfte befinden. Manchmal landet das Gesicht auf der linken, manchmal auf der rechten Seite. Zum einen ist das Art-abhängig, aber es gibt auch Arten mit zufälliger Verteilung.

 

Flundern liegen meist farblich gut getarnt halb im Boden eingegraben und lauern dort auf Beute. Sie ernähren sich vor allem von Wirbellosen, die größeren Arten auch von kleinen Fischen.

 

Flundern besitzen keine Schwimmblase, sind aber in der Lage, sich über ihren Flossensaum schwimmend vorwärts bewegen.

 

 

Streifenkorallenwels

 

Korallenwelse leben als Jungtiere im Schwarm, als erwachsene Tiere auch einzeln. Sie durchstöbern den Boden nach Kleintieren und besitzen 4 Barteln, um Beute zu ertasten. Korallenwelse besitzen Giftstachel, die rein der Verteidigung dienen, aber auch Menschen schmerzhafte Verletzungen zufügen können.

 

Streifen-Korallenwelse

 

 

Aalartige

 

Die Ordnung der Aalartigen Fische umfasst etwa 900 Arten, die größtenteils im Meer leben. Sie alle haben einen Schlangen-ähnlichen Körperbau mit weicher, saumartiger Rückenflosse. Sie besitzen weder eine Bauchflosse, noch eine Schwimmblase, auch Kiemendeckel und einige Schädelknochen sind zurück gebildet.

 

 

Muränen

 

Graue Muränen schwimmen häufig auch frei

Muränen sind räuberische Allesfresser, die vor allem in tropischen Riffen Zuhause sind, aber auch z.B. im Mittelmeer vorkommen. Je nach Art erreichen sie eine Größe von 20cm bis fast 4 Metern.

 

Sie sind typische Aalartige, mit Schlangenförmigem Körper, schuppenloser Haut und teils mehreren Reihen spitzer Zähne. Sie haben nur kleine Kiemenöffnungen und pumpen durch Öffnen und Schließen des Mauls das Wasser hindurch. Dies wird häufig von Tauchern als Drohgeste missverstanden. Fühlt sich die Muräne bedroht, bleibt das Maul aber weit geöffnet.

 

Die meisten Muränen-Arten sind nachtaktiv. Tagsüber bleiben sie in ihren Höhlen, manchmal schaut der Kopf heraus, so dass sie ihre Umgebung im Blick behalten können. Nachts unternehmen sie Raubzüge durch ihr Revier. Dabei sind sie nicht auf kleinere Beute beschränkt, sondern reißen durchaus auch Stücke aus größeren Beutetieren und fressen sogar Aas. Dabei verlassen sie sich in erster Linie auf ihren ausgezeichneten Geruchssinn, um z.B. schlafende Beute-Fische zu entdecken. Ihre Sehkraft ist dagegen nur wenig ausgeprägt.

Menschen greifen sie nur an, wenn sie provoziert werden.

 

Geistermuränen wechseln im Laufe ihres Lebens die Farbe und ihr Geschlecht. Die erwachsenen Männchen sind blau mit gelb, wandeln sich aber mit einer Größe von etwa 95cm automatisch zum gelbgrünen Weibchen um.

 

links: noch männliche Geistermuräne; rechts: die Rußkopfmuräne wird bis zu 1,5m lang

 

Röhrenaale

 

Röhrenaale leben in Wohnhöhlen im Boden von warmen Flachwassergebieten. Sobald sie eine potentielle Gefahr wahrnehmen, verschwinden sie vollständig in ihren Höhlen, die gerade breit genug sind, dass der Aal hinein passt. Ist es sicher, schaut der vordere Teil des Körpers aus dem Boden und wiegt sich in der Strömung mit.

 

Röhrenaale

Vollständig verlassen Röhrenaale die Wohnhöhle vermutlich nie, wobei es vereinzelt Berichte gibt, dass die Männchen kurzzeitig zur Paarung den Kontakt zu ihrer Wohnhöhle verlieren können. Röhrenaale sind allerdings in der Lage, die Position ihrer Wohnhöhle mittels ihres Grab-Schwanzes zu verändern, so dass ein vollständiges Verlassen der Höhle zur Paarung nicht nötig ist. Die Paarung wird durch Drohgebärden benachbarter Männchen eingeleitet. Dann werden die Weibchen von den Männchen umschlängelt, bis sie bereit zur Paarung sind.

 

Röhrenaale leben meist in riesigen Kolonien zusammen, wobei der Abstand zwischen ausgewachsenen Tieren etwa einen halben Meter beträgt. Sie ernähren sich von Zooplankton, das sie aus dem Wasser filtern.

 

 

Ringel-Schlangenaal

 

Ringel-Schlangenaal

Schlangenaale gibt es weltweit in allen Meeren. Allerdings sieht man sie eher selten, da sie in der Regel nachtaktiv sind und sehr versteckt leben. Häufig buddeln sie sich tagsüber im Sand ein.

 

Sie imitieren in ihrem Äußeren die giftigen Seeschlangen, sind aber durch ihren Rückenflossensaum, das Fehlen von Schuppen und das Vorhandensein von Kiemenöffnungen von diesen zu unterscheiden.

 

 

 

Soldaten- und Husarenfische

 

Soldaten- und Husarenfische gehören zu der Ordnung der Schleimkopfartigen. Sie sind nach Schleimkanälen am Kopf benannt, über die sie Strömungsreize wahrnehmen können.

 

Großdorn-Husar

Soldaten und Husaren sind in der Regel Nachtraubfische. Als Anpassung daran haben sie große, sehr lichtempfindliche Augen und sind meist rot. Die Farbe Rot wird vom Wasser rasch heraus gefiltert und macht die Fische nachts quasi unsichtbar. Sie ernähren sich von Krebslarven, Zooplankton, kleineren Fischen, Krebsen und Würmern.

 

Husarenfische sind meist etwas größer, als Soldaten, haben häufig weiße Streifen und verfügen über einen Gift-Dorn am Kiemendeckel. Beide Unterfamilien können unterschiedliche Laute von sich geben, die der Kommunikation untereinander dienen.

 

 

Hornhechte

 

Hornhechte gehören zur Ordnung der Hornhechtartigen. Es sind sehr schmale, langgezogene Fische, die äußerlich an einen Pfeil erinnern. Sie sind silbrig und halten sich meist dicht unter der Wasseroberfläche auf, wodurch sie sehr gut getarnt sind. Dort schweben sie langsam vorwärts, bis ein kleiner Beutefisch nahe genug ist. Daraufhin werden sie zu blitzschnellen Jägern.

 

Hornhechte werden bis 1,20m lang und sind für Menschen nicht gefährlich.

 

Wenn Hornhechte von Raubfischen verfolgt werden, springen sie über der Wasseroberfläche mit kräftigen Schwanzschlägen vorwärts.

 

Hornhecht mit Putzerfisch

 

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Kugelfische, Igelfische und Drückerfische

19. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Es gibt über 400 verschiedene Arten in der Ordnung der Kugelfischartigen. Hierzu gehören z.B. Drückerfische, Kofferfische, Lederjacken und die Kugelfische selbst. Der Körper ist gedrungen, teils rautenförmig, teils eckig. Die Größen variieren stark, von den teils winzigen Feilenfischen bis zum über 2 Tonnen schweren Mondfisch. Das Maul ist meist klein und auf die Ernährung mit Wirbellosen oder Plankton ausgelegt.

 

 

Drückerfische

 

Orange gestreifter Drückerfisch

Drückerfische haben einen langgezogenen, rautenförmigen Körper, mit großem Kopf und stark bezahntem Maul. Sie schwimmen in erster Linie durch ondulierende Bewegungen von After- und Rückenflosse, was sie in die Lage versetzt, auch in Schieflage und selbst waagerecht liegend zu schwimmen. Die Schwanzflosse stellt im Notfall einen „Turboantrieb“.

 

Ihre besondere Verteidigungsstrategie besteht darin, sich über spezielle Dorne, die sich oben und teils auch unten am Körper befinden, fest zwischen Korallen zu verankern. So können Fressfeinde sie nicht zwischen den Korallen hervorziehen und aufessen.

Die Drückerfische selbst leben von Krebsen, Seeigeln, Seesternen, Würmern und anderen kleinen Tieren oder Algen. Sie sind in der Lage einen starken Wasserstrahl mit dem Maul erzeugen, um z.B. Seeigel umzupusten, und sie so von der weichen Unterseite her aufzufressen. Ebenso können sie über den Wasserstrahl andere Tiere im Sandboden frei legen. Daneben haben Drückerfische bei langstacheligen Seeigeln noch eine besondere Strategie entwickelt: der Drückerfisch packt einen Stachel, hebt den Seeigel daran hoch und lässt ihn in etwa ein Meter Höhe wieder los. Während der Seeigel zurück zum Boden schwebt, greift der Drückerfisch ihn von der weichen Unterseite her an.

 

der Riesendrückerfisch ist mit Vorsicht zu genießen

Meist leben Drückerfische als Einzelgänger, die sehr aggressiv über ihr Revier wachen. Einige Riesendrückerfische greifen dabei sogar Menschen an, vor allem, wenn sie gerade ein Gelege haben.

 

Oft befinden sich in einem großen Revier eines Männchens verschiedene kleinere von Weibchen. Die Weibchen bauen mittels ihres Wasserstrahls größere Sandkuhlen, in die sie ihre Eier legen und gut beschützen. Bei einigen Arten hilft auch das Männchen mit. Teilweise kann man die männlichen Drückerfische beobachten, wie sie über den Eiern einen „Kopfstand“ machen, um ihnen Sauerstoff zuzupusten. Potentielle Feinde, auch Taucher, werden nun schon auf mehrere Meter Entfernung angegriffen, gerammt oder gebissen. Das ist äußert schmerzhaft für Menschen, zumal das Gebiss stark genug ist, selbst Muschelschalen zu knacken. Wenn die Fischlarven der Drückerfische geschlüpft sind, steigen sie sofort auf zur Wasseroberfläche und lassen sich zur weiteren Entwicklung ins offene Meer treiben.
Die Eltern sind nun wieder deutlich friedlicher.

 

links: Blauer Drückerfisch; rechts: Picasso Drückerfisch (und ein Falterfisch)

Kugelfische

 

Kugelfische sind in der Lage, bei Gefahr ihren Magensack mit Wasser vollzupumpen, wodurch sie kugelrund werden. Dadurch sehen sie zum einen eindrucksvoller aus, zum anderen pusten sie sich auch noch im Maul oder Magen ihrer Fressfeinde auf, was deren Tod bedeuten. Zusätzlich sind Kugelfische bei Verzehr giftig. Natürliche Feinde haben sie entsprechend kaum.

 

Weissfleck-Kugelfisch mit Arabischem Doktorfisch

Keinesfalls sollte man einen Kugelfisch zum aufblasen reizen. Es ist großer Stress für das Tier, schluckt es dabei Luft, ist die Aktion oft tödlich.

 

Kugelfische besitzen ein sehr kräftiges Maul und ernähren sich vor allem von Schnecken, Muscheln und Krebsen. Einige Arten zermalmen auch Korallen und fressen deren Polypen.

 

Kugelfische sind langsame Schwimmer, aber ähnlich einem Hubschrauber, sehr manövrierfähig.

 

2 Kugelfische

links: Schwarzfleck-Kugelfisch mit Putzerfisch in den Kiemen; rechts: Maskenkugelfisch

 

Kofferfische

 

Kofferfische sind tatsächlich in etwa Kofferförmig mit einem Panzer aus Knochenplatten. Wie die Kugelfische sind sie langsame, aber sehr manövrierfähige Fische. Sie ernähren sich von kleinen Wirbellosen und Algen, die sie unter anderem mittels eines Wasserstrahls aus dem Boden frei strudeln können.

 

Kofferfische trifft man meist einzeln am Riff. Tatsächlich teilen sich aber in der Regel ein Männchen und mehrere Weibchen im losen Zusammenhalt ein Revier.

 

Kofferfische sind häufig sehr farbenfroh

 

Kofferfische werden gerne noch winzig klein an Aquarienhalter verkauft. Ein großes Problem dabei ist, dass Kofferfische bei Stress eine giftige Substanz ans Wasser abgeben, die auf dem engen Raum im Aquarium alle Fische, einschließlich sie selbst, abtötet.

 

 

Igelfische

 

Igelfisch

Igelfische sehen ähnlich aus wie Kugelfische, mit denen sie eng verwandt sind. Igelfische sind allerdings meist etwas länglicher mit stumpfem Kopf, riesigen Augen und Stacheln am ganzen Körper, denen sie ihren Namen verdanken. Wie die Kugelfische, können sich Igelfische bei Gefahr aufpusten.

 

Die Ernährung ist ähnlich wie bei Drückerfischen und Kofferfischen, wobei sie hartschalige Nahrung den Stachelhäutern vorziehen.

 

Menschen gegenüber sind Igelfische meist sehr scheu und zurückhaltend.

 

 

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Panzerwangen: Feuerfische, Drachenkopf und Co

19. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Es gibt etwa 1500 Arten von Panzerwangen, zu denen z.B. die Steinfische, die Schaukelfische und die Feuerfische gehören. Die bekannteste Panzerwange dürfte aber der Rotbarsch sein.

 

Panzerwangen leben in allen Meeren, in Kalt- und in Warmwasser und sogar in der Tiefsee. Im Süßwasser gibt es ebenfalls einige Arten. Die meisten Panzerwangen können Gifte produzieren. Zusätzlich ist der Körper häufig durch Panzerplatten und Stacheln geschützt.

 

 

Feuerfische

 

Feuerfische sind nachtaktiv

Feuerfische sind nachtaktiv

Feuerfische fallen durch ihre imposante, fächerförmige Flossenform auf. Als nachtaktive Jäger sind sie durch ihre rote Grundfarbe mit helleren Querstreifen gut getarnt. Sie besitzen lange Giftstacheln an der Rückenflosse, die aber rein der Verteidigung dienen. Auch aufdringlichen Tauchern können sie so gefährlich werden. Das Gift ist für Menschen zwar nicht tödlich, aber sehr schmerzhaft.

 

Die meisten Arten der Feuerfische erreichen eine Größe von maximal 40cm. Oft leben sie in Höhlen am Riff oder auch in Wracks. Sie ernähren sich in erster Linie von kleinen Fischen, sind allerdings nur sehr langsame Schwimmer. So treiben Feuerfische ihre Beute mit den Fächerflossen in die Enge und saugen sie dann durch aufreißen ihres großen Mauls ein.

 

Die meisten Feuerfische sind Einzelgänger, die aufmerksam über ihre Reviergrenzen wachsen. Zur Paarungszeit können männliche Rotfeuerfische allgemein recht angriffslustig werden. Brutpflege findet bei Feuerfischen jedoch nicht statt.

 

links: Antennenfeuerfisch; rechts: Rotfeuerfisch

 

echter Steinfisch

 

Der echte Steinfisch ist der giftigste Fisch überhaupt. Das Gift wird von Stacheln der Rückenflosse abgegeben und kann selbst Menschen töten. Es wird nur zur Verteidigung eingesetzt, was dem Menschen aber nicht hilft, wenn er versehentlich auf den Steinfisch drauf tritt. Steinfische imitieren nahezu perfekt algenbewachsene Steine und sind so kaum auszumachen. Sie besitzen keine Schwimmblase und sind tatsächlich kaum in der Lage, zu schwimmen. Es sind reine Lauerjäger, die absolut regungslos auf Felsen oder auf dem Riff liegen und vorbei schwimmende Beute durch Öffnen des riesigen Mauls einsaugen.

 

Auf Grund ihrer extremen Giftigkeit haben sie keine natürlichen Feinde.

 

links: echter Steinfisch; rechts: Skorpionsfisch (falscher Steinfisch)

 

Drachenkopf und Skorpionsfisch

 

Einige Drachenkopfarten sehen dem Steinfisch zum verwechseln ähnlich, andere dagegen erinnern tatsächlich stark an einen Drachen. Erstere werden auch Skorpionsfische genannt. Wie nah die Verwandtschaft zu den echten Steinfischen ist, ist noch nicht endgültig geklärt. Echte und falsche Steinfische können daran unterschieden werden, dass bei Skorpionsfischen das Maul nicht senkrecht steht und die Brustflossen seitlich angesetzt und deutlich kleiner sind. Drachenköpfe sind ebenfalls giftig, aber deutlich weniger, als der echte Steinfisch. Auch sie sind in erster Linie gut getarnte Lauerjäger.

 

Drachenkopf

 

Schaukelfisch

 

Schaukelfisch

Schaukelfische imitieren äußerlich Algenblätter, wodurch sie nahezu perfekt getarnt sind. Sie lauern schaukelnd wie ein Blatt in der Strömung auf Beute, was sie für Algenfresser zusätzlich interessant macht. Teilweise bewegen sie sich auch langsam schaukelnd auf den Brustflossen laufend auf ihre Beute zu. Wie die anderen Panzerwangen auch, saugt der Schaukelfisch seine Beute schließlich durch aufreißen des riesigen Mauls ein. Dabei kann die Beute bis zu halb so groß wie der Schaukelfisch selbst sein.

 

Schaukelfische sind in der Regel mit maximal 10cm Länge recht klein und nur schwach giftig. So verlassen sie sich auch zur Verteidigung auf ihre gute Tarnung. Sie besitzen keine Schwimmblase und sind nur schlechte, langsame Schwimmer.

 

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Die große Vielfalt der Barschartigen im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Im Gegensatz zu den Knorpelfischen, ist das Skelett der Knochenfische teilweise oder ganz verknöchert. Die meisten Arten besitzen zudem eine Schwimmblase, die sie exakt im Wasser tarieren lässt.
Knochenfische sind nach heutigem Kenntnisstand keine Weiterentwicklung der Knorpelfische, sondern haben sich parallel aus einem gemeinsamen Vorläufer entwickelt.

Die so genannten echten Knochenfische entwickelten sich vor gut 200 Millionen Jahren und stellen heute rund 96% aller bekannten Fischarten. Die echten Knochenfische zeichnen sich unter anderem durch ein in der Regel völlig verknöchertes Skelett und Schuppen aus Knochensubstanz aus. Mit am vielfältigsten unter ihnen sind die Barschartigen.

 

 

Barschartige

 

auch die Falterfische gehören zu den Barschartigen

Die Ordnung der Barschartigen Fische umfasst etwa 40% aller bekannten Fischarten und ist gleichsam die Artenreichste Ordnung aller Wirbeltiere. Es gibt sie im Süßwasser und im Salzwasser, wobei sie flachere Gewässerzonen bevorzugen. Im Korallenriff stellen Barschartige ebenfalls einen großen Teil der Fisch-Population.

 

Die genauen Verwandtschaftsbeziehungen sind bei den Fischen noch nicht endgültig geklärt. Vor allem die Barschartigen sind eine Sammel-Ordnung, in denen die Fische zusammen gefasst sind, die sich nicht durch bestimmte Merkmale in andere Fisch-Ordnungen einteilen lassen. So ist die Vielfalt untern den Barschartigen sehr groß.

 

 

Kleine Barsche im Korallenriff: Riffbarsche und Fahnenbarsche

 

Riffbarsche trifft man in großer Zahl in jedem Korallenriff an, wo die tagaktiven Fische schöne bunte Farbtupfer bilden. Zu den Riffbarschen gehören z.B. die Anemonenfische, die Sergeanten und die Preußenfische. Sie besitzen eine durchgehende Rückenflosse und einen stark gegabelten Schwanz. Die meisten sind sehr klein, nur wenige Zentimeter bis maximal 15 Zentimeter lang.

Viele Riffbarsche leben in großen Schulen an den Außenkanten der Riffe und zwischen Steinkorallen. Dabei sind die meisten Arten territorial mit einem festen Standort im Korallenriff.

 

Barsche am Korallenriff

links: Grüne Riffbarsche bleiben dicht bei ihrer Steinkoralle; rechts: Sergeanten patrouillieren vor dem Korallenriff

 

Anemonenfische leben in Symbiose mit einer See-Anemone. Die See-Anemone ist stark nesselnd, was Fressfeinde der Anemonenfische fern hält. Die Anemonenfische selbst werden immun gegen das Gift ihrer Anemone. Der Nutzen, den die Anemone von der Symbiose hat, ist umstritten. Theorien sind z.B., dass die Anemonenfische ihre Anemone sauber halten und Falterfische vertreiben, die die Anemonen fressen könnten.

 

links: Weißrückenanemonenfisch; rechts: Anemonenfische mit Dreifleck-Preußenfischen

 

Anemonenfische leben meist als Paar zusammen, gemeinsam mit ihrem Nachwuchs. Das Weibchen ist normalerweise am größten und dominantesten. Stirbt es, so wechselt das Männchen das Geschlecht und eines der Jungtiere wird zum neuen Männchen. Die meisten Jungtiere aber verlassen irgendwann ihre Eltern-Anemone und suchen sich eine eigene. Erwachsene Anemonenfische bleiben ihrer Anemone dagegen ein Leben lang treu.

 

Harems-Fahnenbarsche

 

Fahnenbarsche sind eng mit den Zackenbarschen verwandt. Sie werden maximal 10cm lang und leben in großen Schulen an den Riffrändern. Fahnenbarsche leben als Harem, das heißt ein oder wenige Männchen leben mit vielen Weibchen zusammen. In der Regel sind die Geschlechter gut an der Farbe zu unterscheiden. Stirbt ein Männchen, so wandelt sich ein dominantes Weibchen zum neuen Männchen um.

 

 

Zackenbarsche

 

der Mondflossenzackenbarsch wird bis zu 80cm groß

Zackenbarsche sind mittelgroße, territoriale Jäger, die durch ihr Revier im Korallenriff patrouillieren, Konkurrenten fern halten und auf Beute lauern. Ist ein Beutetier nah genug, packen sie blitzschnell mit ihren kräftigen Eckzähnen zu.

Meist sind sie in der Dämmerung und nachts unterwegs, aber auch tagsüber begegnet man ihnen.

Junge Zackenbarsche sind immer weiblich und wandeln sich mit einem gewissen Alter zu Männchen um. Je älter ein Zackenbarsch wird, umso größer ist das Revier, das der Einzelgänger für sich beansprucht.

 

Die meisten Zackenbarsche am Korallenriff sind maximal einen halben Meter groß. Es gibt aber auch Arten, die bis zu drei Meter groß werden und auch Menschen gefährlich werden können. Menschen werden zwar nicht als Beute angesehen, aber in die Enge getriebene Zackenbarsche verteidigen sich.

 

Zackenbarsche haben meist große, hervorstehende Augen, einen ausgeprägten Unterkiefer und der vordere Teil der Rückenflosse ist mit kräftigen Stacheln ausgerüstet. Viele Zackenbarsche haben zudem ein Punkt-Muster, wodurch sie beim Lauern auf Beute gut getarnt sind.

 

typische Zackenbarsche

 

 

Süßlippen

 

Süßlippen sind nach ihren wulstigen Lippen benannt, mit denen sie den Boden nach Nahrung durchstöbern. Süßlippen leben vor allem in warmen, flachen Meerregionen. Sie sind nachtaktiv und verdösen den Tag in kleineren oder größeren Gruppen versteckt unter Überhängen.

Die Jungtiere sind häufig völlig anders gefärbt, als die erwachsenen Tiere und leben solitär zwischen Steinkorallen. So ahmen sie die giftigen Nacktschnecken nach, was sie vor Fressfeinden schützt.

 

links: Orientalische Süßlippe; rechts: junge Harlekin Süßlippe

 

Falterfische und Kaiserfische

 

Falterfische sind sehr farbenfreudige Fische, die eher klein und annähernd diskusförmig sind. Es gibt über 120 verschiedene Arten, die alle ein anderes Farbmuster aufweisen. Der Grund ist, dass viele Falterfische recht territorial sind und artgleiche, also gleich gefärbte, aus ihrem Revier vertreiben. Da die meisten Falterfische Nahrungsspezialisten sind, nehmen ihnen andere Falterfisch-Arten keine Nahrung weg und werden entsprechend im Revier geduldet.

 

ein Falterfisch-Pärchen auf Nahrungssuche

Meist leben Falterfische als Paar zusammen, einige Arten auch in Schwärmen. In der Regel sind sie sehr standorttreu. Dadurch kennen sie „ihr“ Korallenriff sehr gut und können bei Gefahr blitzschnell in enge Spalten flüchten. Ein „aufgemaltes“ Auge im hinteren Körperbereich vieler Arten, irritiert Fressfeinde bezüglich der Fluchtrichtung. Zusätzlich ist das echte Auge häufig völlig unauffällig und z.B. durch ein farbiges Muster übermalt.

Man kann sie den ganzen Tag im flachen Wasser der Riffe beobachten, aber am späten Nachmittag sind sie am aktivsten. Sie ernähren sich z.B. von Korallenpolypen, Quallen, Krebsen, Würmern, Plankton oder Fischeiern.

 

Der Wimpelfisch gehört ebenfalls zu den Falterfischen. Er unterscheidet sich vor allem durch die zum “Wimpel” verlängerte Rückenflosse von ihnen.

 

 

Pfauen-Kaiserfisch

Kaiserfische sehen ähnlich aus, wie Falterfische, haben aber einen großen farblich hervor gehobenen Dorn an den Unterseiten des Kiemendeckels. Die Familie der Kaiserfische ist sehr artenreich und oft prächtig gefärbt. Häufig haben Jungtiere eine völlig andere Farbe, als die erwachsenen Tiere. Der Grund hierfür ist, dass Kaiserfische extrem territorial sind und den Jungtieren keinen Lebensraum lassen würden. Durch die andere Farbe erkennen sie die Jungtiere nicht als artzugehörig und ignorieren sie.

 

Kaiserfische leben als Paar oder solitär am Korallenriff, wo sie über feste Territorien wachen. Teilweise kommt es auch zur Haremsbildung mit einem Männchen und wenigen Weibchen. Die Fische sind in dem Fall aber selten zusammen zu sehen, sondern leben verteilt über ihr teils sehr großes Territorium. Ihre Nahrung besteht aus Schwämmen, Algen, Fischeiern und kleinen Wirbellosen.

 

 

Halfterfisch

 

Halfterfisch

Es gibt nur eine Gattung mit einer Art: den Halfterfisch. Er sieht fast aus wie ein Wimpelfisch, ist mit diesem aber nicht näher verwandt, sondern viel mehr mit den Doktorfischen. Halfterfische gibt es nur in den Korallenriffen des Indopazifiks, dort sind sie aber recht weit verbreitet. Sie leben in kleinen Gruppen zusammen, auch unterhalb der Riff-Korallenzone bis in Tiefen von etwa 180 Metern. Mit ihren spezialisierten langen schmalen Mäulern, klauben sie kleine Wirbellose und Algen aus engen Spalten.

 

 

Doktorfische

 

Doktorfische sind nach einem Skalpell-ähnlichen Fortsatz an ihrer Schwanzflosse benannt. Bei Gefahr klappen sie das Skalpell aus und verteidigen sich mit heftigen Schwanz-Schlägen. Oft ist das Skalpell besonders eingefärbt, um Fressfeinde abzuschrecken. Manche Doktorfische haben zusätzlich noch eine ähnlich gefärbte Stelle am Kopf und täuschen so vor, dort säße auch noch ein Skalpell.

 

links: der Arabische Doktorfisch kommt nur im Roten Meer vor; rechts: Vlamings Nasendoktorfische werden bis zu 70cm groß

 

 

Doktorfische lassen sich am Korallenriff oft gut beobachten, da sie sich auf ihre „Waffe“ verlassen und in der Regel wenig scheu sind. Sie sind hauptsächlich Vegetarier, die den Tag damit verbringen, Algen abzuschaben. Wenn es sich ergibt, werden aber auch z.B. Moostierchen, kleine Krebse oder Würmer mit gefressen. Nachts ziehen Doktorfische sich zum Schlafen zurück. Viele Arten sind territorial, dennoch leben einige gerne in kleineren oder größeren Gruppen zusammen.

 

links: Streifendoktorfische sind extrem territorial; rechts: Kurznasendoktorfische leben in kleinen Gruppen

 

Lippfische

 

Lippfische sind eine sehr artenreiche Familie, deren Mitglieder durch die Farbwechsel in den verschiedenen Altersstadien schwer zu bestimmen sind. Alle Lippfische sind tagaktiv und besitzen eine charakteristische wellenförmige Schwimmbewegung, da sie nur mit den Brustflossen schwimmen. Benannt sind sie nach ihren wulstugen Lippen.

 

Besenschwanz Lippfisch

Die erwachsenen Tiere sind meist Einzelgänger und sehr territorial, während die Jungtiere häufig als Schwarm leben. Lippfische sind in der Regel im jungen Alter alle weiblich und wandeln sich später zum Männchen um. Sie zeigen ein recht ausgeprägtes Balzverhalten mit Paarungstänzen. Bei manchen Arten werden Nester gebaut, die das Männchen bewacht.

 

Die meisten Arten ernähren sich von Muscheln, Schnecken, Seeigeln oder Krustentieren. Eine Besonderheit ist der kleine Putzerlippfisch, der davon lebt, andere Fische von Parasiten zu befreien (siehe Putzstationen am Korallenriff).

 

Regenbogen Lippfisch vor Tabakfalterfischen am Korallenriff

 

 

Papageifische

 

Papageifische sind eng mit den Lippfischen verwandt. Sie haben ein sehr kräftiges Gebiss, das an den Schnabel eines Papageis erinnert. Mit diesem zerkauen sie Steinkorallen, um an die Polypen und Algen zu gelangen. So sind Papageifische zu einem guten Teil für den feinen weißen Tropensand verantwortlich, den sie nach dem Fressen wieder ausscheiden. Manche Papageifischarten ernähren sich aber auch rein vegetarisch von Algen oder Seegras.

 

Papageifisch beim Fressen

Ähnlich den Lippfischen, sind alle Papagei-Fische zunächst weiblich oder aber Primärmännchen, und wandeln sich später zum Super-Männchen um. Die Geschlechtsumwandlung ist damit begründet, dass männliche Papageifische sehr territorial sind. Ein junges kleines Männchen hätte keine Chance, sich ein Territorium zu erobern und fortzupflanzen. So erfolgt die Geschlechtsumwandlung erst, wenn der Fisch groß und stark genug dafür ist.

Jungtiere sind aus ähnlichen Gründen häufig noch einmal anders gefärbt, als die Weibchen, die Primärmännchen oder die Super-Männchen. Das macht die Bestimmung der Artzugehörigkeit nicht immer einfach.

 

 

Büschelbarsch

 

Fosters Büschelbarsch

Büschelbarsche sind nach ihren feinen Haarbüscheln am Nasenrand und am Ende der Rückenflossenstrahlen benannt. Da sie als Lauerjäger regungslos auf dem Korallenriff liegen, werden sie daneben auch Korallenwächter genannt. Sie schwimmen kaum und besitzen keine Schwimmblase. Bei Sichtung der Beute, z.B. Krebse oder kleine Fische, stoßen sie blitzschnell zu. Bei Gefahr flüchten sie in ihre nahe gelegene Höhle oder Spalte.

Meist leben Korallenwächter solitär. Sie sind zu Anfang weiblich und wandeln sich bei Bedarf zu Männchen um. Meist lebt in einen Revier in losem Zusammenhalt ein Männchen mit mehreren Weibchen.

 

 

Makrelen

 

Makrelen leben in großen Schwärmen in flacherem Wasser entlang der Küstengebiete. So sieht man sie auch immer mal wieder in der Nähe von Korallenriffen. Sie sind schnell und im Schwarm sehr wendig, besitzen allerdings meist keine Schwimmblase. Makrelen sind gute Speisefische und ihre Bestände sind vielerorts überfischt.

 

Großmaulmakrelen beim Plankton filtern

 

Barrakudas

 

junger Barrakuda

Barrakudas sind schnelle bis zu 2 Meter lange Jäger, die alles fressen, was sie erbeuten können. In der Regel sind das, je nach Größe des Barrakudas, z.B. Makrelen, junge Thunfische, Ährenfische oder Hornhechte. Aber selbst giftige Fische werden gefressen. Dem Menschen werden Barrakudas in der Regel nicht gefährlich, es sei denn, sie werden provoziert. Teilweise scheinen Barrakudas auch Menschen anzugreifen, weil sie z.B. glitzernde Accessoires mit Beutefischen verwechseln.

 

Junge Barrakudas leben oft in Schulen in der Nähe von Riffen, ältere sind dagegen meist Einzelgänger, die sich hauptsächlich im offenen Meer aufhalten. Ihr Körper ist ganz auf schnelles schwimmen und erbeuten ausgelegt. Langgezogen, pfeilförmig, mit großem Maul und langen spitzen Zähnen.

 

 

Eidechsenfische

 

Die meisten Eidechsenfisch-Arten leben im flachen, warmen Wasser an Korallenriffen. Einige Arten sind allerdings auch in der Tiefsee Zuhause. Es sind räuberische Fische, die auf farblich passendem Untergrund liegend auf Beute lauern. Die Grundfarbe ist meist sandfarben mit dunklen Flecken und teils durchsichtigen Abschnitten. Die Flossen sind fast immer durchsichtig. Das sehr große Maul ist mit spitzen Zähnen bestückt, um auch größere Beute sicher packen und verschlingen zu können.

 

Eidechsenfisch

 

Schiffshalter

Schiffshalter haben ihren Namen, weil sie sich gerne als blinde Passagiere an Schiffen festsaugen. Eigentlich reisen sie auf diese Art bei z.B. Walen, Mantas oder Haien mit. Sie sind so vor Fressfeinden geschützt und säubern im Gegenzug ihre Transporteure von Parasiten. Junge Schiffshalter saugen sich in der Regel an ihren Eltern fest. Bei der breiten, in Kopfnähe liegenden Saugscheibe, handelt es sich um eine abgewandelte Rückenflosse. Über die geriffelte Oberfläche der Scheibe erzeugen sie ein Vakuum, über das sie sich an glatten Oberflächen festhalten können.

In Riffnähe trifft man Schiffshalter auch einzeln. Gelegentlich saugen sie sich dort auch testweise an Tauchern fest.

 

links: ein großer Igelfisch mit Schiffshalter; rechts: frei schwimmender Schiffshalter

 

Grundeln

 

Die Grundeln sind mit etwa 2000 Arten die artenreichste Familie aller Meeresfische. Sie sind in der Regel recht klein, mit einem länglich-rundlichen Körper, einem großen Maul und großen Brustflossen, mit denen sich auf dem Boden aufstützen können. Die meisten Grundeln sind Lauerjäger, die auf dem Riff, auf Schwämmen, Steinen oder dem Meeresboden regungslos ausharren und auf Beute warten. Die Planktonfresser unter den Grundeln sind dagegen frei schwimmend und besitzen im Gegensatz zu den Lauerjägern eine Schwimmblase.

 

Grundel und Knallkrebs bilden eine Lebensgemeinschaft

Bei den Grundeln gibt es einige interessante Symbiosen. So lebt die Wächtergrundel zusammen mit dem Knallkrebs, bzw. Pistolenkrebs, in den vom Krebs gegrabenen Gängen. Die Grundel bewacht den Eingang und lebt von den Wirbellosen, die der Krebs zusammen mit dem Sand beim graben und ausbessern der Gänge nach draußen befördert. Im Gegenzug teilt die Grundel dem Krebs mit, ob es vor der Höhle gerade sicher ist. Der Krebs ist blind und kann selbst eine drohende Gefahr nicht sehen. Falls ein Fressfeind sich nähert, flüchtet die Grundel zum Krebs in die Höhle. Meist leben zwei Krebse mit ein oder zwei Grundeln zusammen.

 

Andere Grundeln leben eng mit Anemonen, Steinkorallen oder Schwämmen zusammen. Daneben gibt es auch noch Putzergrundeln, die, ähnlich den Putzer-Lippfischen, feste Putzstationen im Korallenriff unterhalten und sich von den Parasiten ihrer Kunden ernähren.

 

Bindengrundel

 

Steuerbarsche

 

Hochflossen-Steuerbarsch

Steuerbarsche werden auch Pilot- oder Ruderbarsche genannt. Sie sind relativ eng mit Falterfischen verwandt, haben aber keinen ganz so Scheibenförmigen Körper. Sie leben in Küstennähe in flachem Wasser, auch abseits von Korallenriffen. Ihre Nahrung besteht aus Algen und Kleintieren.

 

 

 

Füsiliere

 

Der Name Füsilier stammt aus der Militärgeschichte. Heute werden in einigen Ländern noch die leichten Infateristen als Füsiliere bezeichnet. Der Fisch kam zu dem Namen, weil seine präzisen Bewegungen im Schwarm an exerzierende Soldaten erinnern. Füsiliere haben einen spindelförmiger Körper mit tief gegabelter Schwanz und sind sehr schnelle und wendige Schwimmer. Sie sind tagaktiv und ernähren sich vorwiegend von Plankton. Man trifft sie in großen Schwärmen vor den Riffen.

 

Gelbstreifen-Füsiliere

 

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Haie und Rochen im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Knorpelfische gibt es schon seit über 400 Millionen Jahren, womit sie deutlich älter sind, als die heutigen echten Knochenfische.

 

Haie am Korallenriff

Zebrahai am Korallenriff

Als erstes haben sich vor rund 450 Millionen Jahren die Haie entwickelt. Seitdem sind sie fast unverändert geblieben, eine phantastische Erfolgsgeschichte. Erst der Mensch hat durch massenhaftes abschlachten viele Arten an den Rand des Aussterbens gebracht.

 

Knorpelfische haben ein Skelett aus Knorpel, mit einigen Kalkablagerungen darin. Knorpel ist leichter, als ein Knochenskelett, was ihnen hilft, ihren Auftrieb zu kontrollieren. Tatsächlich besitzen sie keine Schwimmblase, die erst von Knochenfischen entwickelt wurde. Stattdessen haben aber viele Arten eine stark ölhaltige Leber, die zumindest für etwas Auftrieb sorgt. Ein weiterer Unterschied zu den Knochenfischen ist die stets innere Befruchtung der Knorpelfische. Einige Knorpelfische sind sogar lebend gebärend.

 

 

Haie

 

Haie sind geschickte und schnelle Jäger, die dem Menschen aber nicht grundlos gefährlich werden. Der größte Hai, der bis zu 12 Meter lange Walhai, ernährt sich zudem nur von winzigem Plankton.

 

der Riesenhai frisst nur winziges Zooplankton

Haie besitzen eine spezielle Haut mit nach hinten weisenden Zähnchen. Diese sorgt für einen extrem niedrigen Strömungswiderstand, wodurch Haie Geschwindigkeiten von bis zu 70km/h erreichen können. Mittlerweile baut der Mensch die Haihaut nach und beschichtet damit Flugzeuge, Schiffe und U-Boote, um den Treibstoffverbrauch zu senken und die Geschwindigkeit zu erhöhen.

 

Besonders gut ist bei Haien der Geruchssinn entwickelt, über den sie Beute schon in großer Entfernung wittern können. Sie reagieren dabei vor allem auf verletzte Beutetiere und können Blut noch in millionenfacher Verdünnung wahrnehmen. Zudem können Haie über ihr Seitenlinienorgan kleinste Wasserbewegungen und Druckunterschiede im Wasser erkennen, was ebenfalls bei der Ortung der Beute hilft.

Ein weiteres spezielles Organ verhilft Haien zu der Fähigkeit, sehr schwache elektrische Felder wahrzunehmen, wie sie z.B. durch Muskelkontraktionen, Herzschläge oder Gehirnströme entstehen. Zudem sind Haie in der Lage, über das Magnetfeld der Erde präzise zu navigieren.

 

Die meisten Haie leben im offenen Meer, einige aber auch in der Nähe von Riffen. Häufige Riffhaie sind der Weißspitzen- und der Schwarspitzen-Riffhai sowie der graue Riffhai.

 

Weißspitzen-Riffhai

Der Weißspitzen-Riffhai wird bis zu 1,50m lang, der Schwarzspitzen Riffhai bis etwa 2m. Beide Arten sind in der Regel sehr friedlich Menschen gegenüber, außer man treibt sie stark in die Enge. Je nach Gewöhnung an Taucher und Schnorchler gibt es einige zutrauliche und neugierige Exemplare, meist sind Riffhaie aber eher scheu.

 

Der graue Riffhai ist mit etwas mehr Vorsicht zu genießen, da er schneller reizbar ist. Er wird ebenfalls etwa 2 Meter lang und lebt hauptsächlich in tieferem Wasser.

 

Der Zebrahai kann bei Tauchgängen ebenfalls öfter gesehen werden, da er flaches Wasser bevorzugt. Er wird etwa 3 Meter lang und besitzt einen auffallend langen Schwanz. Auf Menschen reagieren Zebrahaie in der Regel sehr friedlich, zudem sind sie nachtaktiv, so dass man sie tagsüber oft ruhend am Boden antrifft. Der Zebrahai ist mittlerweile vom Aussterben bedroht, da er als Speisefisch stark bejagt wird. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Zebrahai auch als Leopardenhai bezeichnet, der eigentliche Leopardenhai lebt jedoch im Ostpazifik vor der Küste der USA.

 

 

Rochen

 

Blaupunktrochen

Auch die Rochen gehören zu den Knorpelfischen und sind damit mit den Haien verwandt.

Bei den meisten Arten sind Kopf und Brustflossen vollständig mit dem abgeflachten Körper verwachsen, was ihnen ein Scheibenförmiges Aussehen verleiht. Viele Rochen sind in erster Linie Bodenbewohner, wo sie durch ihr flaches Äußeres gut getarnt sind. Zudem graben sie sich gerne in den Sand ein, so dass nur noch ihre Augen heraus schauen.

 

Rochenarten sind in jedem Meer in jeder Tiefe anzutreffen. Die meisten Arten werden maximal 1 Meter groß, einige Arten aber auch deutlich größer.

 

Der Schwanz des Rochens dient zum einen der Navigation, zum anderen wird er von einigen Arten auch zur Verteidigung eingesetzt.

 

 

Hier einige typische Vertreter im Flachwasser und an Riffen:

 

Bogenstirn-Torpedorochen

Zitterrochen:

 

Zitterrochen sind eher kleine Rochen, die je nach Art meist nur 10- 30cm groß werden. Einige Ausnahmen erreichen auch eine Länge von bis zu einem Meter.

 

Ihr Name kommt daher, dass sie in der Lage sind, über ein spezielles Muskelorgan starke Stromstöße abzugeben. Dies wird vor allem zum betäuben von Beutetieren genutzt, kann aber auch der Verteidigung dienen.

 

 

 

Stechrochen

Stachelrochen

 

Die Stachelrochen gehören zu den Stechrochen und können eine Spannweite von bis zu 1,5 Metern erreichen. Sie besitzen einen sehr langen Schwanz mit Giftstacheln, der zur Verteidigung eingesetzt wird.
Dabei können Stachelrochen auch Menschen gefährlich werden. So starb 2006 der australische Dokumentar-Filmer Steve Irwin, da ihn der Stachel des Rochens unglücklicherweise mitten ins Herz traf.

 

 

Blaupunktrochen

Blaupunktrochen

Der Blaupunktrochen gehört ebenfalls zu den Stechrochen und hat 1-2 giftige Stacheln am Schwanz. Diese dienen der Verteidigung gegen Feinde. In der Regel werden Blaupunktrochen um einen Meter groß, im Einzelfall auch mehr.

Die Art ist sehr verbreitet an Korallenriffen und lebt nur im Flachwasser. Meist trifft man sie gut getarnt halb im Sand vergraben an, wo sie auf Beute lauert. Blaupunktrochen fressen vor allem Weichtiere, Garnelen und Würmer.

 

 

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Invertebraten im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Federstern im Korallenriff

Federstern bei Nacht

Invertebraten sind wirbellose Tiere, also grob Tiere ohne Wirbelsäule. Häufig spricht man auch von „niederen Tieren“. Es handelt sich hierbei lediglich um einen Oberbegriff zur Abgrenzung von den Wirbeltieren, ohne etwas über den Verwandtschaftsgrad oder die Ähnlichkeit der Invertebraten untereinander auszusagen.

 

Zu den Invertebraten im Korallenriff gehören z.B. Muscheln und Tintenfische, Seeigel und Seesterne, die Krebstiere und die Würmer. Auch die Korallen gehören dazu (siehe Landschaftsarchitekten des Riffs).

 

Die Vielfalt an Invertebraten im Korallenriff ist enorm, aber für Taucher und Schnorchler sind die meisten kaum zu entdecken. Viele dieser Tiere sind sehr klein und extrem gut getarnt. Oft leben sie in enger Lebensgemeinschaft mit größeren Lebewesen. So findet man sie z.B. versteckt in Hart- und Weichkorallen, in den Ästchen der Federsterne oder in den Eingeweiden von Seegurken.

 

 

Weichtiere: Tintenfische, Schnecken und Muscheln

 

Tintenfische

 

 

der Oktopus tarnt sich mit wechselnden Farben

Trotz des Namens, handelt es sich hierbei nicht um Fische. Stattdessen sind die Tintenfische mit den Schnecken und Muscheln verwandt. Sie gelten als die intelligentesten Wirbellosen, haben ein hoch entwickeltes Nervensystem und Augen, die aufgebaut sind wie das menschliche. Charakteristisch ist der Mantelförmige Körper, aus dem, miteinander verschmolzen, Kopf und Fuß heraus ragen. Der Fuß ist zu Armen umgewandelt, beim Oktopus sind es 8 Arme, bei Sepien und Kalmaren 10.

 

Namensgebend ist der Tintenbeutel, den Tintenfische bei Gefahr entleeren können. Kurz vor dem ausstoßen der Tinte färbt sich der Tintenfisch dunkel, danach ganz hell. Der Fressfeind konzentriert sich so einen Moment auf die Tintenwolke als vermeintliche Beute und der Tintenfisch kann entfliehen. Dabei sind Tintenfische aber durchaus auch wehrhaft, können kräftig zubeißen und manche Arten sind sogar giftig.

 

viele Sepien sind nur nachts aktiv und bleiben tagsüber in ihren Wohnhöhlen

Der Farbwechsel wird über Muskelkontraktion an Pigment-gefüllten Zellen bewerkstelligt. Bei Sepien ist die Farbanpassung besonders hoch entwickelt. Sie können sogar komplexe Muster nachahmen, um mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Daneben sind Sepien auch in der Lage, ihre Körperform anzupassen, um eine noch bessere Tarnung zu erreichen. Diese Tarnung hilft nicht nur beim verstecken vor Fressfeinden, sondern wird auch zur Jagd genutzt. Tintenfische sind Lauerjäger und ernähren ich von kleinen Fischen, Krebsen, Muscheln und Schnecken.

 

Viele Tintenfische sind nachtaktiv mit festen Territorien. Einige graben sich zum schlafen im Schlamm ein, viele aber ziehen sich tagsüber in feste Wohnstätten, ihre Höhlen zurück. Dabei gestalten Tintenfische die Höhlen aus Geröll häufig selbst, um sie ihren Bedürfnissen anzupassen.

 

 

Nacktschnecken

 

Die meisten Nacktschnecken sind klein, nur etwa 3-4 Zentimeter groß. Trotz der meist leuchtenden Farben, muss man im Korallenriff schon genau hinschauen, um sie zu entdecken. Die meisten Arten sind nachtaktiv und verbringen den Tag gut getarnt auf ähnlich gefärbten Untergründen. Ihre Kiemen tragen Nacktschnecken oft gut sichtbar auf dem Körper. Daran kann man sie von ähnlich aussehenden Plattwürmern unterscheiden.

 

Nacktschnecken signalisieren über grelle Farben ihre Giftigkeit

Viele Nacktschnecken ernähren sich von giftigen oder nesselnden Lebewesen, wie z.B. Schwämmen, Korallenpolypen oder Seeanemonen. Die Schnecken selbst sind immun gegen das Gift, nehmen es aber so auf und werden selber giftig. Ihr Trick besteht darin, die „giftigen“ Zellen nicht zu verdauen, sondern in sich einzubauen. So nutzen sie z.B. aufgenommene Nesselzellen oder Gift produzierende Zooxanthellen. Letztere können auch zur Farbigkeit der Schnecken beitragen. Die Schwammfresser unter den Nacktschnecken verfeinern die mit dem Schwamm aufgenommen Gifte zum Teil noch und können sie bei Gefahr ausstoßen.

 

Oft ähneln die Schnecken äußerlich ihren Wirten, was sie gut tarnt. Sie tragen Auswüchse und Farben, die an Schwämme, Weichkorallen oder Gorgonien erinnern. Werden sie doch von einem potentiellen Fressfeind entdeckt, signalisieren die leuchtenden Farben ihre Giftigkeit.

 

Eine besondere Nacktschnecke ist die Spanische Tänzerin. Sie wird bis zu einem halben Meter groß und kann über Wellenbewegungen ihres Mantels schwimmen. Tagsüber lebt sie gut versteckt in Höhlen, nur nachts ist sie am Korallenriff unterwegs.

 

eine spanische Tänzerin (links) und ihr Gelege (rechts)

 

 

Muscheln

 

Die auffälligsten Muscheln am Korallenriff sind die Riesenmuscheln. Sie werden umgangssprachlich auch “Mördermuscheln” genannt, wofür sie selbst wenig können. Sie ernähren sich nur von Kleinstlebewesen und die größeren Exmplare sind kaum mehr in der Lage, sich vollständig zu schließen. Die Legenden zu ihrer Gefährlichkeit stammen von Perlentauchern, die unter Umständen tatsächlich Gefahr laufen können, sich in der Muschel einzuklemmen.

 

eine fast vollständig geschlossene Riesenmuschel bei Nacht

Riesenmuscheln filtrieren das Wasser mit ihren Kiemen, um das enthaltene Plankton als Nahrung zu nutzen. Daneben werden sie auch von symbiontisch mit ihnen lebenden Zooxanthellen versorgt. Dies sind winzige, oft einzellige Lebewesen, die ihren großen Partnern vielfältig helfen können. So können einige Zooxanthellen-Arten Photosynthese betreiben und Nährstoffe an ihre Partner weiter geben. Andere können Gifte oder Farbstoffe herstellen. So entsteht z.B. die bunte Färbung der Riesenmuscheln durch ihre Zooxanthellen. Im Gegenzug erhalten die Zooxanthellen Sicherheit und nutzen die Ausscheidungsprodukte der Muschel als Nährstoffe.

 

Riesenmuscheln fallen vor allem durch ihre prächtigen Färbungen auf

 

Die Riesenmuschel ist mittlerweile durch die Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung und massenhaftes Absammeln, unter anderem als Touristen-Souvenir und für den Verzehr, vom Aussterben bedroht.

 

Röhrenwürmer

 

Es gibt gut 100 verschiedene Wurmarten alleine in einem Korallenstock, aber die wenigsten davon sind für Menschen leicht zu entdecken. Würmer haben viele Fressfeinde und diesen kaum etwas entgegen zu setzen. So bleiben sie so verborgen, wie möglich.

 

Spiral-Röhrenwürmer

Einige Würmer bilden aber eine Ausnahme. Vor allem die Röhrenwürmer gehören zu den auffälligen Wurmarten am Korallenriff. Sie haben oft prächtige Tentakelkronen, die auch tagsüber zu sehen sind. Die Würmer sind seßhaft, in der Regel fest verwachsen mit Steinkorallen und leben in einer Wohnhöhle aus Korallenkalk. Bei Gefahr ziehen sie sich vollständig in ihre Wohnhöhle zurück und schließen sie mit einem Deckel. Röhrenwürmer ernähren sich, indem sie mit ihren Tentakeln Plankton aus dem Wasser filtern.

 

 

Stachelhäuter

 

Zu den Stachelhäutern gehören z.B. die Seesterne, Seeigel, Seewalzen und Haarsterne. Sie sind in der Regel reine Bodenbewohner, die sich über die Ausdehnung kleiner Muskelschläuche (Ambulakralfüsschen) mehr oder weniger schnell fortbewegen können. Namensgebend sind die Stacheln, die gezielt bewegt werden können und in erster Linie dem Schutz dienen. Daneben können die Stacheln, je nach Tierart, aber z.B. auch Gift absondern, der Fortbewegung oder der Verankerung dienen, und sogar Sinnesorgane wie Lichtrezeptoren enthalten.

 

Seesterne

 

Walzenseestern

Es gibt viele verschiedene Arten von Seesternen, die aber alle ähnlich aufgebaut sind. Ihr Körper besteht in der Regel aus 5 (oder einem vielfachen von 5) Segmenten, die alle einen eigenen Satz innere Organe aufweisen. Deshalb ist der Seestern so regenerationsfähig: verliert er einen Arm, beeinträchtigt ihn das nicht allzu sehr und er kann ihn in einfach wieder nachwachsen lassen. Manche Arten vermehren sich sogar, indem sie sich teilen und die Hälften sich jeweils zu neuen Seesternen regenerieren.

 

Der Mund sitzt mittig unter dem Körper, der After gegenüberliegend auf dem Körper. Der Seestern frisst, indem er seinen Magen über die Beute stülpt und diese quasi außerhalb des eigentlichen Körpers verdaut. Die meisten Seesterne sind dabei Allesfresser, manche sind dagegen auf eine Nahrungsquelle spezialisiert, wie z.B. die Dornenkrone auf Korallenpolypen. Mit ihren kräftigen Saugnäpfen an den Armen können Seesterne sogar Muscheln öffnen. Daneben dienen die Saugnäpfe, die sich an ihren Röhrenfüßchen befinden, auch dem ertasten der Umwelt, der Fortbewegung und sogar der Atmung.

 

Seesterne

 

 

Haarsterne

 

Haarsterne werden auch Federsterne genannt, beide Namen leiten sich von ihrem Äußeren ab. Wie die Seesterne bestehen sie in der Regel aus 5 (oder einem Vielfachen von 5) Segmenten und sind ähnlich regenerationsfähig. Tatsächlich haben die meisten Haarsterne sehr viele lange, fedrige Arme, mit denen sie Plankton aus dem Wasser fischen.

 

manche Haarsterne sind auch tagsüber aktiv

Die meisten Arten sind nachtaktiv und tagsüber kaum zu entdecken. Nachts klettern sie mit ihren winzigen Füßchen oder mit Hilfe spezialisierter Arme auf exponierte Standorte und strecken ihre Arme in die Wasserströmung. Die Arme tragen ebenfalls viele kleine Füßchen, die einen klebrigen Schleim absondern. Daran bleibt das Plankton hängen und wird anschließend über feine Wimperbewegungen zur Mundöffnung transportiert.

 

Einige Arten bewegen sich sehr viel im Korallenriff, andere haben feste Standorte, von denen sie sich kaum entfernen. Für weitere Strecken laufen Haarsterne entweder auf ihren Armen oder nutzen die Arme zum schwimmen.

 

Haarsterne bieten eine sichere Heimat für kleine Krebse, Garnelen und junge Fische. Diese Kleintiere sind oft nur schwer zu entdecken, da sie gut getarnt sind. Haarsterne selbst sind als Nahrung wenig attraktiv und oft auch giftig.

 

 

Seegurken

 

die Strichelseewalze wird bis zu 50cm lang

Die Seegurken werden mittlerweile Seewalzen genannt, um ihnen keine Verwandtschaft mit Pflanzen zu unterstellen. Sie sind länglich und rundlich und sehen häufig wenig attraktiv aus. Die meisten Arten sind zudem giftig, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

 

Die meisten Seewalzen ernähren sich, indem sie beträchtliche Mengen an Sediment aufnehmen. Dieses durchsieben sie nach Fressbarem und scheiden den Rest wieder aus. So sind die Sandwürste, die man in Lagunen am Korallenriff häufig findet, Spuren von fressenden Seewalzen.

Einige Arten nehmen aber auch gezielt mit Hilfe von Tentakeln organische Partikel vom Boden auf oder filtern Plankton aus dem Wasser.

 

Seewalzen leben oft mit Garnelen zusammen, die sich entweder gut getarnt auf ihrem Körper befinden oder sogar in den Eingeweiden der Seewalze wohnen.

 

 

Seeigel

 

Der Griffelseeigel ist ein weit verbreiteter, typischer Korallenbewohner. Er ist nach den langen, dicken Primärstacheln benannt, die früher zum Schreiben auf Schieferntafeln benutzt wurden. Die rote Farbe weist auf seine Nachtaktivität hin.

 

Der Stecknadelkopfseeigel ist sehr giftig und sollte auf keinen Fall berührt werden. Er lebt von Algen und anderem Aufwuchs, den er nachts abweidet.

 

links: Griffelseeigel, rechts: Stecknadelkopfseeigel

 

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Leben und Überleben im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Überlebensstrategien der Riffbewohner

 

Am Korallenriff findet man die verschiedensten Lebewesen: Krebstiere wie die Putzergarnele, majestätische Rochen, giftige Steinfische, bunte Nacktschnecken, Schwärme von farbenfrohen Riffbarschen, nesselnde Anemonen und viele mehr.

 

Zwei Tabakfalterfische beim Fressen einer Qualle

Ein Teil von ihnen ist nachtaktiv, der andere Teil tagaktiv. Manche sind Räuber, einige Pflanzenfresser, viele ernähren sich auch von Plankton, das heißt pflanzlichen, bakteriellen und tierischen Kleinstlebewesen. Jeder versucht eine Nische für sich zu finden, um ausreichend Schutz und Nahrung zu haben. Bei der hohen Dichte an Lebewesen im Korallenriff gar nicht so einfach.

 

So haben sich einige hoch spezialisiert auf bestimmte Beute, die sonst kaum jemand verwerten kann. Andere dagegen fressen einfach alles. Die Strategien, um Beute zu machen, bzw. nicht als Beute zu enden, sind vielfältig.

 

Schwarmfische z.B. profitieren tagsüber davon, dass sie im Schwarm kaum angegriffen werden. Dies liegt vor allem daran, dass für Räuber kein Angriffspunkt, kein einzelnes Tier auszumachen ist. So setzen die Raubfische, die trotzdem angreifen, darauf, den Schwarm zu zersprengen und so einzelne Fische abzusondern.

 

Auf Verwirrungstaktik setzt auch der Tintenfisch. Bei Gefahr sondert er eine Tintenwolke ab, die dem Fressfeind vorgaukelt, die Beute zu sein, während der Tintenfisch schnell die Richtung wechselt und verschwindet.

 

Diese Gelbstreifen-Füsiliere sind als Schwarm vor Räubern gut geschützt. Auch durch ihre Farben erscheinen sie als einzige große Masse für potentielle Räuber.

 

Eine der wichtigsten Strategien ist jedoch die Tarnung, die sowohl vom Räuber, als auch vom Beutetier genutzt wird. Räuber imitieren z.B. Steine, Algen oder völlig friedliche Fische. Beutetiere verschmelzen mit ihrer Umgebung und imitieren wehrhafte Fische.
Besondere Meister der Tarnung sind die Steinfische. Sie bilden nahezu perfekt einen algenbewachsenen Stein nach und lauern reglos auf Beute. Ähnlich macht es der Schaukelfisch. Er imitiert Seegräser, hat selbst die Form eines ausgefransten Blattes. Dazu schaukelt er in den Wellen, während er auf passenden Untergründen liegend auf Beute wartet. Er kann sich auf seinen Brustflossen langsam laufend vorwärts bewegen, wobei er ebenfalls die Schaukelbewegungen zeigt. Ist eine passende Beute nahe genug, reißt er sein riesiges Maul auf und saugt sie so ein.

 

links: der Drachenkopf lauert gut getarnt.
rechts: der Schaukelfisch kann zwar auffallend bunt sein, imitiert so aber erfolgreich harmlose Pflanzen

 

Andere Räuber tarnen sich, indem sie im Windschatten größerer friedlicher Fische mit schwimmen, um sich so unbemerkt ihrer Beute nähern zu können. Diese Taktik verwenden z.B. Trompetenfische. Diese können sogar bis zu einem gewissen Grad ihre Farbe entsprechend anpassen. Selbst Schnorchler oder Taucher werden gerne von Trompetenfischen als Tarnung verwendet.

 

Eine besondere Taktik, um Beute zu machen, hat der Säbelzahnschleimfisch entwickelt. Er sieht fast genauso aus, wie ein Putzerfisch und führt sogar den Locktanz der Putzerfische durch, um Fische zu sich zu lotsen. Putzerfische befreien andere Fische von Parasiten, werden so auch von Raubfischen nicht angegriffen, sondern ihre Putzerdienste sind höchst willkommen. Der kleine Säbelzahnschleimfisch wird so als vermeintlicher Putzerfisch von vielen Fischen nah heran gelassen, beißt ihnen dann blitzschnell ein Stück Fleisch heraus und verschwindet wieder. Fische lernen aber schnell, genau hinzusehen. Ein zweites mal lassen sie sich nicht überraschen.

 

Rochen im Korallenriff

die vielen “Augen” und der sandfarbene Körper des Blaupunktrochens, machen ihn für Feinde und für Beute schwer einschätzbar

Beutetiere nutzen ganz ähnliche Mechanismen. Sie imitieren über Farbe und Äußeres Gift-Fische oder werden über angepasste Färbung fast unsichtbar.

 

Überhaupt spielt die Färbung der Fische eine sehr wichtige Rolle. Tagsüber sorgt eine bläuliche Färbung im offenen Meer für annähernde Unsichtbarkeit, nachts dagegen sind rote Fische nicht zu sehen. Manche potentiellen Beutetiere haben zudem Färbungen, die den Feind verwirren können, z.B. ein „aufgemaltes“ zusätzliches großes Paar Augen. Dabei sind auch „Vielaugen“ möglich, wie beim gepunkteten Kugelfisch.

Streifen oder Punkte in Umgebungsfarben helfen daneben auch dadurch, dass sie die Konturen des Fisches verschwimmen lassen. Ein Räuber kann so die Größe des Beutefisches kaum mehr abschätzen. Dies funktioniert besonders gut, wenn der Fisch langsam oder im Schwarm schwimmt. Wimpelfische z.B. nutzen diese Taktik.

Quallen und Glasfische sind dagegen durch die Abwesenheit von Farbe gut getarnt.

 

Viele Falterfischarten sind territorial und leben paarweise. Artzugehörigkeit erkennen sie an der Farbe.

Durch die Farben wird daneben aber auch Artzugehörigkeit signalisiert. Zum einen werden so passende Partner gefunden, zum anderen hilft es aber auch beim einhalten von Reviergrenzen. Viele Fische sind sehr territorial sind und verteidigen ihr Revier gegen Artgenossen, da diese Rivalen um Nahrung, sichere Schlafplätze und Paarungspartner sind. So kommt es, dass viele Jungfische eine völlig andere Färbung haben, als im Erwachsenenalter. Dadurch können sie unbehelligt von ihren großen Artgenossen aufwachsen.

 

Manche Raubfische profitieren aber auch von der Ernährungsweise anderer Fische. Barben z.B. werden gerne von Stachelmakrelen und anderen kleineren Raubfischen begleitet. Barben durchwühlen den Meeresboden nach Kleinstlebewesen, indem sie den Sand durchsieben. Dabei scheuchen sie eine Reihe von Krebsen und kleinen Wirbellosen auf, die für die Räuber nun relativ leichte Beute sind.

 

der Doktorfisch täuscht durch die orange Farbe eine zweite Klinge am Kopf vor

Fische, die nicht auf Tarnung setzen, bedienen sich dagegen oft Giften oder Stacheln. Diese Fische signalisieren ihre Wehrhaftigkeit meist mit grellen Farben, die ihre Waffen auch gerne besonders betonen. Doktorfische haben z.B. scharfe Klingen an der Schwanzflosse, auf die sie potentielle Feinde durch leuchtende Farben aufmerksam machen. Im Falle eines Angriffs verteidigen sie sich mit heftig schlagender Schwanzflosse. Einige Doktorfische haben noch ein weiteres Paar Klingen am Kopf „aufgemalt“, um auch von vorne abzuschrecken.

 

Seeigel sind durch ihre langen Stacheln sehr gut geschützt. Allerdings haben sich einige Fische trotzdem auf sie spezialisiert. So können Drückerfische Seeigel umpusten und dann von der weichen Unterseite her auffressen.

 

Eine besondere Strategie haben Kugelfische: sie können sich bei Gefahr aufblasen, was sie eindrucksvoller aussehen lässt und für kleinere Räuber nur noch schwer angreifbar. Daneben führt das Verschlucken eines Kugelfisches oft zum ersticken des Räubers, da der Kugelfisch sich auch innerhalb des Fressfeindes aufpustet. Da den meisten Räubern dies bewusst ist, verzichten sie auf den Verzehr größerer Kugelfische.

 

links: der Igelfisch kann sich aufblasen wie ein Kugelfisch und hat zudem noch Stacheln auf dem Körper verteilt. rechts: der Stachelrochen nutzt seinen langen Giftstachel nur zur Verteidigung

 

Neben den Waffen, spielt das Gift sowohl bei Räubern als auch bei Gejagten eine wichtige Rolle. Vor allem viele niedere Lebewesen im Korallenriff sind giftig. Dazu gehören viele Korallen, Quallen, Schnecken und Schwämme. Sie verteidigen sich mittels des Gifts gegen Fressfeinde, betäuben ihre Beute oder bekämpfen Konkurrenten um ihren Standort im Korallenriff.

 

der harmlose Schlangenaal imitiert die hochgiftige Seeschlange

Auch viele Raubfische nutzen das Gift in erster Linie zur Verteidigung, nicht um Beute zu machen. Dazu gehören z.B. der hochgiftige Steinfisch, der Rotfeuerfisch oder Rochen. Seeschlangen oder die Giftpfeile schießende Kegelschnecke, nutzen dagegen ihr Gift aktiv um Beute zu töten.

 

Aber nicht nur die giftigen Lebewesen selbst profitieren davon. So lebt der Anemonenfisch gut geschützt zwischen den nesselnden Tentakeln seiner Anemone.

Viele Nacktschnecken produzieren ebenfalls kein eigenes Gift, sondern profitieren von dem Gift der Schwämme. Die Schnecken selbst sind immun gegen das Gift, fressen die Schwämme und werden selber giftig.

 

Daneben imitieren Beutetiere auch gerne giftige oder wehrhafte Fische. So färbt der Schlangenaal sich wie die hochgiftige Seeschlange. Einige Feilenfische ahmen Kugelfische nach, die junge Harlekin-Süßlippe ahmt giftige Nacktschnecken nach.

 

links: Nacktschnecken sind meist sehr giftig und zeigen dies durch grelle Farben.
rechts: Anemonenfische sind durch ihre nesselnde Anemone geschützt. Sie selbst sind gegen das Anemonen-Gift imun

 

 

Putzstationen am Korallenriff

 

Einige Tiere haben sich darauf spezialisiert, andere Fische von Parasiten zu befreien. Daneben helfen sie auch bei der Wundheilung, indem sie lose, abgestorbene Hautpartikel und Schleim entfernen. Zu den Putzern gehören verschiedene kleine Fischarten, z.B. der bekannte Putzer-Lippfisch oder manche Grundel-Arten, sowie einige Garnelen.

 

Hornhecht mit kleinem Putzerlippfisch

Viele dieser Putzer betreiben feste Putz-Stationen im Korallenriff. Hier signalisieren sie über bestimmte Bewegungen und ihr Erscheinungsbild die Bereitschaft, ihre Dienste zu Verfügung zu stellen.

 

Die meisten größeren Riffbewohner besuchen regelmäßig Putzerstationen. Dazu gehören auch Raubfische wie Muränen oder Zackenbarsche. Sie warten vor Putzerstationen friedlich, bis sie an der Reihe sind und kämen nie auf die Idee, den kleinen Putzer zu fressen. Im Gegenteil, sie halten völlig still, spreizen die Flossen ab und öffnen ihr Maul, um auch dieses säubern zu lassen.

 

Einige Putzer sind ohne feste Station unterwegs und bedienen die „Kunden“, die sich nicht ins Korallenriff herein trauen oder ihren sicheren Standort im Riff nicht verlassen möchten. Die Putzer selbst profitieren, indem sie so ihre Nahrung erhalten und im Rahmen ihrer Dienste die Sicherheit haben, nicht gefressen zu werden.

 

links: auch Scherengarnelen betätigen sich oft als Putzer.
rechts: dieser Kugelfisch lässt sich gerade von einem Putzerfisch die Kiemen säubern

 

 

Das Korallenriff bei Nacht

 

Etwa 75% der Fische sind tagaktiv, die meisten niederen Tiere dagegen nachtaktiv. Besonders eindrucksvoll bei Nacht sind die Polypen der Steinkorallen, die nun überall zum Vorschein kommen und den Eindruck eines Blumenmeeres vermitteln. Die Polypen warten auf die Nacht, da nun große Mengen an Kleinstlebewesen aus der Tiefe des Ozeans aufsteigen, die den Polypen als Nahrung dienen. Die meisten Fressfeinde der Polypen schlafen dagegen nun.

 

Korallenriff bei Nacht

Korallenriff bei Nacht

Auch Federsterne, viele Garnelen, Krebse, Langusten und Schnecken sind nachtaktiv, jagen jetzt oder weiden die Korallenblöcke ab. Daneben sind auch Kleinfische wie z.B. Beilbäuche unterwegs. Fisch-Schwärme sieht man nachts selten. Der Schwarm profitiert tagsüber von seiner Optik, der Feind sieht nur eine diffuse Masse. Nachts ist dieser Effekt kaum effektiv.

 

Nachtaktive Fische sind z.B. die Soldaten- und Husarenfische, Stachelmakrelen, Muränen und Rotfeuerfische. Viele Nachtjäger haben sehr große spezialisierte Augen, um auch im Dämmerlicht noch sehen zu können. Daneben sind sie häufig rot, da das Rot nachts nicht zu sehen ist. Ein flacher Körperbau trägt dazu bei, dass sie möglichst wenig Biolumineszenz verursachen. Wolken von lumineszierenden Kleinstlebewesen sind nachts unterwegs, die bei Berührung aufleuchten.

 

Viele tagaktive Fische wechseln nachts die Farbe, verschmelzen so mit dem Hintergrund oder werden rötlich. Sie verkriechen sich in Spalten und sind möglichst regungslos. Daneben haben einige Fische auch ganz besondere Verteidigungsmechanismen entwickelt. Drückerfische z.B. klemmen sich über 2 Dorne am Körper zwischen den Korallen fest, so dass Fressfeinde sie nicht heraus ziehen können. Einige Papageifische hüllen sich in eine Schleimschicht ein, die vermutlich ihren Geruch überdeckt, so dass sie geschützter vor Fressfeinden sind.

 

typische Jäger der Nacht: Großschuppensoldaten (links) und Rotfeuerfische (rechts)

 

Die Sinnesorgane der Fische

 

Das Sonnenlicht wird im Wasser mit zunehmender Tiefe rasch schwächer. Ab etwa 15 Metern Wassertiefe sind beispielsweise die Gelb-, Orange- und Rottöne schon fast völlig heraus gefiltert. Bei klarem Wasser dringen Reste des Sonnenlichts mehrere Hundert Meter tief, das menschliche Auge nimmt aber in diesen Tiefen nur noch Schwärze wahr.

 

Muränen orientieren sich bei der Suche nach Beute hauptsächlich über ihre Nase

Einige Fische haben hoch spezialisierte Augen, mit denen sie noch den letzten Rest Licht auffangen können und so z.B. nachts, bzw. in mittleren Wassertiefen, erfolgreich jagen können. Die besten Seh-Spezialisten nehmen noch bei gut 1000 Meter Wassertiefe ein Restlicht wahr. Doch bei den meisten Fischen, die nicht ausschließlich in sehr flachem Wasser leben, spielen die Augen zur Sinneswahrnehmung nur eine geringe Rolle. Ebenfalls können nur die Flachwasserarten farbig sehen.

 

Hoch entwickelt ist dagegen bei vielen Fischen der Geruchssinn und teils auch der Hörsinn. Muränen und Haie beispielsweise verlassen sich beim Jagen sehr auf ihre Nase und Lachse können durch den Ozean der Geruchsspur ihres Heimatflusses folgen, um in diesem schließlich zu laichen.

 

Der Geruchssinn ist eng verbunden mit dem Geschmackssinn, über den schon auf eine gewisse Distanz die Fressbarkeit einer potentiellen Beute geprüft werden kann. Viele Tiere, z.B. Schwämme und Blumentiere, aber auch einige Fische, scheiden geringe Mengen an giftiger oder übelschmeckender Substanz aus, um Fressfeinde vorzuwarnen. Einige Papageifische dagegen hüllen sich nachts zum Schlafen in eine schleimige „Geruchsbarriere“ ein, um von Fressfeinden nicht wahrgenommen werden zu können.

 

Schwarmfische koordinieren ihre Bewegungen mit Hilfe des Seitenlinienorgans

 

Schallwellen breiten sich im Wasser schneller aus, als in der Luft und können theoretisch über weite Entfernungen weiter gegeben werden. Praktisch werden durch die Wasserbewegungen die Schallwellen jedoch mehr oder weniger stark verzerrt. So wird die Orientierung über Schall unter Wasser vor allem über kürzere Distanzen genutzt. Schall, und damit allgemein Bewegungen, Strömungen und Druckveränderungen des Wassers, werden bei Fischen über das Innenohr, vor allem aber über Seitenlinienorgan wahrgenommen. Dieses spezielle Sinnesorgan gibt es nur bei Wasserbewohnern, es ist der Tastsinn der Fische. Das funktioniert so fein, dass auch hierüber eine Orientierung, ein abschätzen von Entfernungen und die Ortung von Beute und Feinden stattfinden kann.

 

Bei manchen Fischen haben sich zusätzlich Elektrorezeptoren entwickelt, mit denen sie sich am Magnetfeld der Erde orientieren können. Einige Fische, der Nilhecht z.B., sind zusätzlich in der Lage, elektrische Felder zu erzeugen, über die sie Hindernisse, Feinde oder Beute wahrnehmen können. Das elektrische Feld verformt sich in Anhängigkeit von der Substanz, auf das es trifft. So können diese Fische mittels des elektrischen Feldes sogar feststellen, was genau sich da gerade in ihrer Nähe befindet.

Knorpelfische wie Haie und Rochen dagegen besitzen die einzigartige Fähigkeit, die schwachen elektrischen Felder wahrzunehmen, die andere Tiere durch Muskelkontraktion, Herzschlag oder Gehirnaktivität erzeugen.

 

links: Zitterrochen können so starke elektrische Felder erzeugen, dass sie sich hierüber verteidigen oder Beute betäuben können.
rechts: Haie nehmen über Elektrorezeptoren Beutetiere wahr

 

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Korallen – Landschaftsarchitekten im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Steinkorallen

 

Das Grundgerüst des Riffs ist lebendig. Die großen Korallenblöcke der riffbildenden Steinkorallen sind Kolonien aus Tausenden kleinen Lebewesen, den Korallen-Polypen. Diese gehören, wie die die Quallen und Anemonen, zu den Nesseltieren. Ihr Aufbau ist relativ einfach: ein zentraler Hohlraum, der als Magen dient, 6 oder mehr meist nesselnde Tentakel zum Beutefang und zur Verteidigung, und eine Fußscheibe. Letztere scheidet bei den Steinkorallen das Kalk aus und sorgt so für den Aufbau des schützenden, außerhalb des Polypen liegenden Kalkskeletts.
Die einzelnen Polypen stehen bei vielen Korallen-Arten in Kontakt zueinander, tauschen Reize und Nährstoffe aus.

 

bunte Steinkorallen

Bei den Riff-bildenden Steinkorallenarten leben Unmengen kleiner einzelliger Algen in Symbiose mit den Polypen. Die Algen helfen bei der Kalkbildung und tragen zur Nährstoffversorgung der Polypen bei. Als Gegenleistung erhalten sie Schutz und CO2 sowie „Dünger“, die Ausscheidungen der Korallen. Die Polypen ernähren sich tatsächlich in erster Linie von dem, was sie von den Algen bekommen, daneben auch von Plankton.

Um Plankton zu fangen, kommen sie ein Stück weit aus ihren Kalkschalen und gehen mit ihren Tentakeln auf Beutefang. Oft haben sie hoch spezialisierte Zellen an ihren Tentakeln, die Nesselzellen. Bei Berührung explodieren diese, was je nach Korallenart, z.B. Gifte, Mini-Harpunen oder Klebefäden hervor schießen lässt. Mit diesen wird die Beute gelähmt und anschließend zur Mundöffnung transportiert.

 

Polypen der Roten Zäpchenkoralle

Die meisten Polypen bleiben tagsüber sicher in ihrem Kalkskelett und strecken nur nachts zum Beutefang ihre Tentakeln aus. Zum einen schlafen nachts die Falterfische und andere Polypen-Fresser, zum anderen steigen in der Nacht Unmengen von Kleinstlebewesen aus der Tiefe auf, die den Korallen-Polypen als Nahrung dienen.

 

Einige Korallen wehren sich über die Nesselzellen auch gegen Korallen-Nachbarn, die ihnen den begrenzten Platz im Riff streitig machen. Viele Korallen können daneben auch beim Menschen schmerzhafte Verletzungen hervorrufen.

 

Korallenstöcke wachsen, indem sich die Polypen teilen und jeweils neue Kalkgefäße bauen. Diese ungeschlechtliche Vermehrung führt bei den Steinkorallen nur zu einem sehr langsamen Wachstum. Manche Korallen wachsen bis zu 15cm im Jahr, die meisten aber nur 1-4 Zentimeter.

 

Korallen im Roten Meer

Hirn-Koralle und violette Finger-Koralle

Neben der Teilung gibt es auch noch die geschlechtliche Vermehrung, die zur Bildung einer neuen Korallenkolonie an anderer Stelle im Riff führen kann. An bestimmten Tagen im Jahr, gesteuert durch die Mondphasen, geben alle Polypen zur gleichen Zeit ihre Geschlechtszellen ab. Teils findet die Befruchtung innerhalb der Polypen statt, bei den meisten Arten jedoch im freien Wasser. So entstehen kleine Polypen-Larven, Planula-Larven genannt. Diese haben weiche Wimpern rund um den Körper, mit den sie schwimmen können. Oft lassen sie sich aber auch einfach mit der Strömung treiben. Nach einiger Zeit lässt sich die Larve auf einem festen Untergrund nieder, differenziert sich zum Polypen aus und beginnt mit dem Bau der ersten Kalkhülle. Nun pflanzt sie sich durch Teilung fort, so dass langsam die große Steinkorallen-Kolonie entsteht.

 

 

Weichkorallen

 

Riffbarsche vor Weichkorallen und Seeanemonen

Weichkorallen sind nur entfernt mit den Steinkorallen verwandt, gehören aber auch zu den Nesseltieren. Auch sie bestehen aus großen Kolonien kleiner Polypen, die einen ähnlichen Aufbau wie die der Steinkorallen haben. Der große Unterschied besteht darin, dass Weichkorallen kein äußeres Kalkskelett bilden. Einige lagern allerdings im Inneren Kalknadeln ab, die der Stabilisierung dienen. Da Weichkorallen die äußere Schutzschicht fehlt, sind die meisten stark nesselnd oder giftig.

 

Weichkorallen gibt es überall im Meer, auch im Kaltwasser und in der Tiefsee. Die Flachwasserarten leben, wie die Steinkorallen, meist in Symbiose mit einzelligen Algen.

 

 

See-Anemonen

 

Rotmeer-Clownsfisch in seiner Anemone

Seeanemonen bestehen nicht aus vielen, kleinen Polypen, sondern es handelt sich um einen einzigen mehrzelligen Organismus. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Seeanemonen, die in allen Meeren, im Kalt- und im Warmwasser sowie in der Tiefsee vorkommen. Sie haben kein Skelett, besitzen einen zentralen Verdauungshohlraum, viele Tentakel und einen muskulösen Fuß. Mit diesem können sie sich sogar langsam vorwärts bewegen, wozu Korallen nicht in der Lage sind. In der Regel bleiben sie aber einem Standort, wenn dieser sich erst einmal als sicher und nahrungsreich erwiesen hat.

Große Seeanemonen fangen teils kleine Fische mit den Tentakeln, andere ernähren sich von kleinen Wirbellosen und Plankton. Die Flachwasserarten unter den Seeanemonen werden wie die Flachwasser-Korallen in erster Linie durch symbiontische Algen ernährt.

 

 

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Das Leben im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Das tropische Korallenriff ist nach dem tropischen Regenwald der artenreichste und am dichtesten besiedelte Lebensraum der Erde. Das Grundgerüst des Riffs besteht aus Steinkorallen, die Schutz, Nahrung und Siedlungsfläche für Unmengen an Krebstieren, Würmern, Seeigeln, Schnecken, Fischen und Schwämmen bieten. Riffe sind daneben auch die Kinderstube vieler Fische, die hier Schutz finden, bis sie groß sind.

 

Korallenriff im Roten Meer

Korallenriff im Roten Meer

Die tropischen Riff-Korallen können nur bei sehr konstanten Wassertemperaturen existieren, die bestenfalls das ganze Jahr über um 25 Grad liegen. Diese Bedingungen sind etwa im Bereich zwischen 30 Grad nördlicher Breite und 30 Grad südlicher Breite um den Äquator herum gegeben. Unter 18 Grad und über 30 Grad Celsius Wassertemperatur sterben die Korallen ab. Somit gefährdet unter anderem auch die Erderwärmung sowie Verschiebungen von Meeresströmungen die Korallenriffe.

 

in rot: Verteilung der Korallenriffe in der Welt

Riff-bildende Steinkorallen leben meist in Symbiose mit einzelligen Algen, den Zooxanthellen. Diese sind für die Photosynthese auf Licht angewiesen, so dass Riffe nur in klarem Wasser dicht an der Oberfläche entstehen können. Damit sich Steinkorallen ansiedeln können, bedarf es außerdem eines festen Untergrundes, also z.B. Felsen, keinen Sand.

 

Korallenriffe können über die Jahrhunderte hinweg beachtliche Ausmaße erreichen. Bei den Malediven sind die Riffe teils über 2km hoch und das Great Barrier Reef vor Australien erstreckt sich über eine Länge von über 2300 Kilometern. Umso beeindruckender sind diese Naturwunder wenn man bedenkt, dass Korallen nur wenige Zentimeter pro Jahr wachsen und nur unter ganz bestimmten Bedingungen existieren können.

 

künstliches Korallenriff als Tauch-Attraktion

Mittlerweile sind allerdings viele Riffe stark bedroht. So hat z.B. ein El Nino (das ist eine kurzfristige Veränderung der Meeresströmung) im Jahr 1998 den Großteil der Steinkorallen der Malediven absterben lassen. Es wird Jahrzente bis Jahrhunderte dauern, bis dort die Riffe wieder aussehen wie vor dem El Nino. Vorausgesetzt, die Bedingungen bleiben ab jetzt optimal.

 

Aber nicht nur in den Malediven leiden die Riffe und sterben ab. Man spricht hierbei von „Korallenbleiche“: bei Stress (z.B. warme Strömungsphänomene, Verschmutzung, Süß- oder Schmutzwassereintrag), stoßen die Korallen ihre Algen-Symbionten ab, verlieren damit ihre Farbe und sterben schließlich.

 

Daneben trägt Dynamit-Fischen, Zyanid-Fischen, Fischen mit Schleppnetzen und Umweltverschmutzung zur Zerstörung und einem stetigen Rückgang der Riffe bei. In einigen Ländern werden die Korallen auch direkt abgebaut und das Kalk als Baumaterial verwendet. Taucher, Schnorchler und die Anker von Tauch- und Ausflugsbooten zerstören ungewollt ebenfalls viel. Die Abwässer von Hotelanlagen sowie Sedimente künstlich angelegter Grüngebiete, wie z.B. Golfplätze, legen einen Dreck-Schleier über das Riff, der alles Leben langsam erstickt. Vor allem sehr seltene oder sehr schöne Korallen werden daneben auch für Meerwasseraquarien abgesammelt. Gleiches gilt für “besondere” Fische. Ein weiteres großes Problem in der Zukunft ist das Absinken des pH-Wertes der Meere durch die Anreicherung von CO2 in der Luft. Das Kalk wird dadurch zersetzt, bzw. kann nur noch schwer gebildet werden. Auch Muscheln und viele andere Meerestiere werden durch diese Ansäuerung beeinträchtigt.

 

 

weiter lesen:

 

giftig-bunte Nacktschnecke

Landschaftsarchitekten im Riff

 

Leben und Überleben im Korallenriff

 

Weichtiere, Stachelhäuter und Krebse

 

Knorpelfische: Haie und Rochen

 

die große Vielfalt der Barschartigen

 

Panzerwangen: Feuerfisch, Drachenkopf und Co

 

Kugel-, Igel- und Drückerfische

 

weitere Knochenfische im Riff: Muränen, Flundern, Seepferdchen und Co