Federstern im Korallenriff

Federstern bei Nacht

Invertebraten sind wirbellose Tiere, also grob Tiere ohne Wirbelsäule. Häufig spricht man auch von „niederen Tieren“. Es handelt sich hierbei lediglich um einen Oberbegriff zur Abgrenzung von den Wirbeltieren, ohne etwas über den Verwandtschaftsgrad oder die Ähnlichkeit der Invertebraten untereinander auszusagen.

 

Zu den Invertebraten im Korallenriff gehören z.B. Muscheln und Tintenfische, Seeigel und Seesterne, die Krebstiere und die Würmer. Auch die Korallen gehören dazu (siehe Landschaftsarchitekten des Riffs).

 

Die Vielfalt an Invertebraten im Korallenriff ist enorm, aber für Taucher und Schnorchler sind die meisten kaum zu entdecken. Viele dieser Tiere sind sehr klein und extrem gut getarnt. Oft leben sie in enger Lebensgemeinschaft mit größeren Lebewesen. So findet man sie z.B. versteckt in Hart- und Weichkorallen, in den Ästchen der Federsterne oder in den Eingeweiden von Seegurken.

 

 

Weichtiere: Tintenfische, Schnecken und Muscheln

 

Tintenfische

 

 

der Oktopus tarnt sich mit wechselnden Farben

Trotz des Namens, handelt es sich hierbei nicht um Fische. Stattdessen sind die Tintenfische mit den Schnecken und Muscheln verwandt. Sie gelten als die intelligentesten Wirbellosen, haben ein hoch entwickeltes Nervensystem und Augen, die aufgebaut sind wie das menschliche. Charakteristisch ist der Mantelförmige Körper, aus dem, miteinander verschmolzen, Kopf und Fuß heraus ragen. Der Fuß ist zu Armen umgewandelt, beim Oktopus sind es 8 Arme, bei Sepien und Kalmaren 10.

 

Namensgebend ist der Tintenbeutel, den Tintenfische bei Gefahr entleeren können. Kurz vor dem ausstoßen der Tinte färbt sich der Tintenfisch dunkel, danach ganz hell. Der Fressfeind konzentriert sich so einen Moment auf die Tintenwolke als vermeintliche Beute und der Tintenfisch kann entfliehen. Dabei sind Tintenfische aber durchaus auch wehrhaft, können kräftig zubeißen und manche Arten sind sogar giftig.

 

viele Sepien sind nur nachts aktiv und bleiben tagsüber in ihren Wohnhöhlen

Der Farbwechsel wird über Muskelkontraktion an Pigment-gefüllten Zellen bewerkstelligt. Bei Sepien ist die Farbanpassung besonders hoch entwickelt. Sie können sogar komplexe Muster nachahmen, um mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Daneben sind Sepien auch in der Lage, ihre Körperform anzupassen, um eine noch bessere Tarnung zu erreichen. Diese Tarnung hilft nicht nur beim verstecken vor Fressfeinden, sondern wird auch zur Jagd genutzt. Tintenfische sind Lauerjäger und ernähren ich von kleinen Fischen, Krebsen, Muscheln und Schnecken.

 

Viele Tintenfische sind nachtaktiv mit festen Territorien. Einige graben sich zum schlafen im Schlamm ein, viele aber ziehen sich tagsüber in feste Wohnstätten, ihre Höhlen zurück. Dabei gestalten Tintenfische die Höhlen aus Geröll häufig selbst, um sie ihren Bedürfnissen anzupassen.

 

 

Nacktschnecken

 

Die meisten Nacktschnecken sind klein, nur etwa 3-4 Zentimeter groß. Trotz der meist leuchtenden Farben, muss man im Korallenriff schon genau hinschauen, um sie zu entdecken. Die meisten Arten sind nachtaktiv und verbringen den Tag gut getarnt auf ähnlich gefärbten Untergründen. Ihre Kiemen tragen Nacktschnecken oft gut sichtbar auf dem Körper. Daran kann man sie von ähnlich aussehenden Plattwürmern unterscheiden.

 

Nacktschnecken signalisieren über grelle Farben ihre Giftigkeit

Viele Nacktschnecken ernähren sich von giftigen oder nesselnden Lebewesen, wie z.B. Schwämmen, Korallenpolypen oder Seeanemonen. Die Schnecken selbst sind immun gegen das Gift, nehmen es aber so auf und werden selber giftig. Ihr Trick besteht darin, die „giftigen“ Zellen nicht zu verdauen, sondern in sich einzubauen. So nutzen sie z.B. aufgenommene Nesselzellen oder Gift produzierende Zooxanthellen. Letztere können auch zur Farbigkeit der Schnecken beitragen. Die Schwammfresser unter den Nacktschnecken verfeinern die mit dem Schwamm aufgenommen Gifte zum Teil noch und können sie bei Gefahr ausstoßen.

 

Oft ähneln die Schnecken äußerlich ihren Wirten, was sie gut tarnt. Sie tragen Auswüchse und Farben, die an Schwämme, Weichkorallen oder Gorgonien erinnern. Werden sie doch von einem potentiellen Fressfeind entdeckt, signalisieren die leuchtenden Farben ihre Giftigkeit.

 

Eine besondere Nacktschnecke ist die Spanische Tänzerin. Sie wird bis zu einem halben Meter groß und kann über Wellenbewegungen ihres Mantels schwimmen. Tagsüber lebt sie gut versteckt in Höhlen, nur nachts ist sie am Korallenriff unterwegs.

 

eine spanische Tänzerin (links) und ihr Gelege (rechts)

 

 

Muscheln

 

Die auffälligsten Muscheln am Korallenriff sind die Riesenmuscheln. Sie werden umgangssprachlich auch “Mördermuscheln” genannt, wofür sie selbst wenig können. Sie ernähren sich nur von Kleinstlebewesen und die größeren Exmplare sind kaum mehr in der Lage, sich vollständig zu schließen. Die Legenden zu ihrer Gefährlichkeit stammen von Perlentauchern, die unter Umständen tatsächlich Gefahr laufen können, sich in der Muschel einzuklemmen.

 

eine fast vollständig geschlossene Riesenmuschel bei Nacht

Riesenmuscheln filtrieren das Wasser mit ihren Kiemen, um das enthaltene Plankton als Nahrung zu nutzen. Daneben werden sie auch von symbiontisch mit ihnen lebenden Zooxanthellen versorgt. Dies sind winzige, oft einzellige Lebewesen, die ihren großen Partnern vielfältig helfen können. So können einige Zooxanthellen-Arten Photosynthese betreiben und Nährstoffe an ihre Partner weiter geben. Andere können Gifte oder Farbstoffe herstellen. So entsteht z.B. die bunte Färbung der Riesenmuscheln durch ihre Zooxanthellen. Im Gegenzug erhalten die Zooxanthellen Sicherheit und nutzen die Ausscheidungsprodukte der Muschel als Nährstoffe.

 

Riesenmuscheln fallen vor allem durch ihre prächtigen Färbungen auf

 

Die Riesenmuschel ist mittlerweile durch die Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung und massenhaftes Absammeln, unter anderem als Touristen-Souvenir und für den Verzehr, vom Aussterben bedroht.

 

Röhrenwürmer

 

Es gibt gut 100 verschiedene Wurmarten alleine in einem Korallenstock, aber die wenigsten davon sind für Menschen leicht zu entdecken. Würmer haben viele Fressfeinde und diesen kaum etwas entgegen zu setzen. So bleiben sie so verborgen, wie möglich.

 

Spiral-Röhrenwürmer

Einige Würmer bilden aber eine Ausnahme. Vor allem die Röhrenwürmer gehören zu den auffälligen Wurmarten am Korallenriff. Sie haben oft prächtige Tentakelkronen, die auch tagsüber zu sehen sind. Die Würmer sind seßhaft, in der Regel fest verwachsen mit Steinkorallen und leben in einer Wohnhöhle aus Korallenkalk. Bei Gefahr ziehen sie sich vollständig in ihre Wohnhöhle zurück und schließen sie mit einem Deckel. Röhrenwürmer ernähren sich, indem sie mit ihren Tentakeln Plankton aus dem Wasser filtern.

 

 

Stachelhäuter

 

Zu den Stachelhäutern gehören z.B. die Seesterne, Seeigel, Seewalzen und Haarsterne. Sie sind in der Regel reine Bodenbewohner, die sich über die Ausdehnung kleiner Muskelschläuche (Ambulakralfüsschen) mehr oder weniger schnell fortbewegen können. Namensgebend sind die Stacheln, die gezielt bewegt werden können und in erster Linie dem Schutz dienen. Daneben können die Stacheln, je nach Tierart, aber z.B. auch Gift absondern, der Fortbewegung oder der Verankerung dienen, und sogar Sinnesorgane wie Lichtrezeptoren enthalten.

 

Seesterne

 

Walzenseestern

Es gibt viele verschiedene Arten von Seesternen, die aber alle ähnlich aufgebaut sind. Ihr Körper besteht in der Regel aus 5 (oder einem vielfachen von 5) Segmenten, die alle einen eigenen Satz innere Organe aufweisen. Deshalb ist der Seestern so regenerationsfähig: verliert er einen Arm, beeinträchtigt ihn das nicht allzu sehr und er kann ihn in einfach wieder nachwachsen lassen. Manche Arten vermehren sich sogar, indem sie sich teilen und die Hälften sich jeweils zu neuen Seesternen regenerieren.

 

Der Mund sitzt mittig unter dem Körper, der After gegenüberliegend auf dem Körper. Der Seestern frisst, indem er seinen Magen über die Beute stülpt und diese quasi außerhalb des eigentlichen Körpers verdaut. Die meisten Seesterne sind dabei Allesfresser, manche sind dagegen auf eine Nahrungsquelle spezialisiert, wie z.B. die Dornenkrone auf Korallenpolypen. Mit ihren kräftigen Saugnäpfen an den Armen können Seesterne sogar Muscheln öffnen. Daneben dienen die Saugnäpfe, die sich an ihren Röhrenfüßchen befinden, auch dem ertasten der Umwelt, der Fortbewegung und sogar der Atmung.

 

Seesterne

 

 

Haarsterne

 

Haarsterne werden auch Federsterne genannt, beide Namen leiten sich von ihrem Äußeren ab. Wie die Seesterne bestehen sie in der Regel aus 5 (oder einem Vielfachen von 5) Segmenten und sind ähnlich regenerationsfähig. Tatsächlich haben die meisten Haarsterne sehr viele lange, fedrige Arme, mit denen sie Plankton aus dem Wasser fischen.

 

manche Haarsterne sind auch tagsüber aktiv

Die meisten Arten sind nachtaktiv und tagsüber kaum zu entdecken. Nachts klettern sie mit ihren winzigen Füßchen oder mit Hilfe spezialisierter Arme auf exponierte Standorte und strecken ihre Arme in die Wasserströmung. Die Arme tragen ebenfalls viele kleine Füßchen, die einen klebrigen Schleim absondern. Daran bleibt das Plankton hängen und wird anschließend über feine Wimperbewegungen zur Mundöffnung transportiert.

 

Einige Arten bewegen sich sehr viel im Korallenriff, andere haben feste Standorte, von denen sie sich kaum entfernen. Für weitere Strecken laufen Haarsterne entweder auf ihren Armen oder nutzen die Arme zum schwimmen.

 

Haarsterne bieten eine sichere Heimat für kleine Krebse, Garnelen und junge Fische. Diese Kleintiere sind oft nur schwer zu entdecken, da sie gut getarnt sind. Haarsterne selbst sind als Nahrung wenig attraktiv und oft auch giftig.

 

 

Seegurken

 

die Strichelseewalze wird bis zu 50cm lang

Die Seegurken werden mittlerweile Seewalzen genannt, um ihnen keine Verwandtschaft mit Pflanzen zu unterstellen. Sie sind länglich und rundlich und sehen häufig wenig attraktiv aus. Die meisten Arten sind zudem giftig, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

 

Die meisten Seewalzen ernähren sich, indem sie beträchtliche Mengen an Sediment aufnehmen. Dieses durchsieben sie nach Fressbarem und scheiden den Rest wieder aus. So sind die Sandwürste, die man in Lagunen am Korallenriff häufig findet, Spuren von fressenden Seewalzen.

Einige Arten nehmen aber auch gezielt mit Hilfe von Tentakeln organische Partikel vom Boden auf oder filtern Plankton aus dem Wasser.

 

Seewalzen leben oft mit Garnelen zusammen, die sich entweder gut getarnt auf ihrem Körper befinden oder sogar in den Eingeweiden der Seewalze wohnen.

 

 

Seeigel

 

Der Griffelseeigel ist ein weit verbreiteter, typischer Korallenbewohner. Er ist nach den langen, dicken Primärstacheln benannt, die früher zum Schreiben auf Schieferntafeln benutzt wurden. Die rote Farbe weist auf seine Nachtaktivität hin.

 

Der Stecknadelkopfseeigel ist sehr giftig und sollte auf keinen Fall berührt werden. Er lebt von Algen und anderem Aufwuchs, den er nachts abweidet.

 

links: Griffelseeigel, rechts: Stecknadelkopfseeigel

 

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