Wer einem Hund ein Zuhause bieten möchte, steht schnell vor der Frage, ob es ein Mischling oder ein Rassehund werden soll. Für viele Menschen zählt der Tierschutzaspekt, aber auch wer einen Welpen von privat oder von einem Züchter aufnehmen möchte, entscheidet sich oft für einen Mischlingshund. Die Gründe sind vielfältig: Mischlinge sind meist preiswerter in der Anschaffung, ein „Unikat“ und spezielle Rasseeigenschaften oder gar Papiere sind vom Menschen nicht gewünscht. Dazu gelten sie als gesundheitlich robuster und langlebiger. Aber stimmt das so?

 

Typisch Rassehund?

Der Labrador wurde ursprünglich als Apportierhund für die Jagd gezüchtet.

Der Labrador wurde ursprünglich als Apportierhund für die Jagd gezüchtet.

Mit Rassehunden verbinden Menschen bestimmte hervorstechende Merkmale, auch wenn einiges davon Vorurteil ist oder auf falscher Haltung oder fehlender Erziehung basiert. So z.B. der wachsame, loyale Spitz, der leicht zum Kläffer gemacht werden kann, der arbeitswillige, feinfühlige Border Collie, der bei falscher Haltung zum hyperaktiven Beschäftigungs-Junkie wird oder der eigenständige, robuste Beagle, bei dem Erziehung oft gar nicht erst versucht wird, mit dem Jagdtrieb als Ausrede. Alles wunderbare Rassen, wenn man ihre Eigenheiten zu schätzen weiß und in die richtigen Bahnen lenkt.

 

Der Papillon wird seit vielen Jahrhunderten als unkomplizierter Begleithund gezüchtet.

Der Papillon wird seit vielen Jahrhunderten als unkomplizierter Begleithund gezüchtet.

Viele Menschen denken sich nun, da sie mit ihren Hunden nicht jagen oder hüten wollen, nur ein begrenztes Maß an Zeit haben und keinen Dauerkläffer möchten, ein Mischling passt besser, denn der ist ja für nichts Spezielles gezüchtet worden. Dabei wird leicht vergessen, dass auch ein Mischling natürlich die Rasseeigenschaften seiner Eltern und Großeltern in sich trägt. So wird ein Sheltie-Spitz-Mix eher nicht zur leisen Sorte gehören, nur weil es ein Mischling ist, und ein Border Collie – Dobermann Mischling wird sicher nicht weniger reizempfänglich oder arbeitsfreudig sein, als seine Ursprungsrassen. Bei einem Mischling muss man sich genau wie bei einem Rassehund überlegen, ob der Hundetyp und seine Wesenseigenschaften und Auslastungsansprüche zu einem passen.

Sucht man „nur“ einen unkomplizierten Begleiter, der alles fröhlich mitmacht, offen, freundlich, nicht zu arbeitsfreudig und wenig eigensinnig ist, wird man bei Rassen, die genau dafür seit vielen Jahrhunderten gezüchtet wurden, sicher eher fündig, als bei einem Mischling mit unbekannter Herkunft. Allgemein lässt sich sagen, dass bei einem Rassehund-Welpen die ungefähren Wesenszüge und wie viel Auslastung er später benötigt, vorhersagbarer sind, als bei einem Mischlingswelpen.

 

 

Die Gesundheit der Rassehunde

Bei den meisten Rassen wurde spätestens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein einheitliches Aussehen mit einem entsprechenden Rassestandard festgelegt. Es ging nicht mehr nur darum, dass der Hund ein besonders guter Gesellschafter war, ein besonders guter Jäger oder Wachhund oder Hütehund, er sollte auch in seiner Optik möglichst einem Ideal entsprechen. Einige Rassen hatten sich in den Jahrhunderten zuvor schon vom Typ her optisch immer mehr angenähert und es zudem nie in den Rang eines „beliebten Familienhundes“ geschafft. Bei ihnen war es in der Zucht immer eine Selektion nach Robustheit und Leistung und damit wurden auch körperliche Extreme oder kranke Tiere von der Zucht ausgeschlossen. Das gilt vor allem für viele Jagdhund-Rassen, aber auch für Hofhund- und Hütehundrassen. Diese sind auch heute noch tendenziell sehr gesunde Rassen.

 

Der Mops hat durch seine extrem zurück gezüchtete Nase oft Gesundheitsprobleme.

Der Mops hat durch seine extrem zurück gezüchtete Nase oft Gesundheitsprobleme.

Manche Rassen hatten aber leider das Pech, als Familienhund sowie als Ausstellungshund sehr beliebt zu werden und die Optik trat vor Robustheit und Leistungsfähigkeit, teils mit Hang zu einem immer extremeren „Schönheitsideal“. Der Rücken wurde immer länger oder die Statur immer größer und massiger, die Nase so platt, dass freies Atmen kaum mehr möglich ist oder die Haut in losen Falten bis fast auf den Boden reichend. Bestes Beispiel sind der Mops und die Französische Bulldogge, die oft unter chronischer Atemnot leiden, meist früher oder später ohne Operation nicht mehr überlebensfähig sind und kaum mehr in der Lage sind, Welpen auf natürlichem Weg zur Welt zu bringen. Ebenso neigen Riesenrassen wie der Irish Wolfhound, die Deutsche Dogge oder der Berner Sennenhund zu einer Vielzahl an Krankheiten, insbesondere verschiedene Arten von Krebs und Herzerkrankungen, die sie selten älter als 6-8 Jahre werden lassen.

 

Dobermann

Dobermann

Andere Rassen sind mehr oder weniger aus dem Nichts gezüchtet worden, mit wenigen Ausgangstieren und sehr genauen Vorstellungen des Züchters an Optik und Wesen. Hier ist z.B. der Dobermann zu nennen, der gezielt als Schutzhund von einem Steuereintreiber um 1870 herum aus verschiedenen ihm geeignet erscheinenden Hunden heraus gezüchtet wurde. Bei so entstandenen Rassen war gerade zu Beginn die Inzucht sehr hoch, um schnell einen einheitlichen Typ zu erreichen. Leider hatten fehlerhafte Gene so die Chance, sich in der Rasse festzusetzen; beim Dobermann ist das vor allem die tödlich verlaufende Herzerkrankung DCM.

 

Je mehr eine Rasse dagegen auf „Landschlägen“ basiert, die über viele Jahrhunderte nach Robustheit und Arbeitseigenschaften verpaart wurden, umso breiter ist die Gen-Basis und umso gesünder in der Regel die Rasse.
Viele Rassehund-Verbände bemühen sich mittlerweile sehr, typische Krankheiten ihrer Rasse einzudämmen. Für einige Krankheiten gibt es Gen-Tests, dazu sind Augen- und Gelenk-Untersuchungen vorgeschrieben. Über lückenlose Stammbäume lässt sich nachvollziehen, wie stark belastet eine Linie ist oder welche Verpaarung eine Krankheitsveranlagung begünstigt.

Niedlich sind alle Welpen...

Niedlich sind alle Welpen…

Hierbei stellt sich nun folgendes Problem: schaut man in einschlägige Verkaufs-Portale im Internet, wird man feststellen, dass nicht mal die Hälfte der angebotenen Rassehunde Papiere hat und kaum 20% der Rassehund-Welpen Papiere des VDH, dessen Vereine die strengsten Zuchtauflagen und am besten nachzuvollziehenden Stammbäume bietet. Mit Welpen lässt sich sehr viel Geld verdienen und genug Menschen denken, Papiere seien nicht wichtig, oder sparen lieber ein paar Hundert Euro in der Anschaffung. So wird die Gesundheit des Rassehundes allerdings zum reinen Glücksspiel, denn vieles lässt sich eben nicht durch ein „der Hund wirkt total gesund“ des örtlichen Tierarztes feststellen. Hier hilft als Käufer nur, sich vorher schlau zu machen, zu welchen Krankheiten die favorisierte Rasse neigt und wie man diese nachweisen und vorbeugen kann, um beim Züchter entsprechend nachhaken zu können.
Stammt der Welpe gar aus einer Welpen-Produktions-„Fabrik“ aus übelster Haltung, um dann über Mittelsmänner arglose Käufer zu finden, kann man schon froh sein, wenn er die ersten Wochen im neuen Heim überlebt, ohne an Parvovirose oder ähnlichem zu sterben. Wie wenig in dem Fall nach Erbkrankheiten oder Inzucht der Elterntiere geschaut wird, kann man sich vorstellen. Aber auch diese Fälle gehen in die Statistik der „kranken Rassehunde“ ein.

 

Ist ein Rassehund also automatisch krankheitsanfällig? Nein. Es gibt eine große Anzahl an sehr gesunden und robusten Rassen mit engagierten Zuchtverbänden. Wie so oft, liegt es vor allem am Käufer, was er unterstützt und möglich macht.

 

 

Der Mischling – die gesunde Alternative?

Natürlich hat man mit einem Mischling keine Garantie auf einen Hund, der gesund alt wird. Insbesondere, weil die Elterntiere meist auf wenig untersucht wurden und wenn sich deren Krankheits-Anfälligkeiten, z.B. bezüglich Gelenkproblemen oder Herzproblemen, ungünstig ergänzen, wird der Mischling diesbezüglich nicht gesünder sein, als ein entsprechend veranlagter Rassehund-Vertreter.

 

Mischling

Mischling

Ein Mischling hat allerdings meist den Vorteil großer genetischer Vielfalt, die ihn tatsächlich robuster werden lässt. Dazu kommt, dass viele Krankheiten erst dann ausbrechen, wenn die Veranlagung von beiden Elterntieren geerbt wurde. Die Wahrscheinlichkeit ist bei einem Mischling geringer, als bei einem (diesbezüglich nicht untersuchten) Rassehund. Auf der anderen Seite ist bei einem Rassehund bekannt, worauf man Zuchttiere bestenfalls untersuchen sollte, bei einem Mischling dagegen kann die ungünstige Kombination aus 2 äußerlich gesunden Elterntieren schlimme Folgen haben, da eine Untersuchung auf die entsprechende Krankheit niemand in Betracht gezogen hat. Dazu kommt, dass viele Krankheiten, so z.B. die Hüftgelenksdysplasie oder Epilepsie, durch verschiedene Gene beeinflusst werden. Hier hilft nur eine möglichst umfassende Auswertung von Vorfahren und nahen Verwandten, da auch augenscheinlich gesunde Elterntiere in ihrer genetischen Kombination eine Krankheit ausbrechen lassen können.

 

 

Vorbeugen für den Ernstfall

Klar ist, jeder Hund kann schwer krank werden, sei es akut oder chronisch oder durch einen Unfall. Diese Auswertung der Gothaer-Versicherung zeigt, dass etwa jeder 2. Hundebesitzer in Deutschland zwischen 100 und 500€ pro Jahr beim Tierarzt bezahlt. Größere Operationen, vor allem in Verbindung mit bildgebenden Verfahren wie einem MRT oder CT, schlagen gar mit über 1000€ zu Buche.

 


Eine reine OP-Versicherung ist relativ preiswert, eine Krankenversicherung lohnt dagegen eher nur bei einem krankheitsanfälligen Hund. Wichtig ist, sich genau zu erkundigen, welche Kosten über die Versicherung abgedeckt sind. Oft sind bekannte Vorerkrankungen vom Versicherungsschutz ausgenommen und auch die Höhe der Selbstbeteiligung kann stark variieren.

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