Pferde werden vom Menschen schon seit etwa 5-6 Tausend Jahren als Haustiere gehalten. Für die Menschheit war die Zähmung des Pferdes ein großer Fortschritt, da das Pferd für die Weiterentwicklung der Völker eine immense Rolle spielte. Es war ausschlaggebend für erfolgreiche Armeen, wichtiger Helfer in der Landwirtschaft und machte lange Reisen und schnelle Jagden erst möglich. Auch das Transportwesen, der Güterverkehr, die schnelle Verbreitung von Nachrichten und das Beherrschen großer Reiche hingen vom Pferd ab. Erst mit dem Aufkommen von Verbrennungsmotoren und der Entwicklung von entsprechenden Landwirtschaftsmaschinen, Transportmitteln und Waffen änderte sich dies. Heute sind Pferde in erster Linie Sport- und Freizeitpartner, mit entsprechend geänderten Zuchtansprüchen. Vor allem die schweren, genügsamen Arbeitstiere verschwinden zunehmend, zugunsten wendiger, schneller Sporttypen.

 

Die Geschichte des Wildpferdes ist natürlich schon bedeutend älter. Bereits vor rund 50 Mio Jahren gab es erste Pferde-Vorläufer, die allerdings in Waldgebieten lebten und nur etwa 20cm groß waren. Sie liefen noch auf Pfoten mit mehreren Zehen und ernährten sich vorwiegend von Laub. Im Laufe der nächsten 40 Mio. Jahre wurden die Pferdevorgänger langsam größer, der Kopf länger und es fand ein Übergang zum Zehenspitzengänger statt. Durch den Rückgang der großen Waldgebiete und dem Aufkommen der weiten Steppen, entwickelten sich diese Pflanzenfresser langsam vom Laub- zum Grasfresser.

 

 

Der vermutlich erste Einhufer kam vor gut 10 Millionen Jahren vor: Pliohippus. Pliohippus war dem heutigen Pferd optisch schon recht ähnlich, etwa 120cm groß, und bewohnte die weiten Graslandschaften Nordamerikas. Erst vor etwa 1,5 Mio Jahren erreichte der Vorgänger aller heutigen Pferde Eurasien. Es handelte sich bereits um die Gattung „Equus“, die einzige bis heute überlende Gattung der frühen Pferde.

 

Interessanterweise entwickelte sich das Pferd im Laufe der Geschichte hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent, starb dort dann aber vor etwa 10.000 Jahren aus. Alle heute in Nord- und Südamerika lebenden Pferde kamen erst später mit europäischen Entdeckern und Eroberern wieder auf den Kontinent. Das gilt auch für Zebras und Esel. Das Zebra entwickelte sich in Südafrika aus den eingewanderten Equiden, der Esel in Nordafrika. In den kalten nördlichen Regionen Europas und Asiens dagegen kamen langsam die Vorläufer des modernen Pferdes auf: das Przewalskipferd in Asien, der Tarpan im Bereich des heutigen Osteuropa und Westrußland, das Tundrenpferd in Nordostsibirien und das Waldpferd im heutigen Nordeuropa. Heute existiert als einzige echte Wildpferderasse nur noch das Przewalskipferd .

 

Wie genau sich aus diesen Wildpferden die heutigen Hauspferdetypen entwickelten, ist umstritten. Man geht allerdings mehrheitlich davon aus, dass die Domestikation nicht an einem Ort stattfand, sondern parallel durch verschiedene Völker und mit verschiedenen Wildpferdetypen. So könnte das nordeuropäische Waldpferd der Vorfahre der heutigen Kaltblüter sein, während der Tarpan ein möglicher Vorläufer der leichten Südpferde sein könnte.

 

Je nach Literatur, findet eine Einteilung in 2 oder in 4 frühe Pferdetypen statt, die zwar nicht wissenschaftlich exakt sind, aber ein Erklärungsmodell für das Wesen und das Äußere der heutigen Pferde liefern. Von zwei Pferdetypen ausgehend, unterteilt man in ein schwereres, sehr robustes „Nordpony“ und ein leichtes, schnelles „Südpony“, mit Unterschieden in z.B. Fluchtdistanz, Witterungsempfindlichkeit und Futterverwertung. Die 4 Pferdetypen unterteilen noch etwas genauer, wobei Typ1 und Typ 2 zum oben genannten „Nordpony“ zusammen gefasst werden können und Typ 3 und Typ 4 zum „Südpony“.

 

 

Die 4 Pferdetypen stellen sich wie folgt dar:

 

Typ 1: Nordpony

 

Das Nordpony soll in Nordwesteuropa gelebt haben, mit einem Stockmaß von etwa 120cm, geradem Kopf mit großen Nüstern zur Lufterwärmung und mit insgesamt robust-kräftiger Statur. Angepasst war es an feuchtkaltes Klima und karge Nahrung, sowie raue, felsige Landschaft. Daraus ergab sich eine hohe Robustheit, Nervenstärke (jede Flucht kostet Energie oder kann auf steinigem, hügeligen Boden zu schweren Verletzungen führen) und eine sehr gute Futterverwertung. Als Anpassung an knappe Nahrung und ausgeprägte Jahreszeiten, neigte der Pferdetyp nicht zu festen Revieren und war sehr wanderfreudig. Enges Zusammenleben unter widrigen Bedingungen sorgte für einen sehr aggressionslosen Pferdetyp mit geringer Individualdistanz. Das heutige Exmoor-Pony z.B. würde diesem Typ entsprechen.

 

 

Typ 2 Tundrenpony

 

Das Tundrenpony entspricht in etwa dem Przewalskipferd und lebte im heutigen Südrußland und Kasachstan, bis Iran und Westchina. Es war angepasst an große Kälte und knappe Nahrung. Das Tundrenpony soll größer und massiger gewesen sein, als das Nordpony und käme als Vorgänger des heutigen Kaltblutes in Frage. Vom Wesen her soll es ebenfalls sehr nervenstark, eher ruhig und aggressionslos gewesen sein.

 

 

Typ 3 Ramskopfpferd

 

Das Ramskopfpferd entwickelte sich im warmen Steppenklima Zentralasiens, war robust-athletisch und sehr schnell und wendig. Der heutige Achal-Tekkiner oder das Sorraia-Pferd entsprechen diesem Pferdetyp. Das Futterangebot und das Klima waren gut, was mit recht hohem Revierverhalten einherging, aber auch mit nur recht losem Herdenverband. Feinde waren in der ebenen Graslandschaft leicht zu entdecken und eine Flucht meist die beste Option. So ist die Flucht-, aber auch die Individualdistanz beim Ramskopfpferd groß. Das Fell ist fein, der Rumpf mehr auf optimale Atmung, weniger auf optimale Verdauung ausgelegt. Pferde diesen Typs sind sehr bewegungsfreudig und teils mit recht stürmischem Temperament gesegnet.

 

 

Typ 4 Steppenpferd

 

Das kleinere Südpferd soll sich in Südasien, dem Orient und Ägypten entwickelt haben, wo es sich mit zunehmend trocken-heißem Klima auseinander setzen musste. So ist es wanderfreudiger als das Ramskopfpferd, mit weniger Revierverhalten und damit weniger Aggressionen. Die steile Schulter und gerade Kruppe ermöglichten ausdauernden Galopp, so dass dieser Pferdetyp heute noch besonders gut für Distanzrennen geeignet ist. Trotz des eher zierlichen Äußeren ist der Pferdetyp sehr robust und kommt gut mit jahreszeitlich unterschiedlichem Futterangebot und Dürre zurecht. Allein feuchtes Klima bekommt ihm weniger. Der heutige Araber entspricht diesem Pferdetyp.

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