Bei Pferden gibt es sehr viel weniger reinrassige Zucht, als z.B. bei Hunden oder Katzen. Stattdessen wird danach verpaart, wer welche Eigenschaften vererbt und damit besonders gut für eine bestimmte Aufgabe geeignet ist. So werden auch viele bestehende Rassen immer wieder durch gezieltes Einkreuzen entsprechender „Vererber“ verbessert.

Die meisten heutigen Pferderassen entwickelten sich tatsächlich durch gezielte Zucht, also vom Menschen geplante Verpaarungen, mit einem bestimmten Zuchtziel. Zu nennen sind da vor allem Arbeitseigenschaften, Wesen, Gänge, manchmal auch ein imposantes Äußeres und vor allem in jüngerer Vergangenheit Erfolge im Pferdesport. Daneben gibt es aber auch ein paar „natürliche“ Pferderassen, ursprünglich lokale Schläge, die so lange ohne Einfluss durch andere Schläge/Rassen blieben, dass sich ein sehr einheitlicher Typ ohne spezielle Zuchtauslese durch den Menschen entwickelte. Dazu gehören z.B. Araber, Berber und einige isoliert lebende Nordponys, wie z.B. der Isländer.

 

Heute sind die Pferderassen auch über das Äußere definiert, wobei dies bei Pferden eng an die Leistung gekoppelt ist und damit einen anderen Hintergrund hat, als bei z.B. Hunden oder Katzen.

 

Die Rassezugehörigkeit, bzw. Reinrassigkeit, ist definiert über das Stutbuch, das Auskunft über den Stammbaum eines Pferdes gibt. Die Stutbücher der meisten Pferderassen sind allerdings kaum 100 Jahre alt. Man unterscheidet offene und geschlossene Stutbücher. In geschlossenen können nur Pferde registriert werden, bei denen bereits beide Elternteile im Stutbuch registriert sind. In offenen reicht es, wenn ein Elternteil im Stutbuch registriert ist. Das wird vor allem bei Sport-Warmblutrassen gemacht, die so schneller an neue Sportanforderungen angepasst werden können. Solche Rassen sind im Typ natürlich uneinheitlicher und ohne genau definiertes Zuchtziel in punkto Optik und Wesen.

 

Neben den Rassen gibt es auch Pferdetypen, die rein nach Verwendung eingeteilt werden. So ist es in Großbritannien z.B. üblich, Jagdpferde allgemein als Hunter zu bezeichnen, unabhängig von deren Abstammung oder Äußeren.

 

Besonderen Einfluss auf alle heutigen Warmblutrassen, und auch einige Ponys und Kaltblüter, nahmen der Araber und das Spanische Pferd, das wiederum stark vom Berber beeinflusst ist. Der Spanier ist dabei vor allem Vorläufer der amerikanischen Rassen, war aber im späten Mittelalter auch in ganz Europa weit verbreitet und wurde entsprechend in lokale Schläge eingekreuzt. Später wurde dann mit Arabern „veredelt“.

 

 

Man unterteilt die heutigen Pferde in Kalt-, Warm- und Vollblüter, sowie in Pferde und Ponys. Diese Einteilung ist keine wissenschaftlich exakte, sondern ordnet nach Äußerem, Abstammung und Wesen:

 

Vollblut

 

Der Begriff “Vollblut” ist vor allem Ausdruck langer Reinzucht. In erster Linie sind mit Vollblut die Vollblutaraber gemeint und einige direkt auf diese Araber zurückgehende Rassen, wie der Anglo-Araber und das englische Vollblut. Einige zählen auch den Berber dazu, dessen Rassegeschichte ähnlich alt wie die der Araber ist. Vollblüter haben einen leichten, sehnigen Körperbau, viel Temperament und einen schnellen, raumgreifenden Galopp. Sie gelten als sensibel, sehr ausdauernd und arbeitsbereit. Vollblüter haben ein quadratisches Format, was bedeutet, dass sie nicht länger als hoch sind, wie es bei Warmblütern der Fall ist. Man bezeichnet das Äußere als „edel“ und nimmt dies somit als Standard für den Begriff „edel“. Redet man bei einer anderen Rasse z.B. von einem edlen Kopf, meint dies, dass der Kopf Vollblut-ähnlich ist. Bei der Einkreuzung von Vollblütern spricht man entsprechend von „Veredeln“.

 

 

Warmblut

 

Württemberger

Das Warmblut entspricht dem optimalen Reitpferdetyp, der auch für die meisten Pferdesportarten die besten Anlagen mitbringt. Warmblüter haben einen nicht zu breiten, trotzdem sehr tragfähigen Rücken, der eine gute Sattellage ermöglicht, einen meist ausgeprägter Widerrist und eine schräge Schulter. Die Hinterhand ist muskulös, die Bewegungen sind raumgreifend, ohne zu viel Knieaktion. Die Größe liegt in etwa zwischen 150 und 170cm. Die meisten Warmblüter sind von Vollblütern beeinflusst, haben ein mittleres Temperament und gute Arbeitseigenschaften.

 

 

Kaltblut

 

Kaltblüter sind sehr kräftige, eher große Arbeitspferde. Sie sind zwar nicht schnell, aber ungemein stark, robust und auch ausdauernd. Legendär ist ihre enorm große Nervenstärke und Ruhe. Der muskulöse Körper ist breit und „tonnig“, mit kurzem, sehr kräftigen Rücken, eher kurzem Hals und starker Hinterhand. Die Brust ist breit, was auch eine breite Beinstellung nach sich zieht. Die Schulter ist eher steil, was kurze Aktionen mit hoher Knieaktion bedingt, optimal für Zugarbeit. Die meisten Kaltblüter wiegen über 800kg und der größte, das Shire Horse, kann über 2 Meter groß werden.
Ursprünglich wurden Kaltblüter zur Arbeit in der Land- und Waldwirtschaft gezüchtet und eingesetzt, daneben auch zum Ziehen schwerer Kutschen und als eindrucksvolle, nervenstarke Kriegspferde.

 

 

Pony

 

In Deutschland gilt als Pony, was ein Stockmaß von weniger als 148cm hat. Diese Einteilung ist allerdings recht willkürlich, da z.B. einige Vollblutaraber so auch unter „Pony“ fallen würden. Tatsächlich hat man beim Gedanken an ein Pony ein recht genaues Bild im Kopf, das sich durchaus von dem eines Pferdes unterscheidet: Ponys haben einen kompakten, stämmigen Körperbau, wobei der Rücken länger als die Widerristhöhe ist. Die Beine sind meist verhältnismäßig kurz, der Brustumfang dagegen sehr groß. Der Widerrist ist meist wenig ausgeprägt, der Hals eher kurz und sehr kräftig. Der Kopf ist ebenfalls kurz und kräftig mit breiter Stirn und kleinen Ohren. Schweif und Mähne sind sehr dicht. Die Hufe sind klein und hart, so dass oftmals kein Hufeisen benötigt wird.

Ponys sind in der Regel extrem trittsicher, zäh und robust und gute Futterverwerter. Legendär ist ihr ausgeprägter eigener Kopf, sie sind selbstsicher, nervenstark und wissen genau, was sie wollen.

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