Ökologie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Tieren, Pflanzen und Umweltfaktoren. Mit letzterem sind z.B. Temperatur, Bodeneigenschaften, Licht oder Nährstoffe gemeint. Das Zusammenspiel aller Faktoren ist dabei hoch komplex, weil sich alles gegenseitig beeinflusst.

 

Ökosystem Wald - ein Stück Waldboden im Herbst

ein kleines Stück Waldboden im Herbst

Ohne Zutun des Menschen entwickelt sich der Wald automatisch zu einem ökologischen Gleichgewicht. Dieses ist immer dynamisch, das heißt es verschiebt sich und pendelt sich immer wieder neu ein, alles ist im Fluss, einen unveränderlichen Zustand gibt es in einem Wald nicht. Ständig entsteht neues Leben, während altes abstirbt, Bäume wachsen, Vögel brüten, die Jahreszeiten wechseln. Größeren Einfluss nehmen z.B. Sturmschäden, eine Schädlingswelle, viel Wild, die Klimaänderung oder ein harter Winter… Je vielfältiger die Arten in einem Wald sind, umso leichter lassen sich größere Umbrüche verkraften. Wo ein Lebewesen eine Lücke hinterlässt, wird sein Platz schnell von neuem Leben eingenommen.

 

 

Ein Gedankenspiel: ein Wald entsteht

 

Man denke sich eine Brachlandschaft, auf der ein neuer Wald entstehen könnte. Es gibt bestimmte Niederschlagsmengen, einige Nährstoffe und sonstige Bodenbestandteile, einen Temperaturspielraum. Nun müssen Samen darauf treffen. Verbreitungsmechanismen spielen hier hinein, z.B. hier lebende, zur Verbreitung nutzbare Tiere oder der Wind… Die Samen, die die Brachfläche erreichen, müssen auf diesem Boden und bei den vorhandenen Umweltbedingungen wachsen können. Freie Flächen sind in der Regel wenig geschützt gegen Witterung, es gibt einen Grund, warum hier bislang nichts wächst. Einige Pflanzenarten, Pionierpflanzen genannt, können bei passenden Gegebenheiten solche Areale neu besiedeln. In der Regel sind es solche Arten, die sich über weite Strecken verbreiten können, sehr robust und schnellwüchsig sind, gut mit Wildverbiss zurecht kommen und nur wenig Bodenansprüche haben.

 

langsam kommt der Wald nach dem schweren Sturm zurück

Diese Pflanzen wachsen nun und schaffen durch absterbende Pflanzenteile oder Laub Dünger. Dazu bieten sie einen Lebensraum für Insekten, Mikroorganismen und Pilze, sie lockern den Boden und dienen Tieren als Nahrung, auch indirekt, über die bei ihnen lebenden Insekten. Sie schaffen ganz allgemein eine völlig neue Umwelt. Vögel finden einen Raum zum Nisten und Fressen, einen Platz, der Schutz bietet. Kleinsäuger kommen hinzu und nehmen ebenfalls Einfluss, z.B. indem sie bestimmte Insekten bevorzugt fressen oder selbst als Nahrung für größere Beutegreifer dienen. Sie schleppen aber auch über Früchte den Samen anderer Pflanzenarten herbei. Langsam werden einige Pflanzen größer, damit bringen sie neuen Lebensraum, nehmen aber auch anderen Pflanzen das Licht. Entsprechend ändert sich auch die Insektenwelt, die bestimmte Pflanzen bevorzugt als Lebensraum nutzen. Und mit ihnen wiederum die Vögel und Kleintiere. Das Mikroklima ändert sich: es gibt weniger Wind zwischen den Pflanzen und am Boden siedeln sich Moose an. Es wird feuchter und gleichmäßiger temperiert (im Sommer kühler, im Winter wärmer, als außerhalb des wachsenden Waldes), dazu bildet sich weiter Humus, es werden aber auch Nährstoffe „verbraucht“. Die Pionierpflanzen haben nun langsam kaum noch eine Chance gegen konkurrenzstärkere Baumarten, die ihnen das Licht zum Leben nehmen, sie verschwinden. Größeres Wild siedelt sich an. Dann sterben die ersten größeren Bäume, vielleicht wegen Sturmschäden oder an Altersschwäche. Das Totholz bildet wieder neuen Lebensraum. Auf entstehenden Lichtungen haben nun auch die Pionierpflanzen wieder eine Chance…

 

 

die Waldbewohner und ihre ökologische Beziehung zueinander

 

Bei Waldtieren denken viele zuerst an Rehe, Wildschweine oder Eichhörnchen. Artenreicher und in ihrer Gesamtzahl deutlich häufiger sind die Vögel des Waldes. Mehrere Tausend verschiedene Arten findet man schließlich bei den heimischen Wald-Insekten und immer noch mehrere Hundert bei den Spinnentieren. An den verschiedenen Baumarten leben dabei unterschiedlich viele Insekten. So findet man z.B. an einer einzigen Eiche rund 700 verschiedene Insektenarten, an Eiben dagegen kaum 10.

 

der Wald ist voller Leben

All diese Lebewesen haben ihre Aufgabe in der Natur und stehen mit zahlreichen anderen Arten in Beziehung, z.B. als Konkurrent um Nistplätze, als Beute, als Helfer beim Nahrungsaufschluss, als Produzent von Dünger oder als Wirt von Parasiten. Sie nehmen auch Einfluss auf die Bäume, schaden oder helfen ihnen, verbreiten den Samen, lockern den Boden oder vertilgen Baumschädlinge. In sich selbst regulierenden Wäldern entsteht dabei automatisch ein biologisches Gleichgewicht. Eine Tierart kann sich z.B. nur soweit vermehren, wie es Nahrung und Lebensraum für sie gibt. Sie selbst nimmt dabei auch Einfluss auf viele andere Tierarten, für die sie Räuber, Beute oder Nahrungskonkurrent ist. Manchmal sowohl als auch: so kann z.B. eine Maus Regenwürmer fressen, aber nach dem Tod diesen selbst als Nahrung dienen.

 

Unentbehrlich für den Wald sind Pilze und Mikroorganismen. Sie zersetzen totes organisches Material und machen die Bestandteile so wieder als Nährstoffe zugänglich. Viele Pilze, die Mykorrhiza, leben zudem symbiontisch mit Bäumen zusammen, helfen den Bäumen bei der Wasser- und Mineralienaufnahme und bekommen im Gegenzug organisches Material von der Pflanze.

 

Durch Laub- und Mischwälder erreicht zudem genug Licht den Boden, um das Wachstum von Farnen, Moosen, Kräutern, Sträuchern und Gräsern zu gestatten. Besonders die Moose sind dabei sehr wichtig zur Regulation der Feuchtigkeit am Boden: sie speichern größere Mengen Wasser, das sie bei anhaltender Dürre langsam wieder abgeben. Verkarstung, wie sie vor allem bei einigen zu Seefahrtszwecken völlig abgeholzten Mittelmeerinseln zu sehen ist, führt die Wasserspeicherkapazität von Wäldern drastisch vor Augen: die Bäume bieten Schatten, der niedrige Bewuchs speichert die Feuchtigkeit und leitet sie langsam zum Grundwasser weiter. Ohne Wälder wird ein Landstrich ohne regelmäßige, stärkere Regenfälle zur Einöde.

 

Die niederwüchsigen Pflanzen sind zudem Nahrungsgrundlage und Versteckmöglichkeit, sowohl für Insekten, als auch für Säuger und Vögel. Einige Vögel brüten in Sträuchern (z.B. Amsel und Singdrossel) oder am Boden (z.B. Rotkehlchen). Auch ziehen viele Vögel Laubbäume den Nadelbäumen vor, zum Nisten und auch was ihre Nahrung angeht. Das erklärt mit, warum Fichtenmonokulturen so Schädlingsanfällig sind: es fehlt an tierischem Leben, dass die Schadinsekten eindämmen könnte.

 

 

Was Nahrung und Nährstoffe angeht unterteilt man in:

 

ohne Pflanzen gäbe es keine Tiere

- “Produzenten“: hier sind vor allem die grünen Pflanzen zu nennen, die aus kaum mehr als CO2, Wasser und Sonnenlicht die Bausteine des Lebens herstellen und damit letztlich auch ihre Äste und Blätter, also die Nahrungsgrundlage für all die anderen Lebewesen, die hierzu nicht in der Lage sind. Oder etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: sie produzieren organisches Material aus anorganischen Bestandteilen. (siehe auch: Photosynthese)

 

- “Konsumenten“: sie sind immer auf Produzenten angewiesen, brauchen also „fertiges“ organisches Material als Nahrung. Konsumenten sind vor allem die Tier- und Pflanzenfressenden Tiere. Man unterteilt in: Konsumenten 1. Ordnung: sie fressen Produzenten (also Pflanzen) und Konsumenten 2. Ordnung: sie fressen andere Tiere.

 

- “Destruenten“: die Kleinstlebewesen, die die organische Stoffe wieder in ihre molekularen Bestandteile zersetzen und damit aufs Neue verfügbar machen

 

Der notwendige Anteil von Produzenten und Konsumenten 1. und 2. Ordnung, kann in einer sogenannten „Nahrungspyramide“ verdeutlicht werden. Es muss mehr Pflanzen als Pflanzenfresser geben und mehr Pflanzenfresser als Raubtiere.

 

Der Wald braucht keinen Dünger, weil er durch Nadeln, Blätter und totes tierisches Material eigenen Dünger produziert, nämlich so viel, wie er benötigt. Auch hier greift das Prinzip des biologischen Gleichgewichts: es wächst nur das, was genug Nährstoffe vorfindet.

 

weiter lesen: Überleben im Wald

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