Die Möglichkeiten zum Welpenkauf sind vielfältig. Es gibt „Unfallwürfe“, geplante Mischlingswürfe, Welpen-Massenproduktionsanlagen, Rassehunde vom Züchter, mit oder ohne Papiere. Die kommenden Abschnitte sollen einen Überblick geben, worauf es sich zu achten lohnt.

 

Im Folgenden rede ich von „Züchtern“, meine damit aber jeden Einzelnen, der Welpen in die Welt setzt, aufzieht und vermitteln möchte.

 

Was macht einen guten Züchter aus?

 

Foto: Dan Bennett/flickr Dackel

Für einen Laien ist ein guter Züchter gar nicht so leicht zu erkennen. Manchen Züchtern fehlen die einfachsten Grundkenntnisse zur Vererbung, Trächtigkeit, Geburt und Welpenaufzucht. Andere züchten nur um des Profits Willen, auch auf Kosten von Wesen oder Gesundheit ihrer Nachzuchten. Es ist sehr schwer, beim Anblick knuddeliger, tapsiger Welpen einen klaren Verstand zu bewahren, zur Not redet man sich ein, den Welpen aus der schlechten Haltung „gerettet“ zu haben. So macht es Sinn, sich bereits im Vorfeld einige Gedanken dazu zu machen, was einem selbst wichtig ist und worauf es sich zu achten lohnt.

 

 

zum Nachdenken:

 

Die Hauptleidtragenden einer Massenzucht, sind die Zuchthündinnen und Deckrüden. Wer nur auf Profit aus ist, wird den Hunden nicht mehr bieten, als sie unbedingt zum überleben brauchen. Also z.B. eine 1qm große Zelle und ab und an etwas Futter und Wasser. Kauft man einen Welpen aus Mitleid, so lohnt sich das Geschäft für den Vermehrer. Ein ebenso süßer Welpe wird automatisch den anderen Weg einschlagen und ohne Liebe, ohne Hund sein zu dürfen, sein Leben als Zuchtmaschine fristen. Man suche mal im Internet nach Bildern einer „puppy mill“.

 

Chihuahuas

Solche Grausamkeiten gäbe es nicht, wenn niemand die Welpen kaufen würde. Natürlich, man will den einen Welpen, der einem mit großen Knopfaugen hoffnungsvoll im Arm liegt, auch nicht zum sterben zurück lassen. Man sollte sich aber auch fragen, wie viele Welpen tagtäglich an solchen Orten oder kurz danach beim neuen Besitzer tatsächlich sterben, an Parasiten, an angeborenen Krankheiten oder umgebracht, weil sie zu alt für eine Vermittlung mittels des Niedlichkeitsfaktors wurden. Dies gäbe es nicht, ohne Nachfrage! Manche Menschen sind sehr erfinderisch, um zu verbergen, dass die Welpen in einem dreckigen Kellerloch aufwuchsen, krank und mit Verhaltensdefiziten viel zu früh von der Mutter getrennt wurden, um sie nun, frisch gewaschen, in einer netten Wohnung ahnungslosen Interessenten aufzuschwatzen. Es gibt viele solcher Welpenproduktionsstätten, die über Mittelsmänner vorgaukeln, es handele es sich um eine nette Hausaufzucht. Es sollte einen ausgesprochen misstrauisch machen, wenn man die Mutterhündin nicht zu Gesicht bekommt. Auf keinen Fall sollte man sich auf Übergaben auf halber Strecke oder „Bring-Service“ einlassen.

Besonders betroffen hiervon sind Rassen, die klein oder gerade “in Mode” sind, da sich mit diesen natürlich am leichtesten Geld verdienen lässt.

 

 

die Auswahl des Züchters

 

Hilfreich ist es, um nicht beim Anblick der Welpen alle guten Vorsätze über Bord zu werfen, einige Dinge schon vorab bei einem Telefonat zu klären. Dies gilt genauso für einen Rassehundzüchter, wie für einen Mischlingswurf:

 

Foto: fugzu/flickr Basenjis

Wie viele Hunde besitzt der Züchter? Züchtet er verschiedene Rassen? Hat er mehrere Würfe gleichzeitig? Überlegen Sie sich selbst, wie vielen Hunden man wohl gerecht werden kann, wie viele Welpen man gleichzeitig optimal aufziehen kann.

 

In welchem Alter gibt der Züchter seine Welpen ab? Eine Abgabe unter 8 Wochen ist in Deutschland Tierschutzrechtlich verboten. Aber je älter ein Welpe wird, umso mehr Arbeit macht er. Er wird immer aktiver, schläft weniger, knabbert alles an, muss die Welt kennen lernen, das Zufüttern kostet immer mehr Geld und stubenrein sind die Welpen ja auch noch nicht. Gute Gründe für einen Menschen, dem es nur um Profit geht, seine Hunde möglichst früh loszuwerden. Ein guter Züchter behält die Welpen in jedem Fall, bis sie mindestens 8 Wochen alt sind. Einige Züchter geben die Welpen auch erst mit 10 Wochen oder noch später ab, wenn sie schon deutlich stabiler im Wesen und selbständiger sind. Dies muss kein Nachteil sein, eher im Gegenteil, falls der Züchter sich gut um den Nachwuchs kümmert.
Dass die Mutterhündin die Welpen nicht mehr säugt, ist kein Argument, die Welpen früher abzugeben. Ein Welpe nimmt sowohl von der Mutter, als auch von den Geschwistern, sehr viel mehr mit, als nur die Muttermilch.

 

Foto: Simone/flickr Maremmano-Welpen

Wo leben die Hunde? Viel menschliche Beschäftigung mit den Welpen beim Züchter und viele Eindrücke, die in der Sicherheit des Familienkreises gemacht werden konnten, sind die beste Voraussetzung, damit der Welpe im neuen Zuhause mutig und aufgeschlossen agiert. Hunde, die ausschließlich draußen leben, kennen entsprechend keinen Alltag in der Wohnung. Keine klappernden Töpfe, keinen Staubsauger, keinen lauten Fernseh-Krimi. Welpen, die zumindest teilweise im Haus aufwachsen, bekommen all dies mit, während sie dösen oder mit ihren Geschwistern spielen, es ist normal für sie. Nimmt man einen Welpen aus reiner Außenhaltung, kann es mitunter Arbeit sein, bis der Welpe im Haus zur Ruhe kommt und nicht mehr auf alles mögliche unsicher reagiert.

Wirklich schwierig kann es sich gestalten, wenn die Welpen permanent in einem Stall oder einem Zwinger waren, praktisch ohne Außeneindrücke oder menschliche Kontakte.

 

Falls es sich um einen Rassehundzüchter handelt, lohnt sich auch die Frage, ob man die Züchter, bzw. die werdende Mutterhündin, besuchen darf, bevor der Wurf auf der Welt ist. Ein guter Züchter wird in der Regel erfreut sein, Interessenten schon im Vorfeld kennen zu lernen. Manche Züchter bestehen sogar darauf. Beim Anblick süßer Welpen können die wenigsten Menschen noch klar denken; ohne einen der süßen Zwerge wieder zu gehen, scheint fast ausgeschlossen. Möchte man sich also durchdacht für einen bestimmten Züchter und seine Zucht entscheiden, besucht man ihn besser, bevor die Welpen auf der Welt sind.

 

Foto: Szep Bernadette/flickr Golden Retriever

Die Mutterhündin gibt den Welpen viel mit, nicht nur genetisch, sie prägt auch grundlegend ihr Verhalten. Kann man sich vorstellen, mit einem Hund glücklich zu werden, der so wird, wie diese Mutterhündin?

Wie eingangs beschrieben, sollte man keinesfalls einen Welpen mitnehmen, ohne die Mutterhündin zu Gesicht zu bekommen. In dem Fall hat der „Züchter“ fast immer etwas Unschönes zu verbergen. Die Aussage, die Mutterhündin möge keine Fremden, sollte ebenfalls Bedenken auslösen. Wie schon geschrieben, gibt die Mutterhündin den Welpen sehr viel mit. Vielleicht in dem Fall, ein sehr ängstliches Wesen oder die Tendenz, auf Neues mit aggressivem Verhalten zu reagieren?

 

 

der Besuch beim Züchter:

 

Welpen sind von Natur aus neugierig und kontaktfreudig, fast ohne Argwohn fremden Menschen gegenüber. Falls der ganze Wurf entsetzt flüchtet, wenn Sie die Wohnung oder den Hof betreten, sollten Sie das gleiche tun. Als Anfänger ist man mit einem solchen Welpen fast immer überfordert. Wenn er schon in vertrauter Umgebung im Kreise seiner Familie so reagiert, kann man sich vorstellen, wie die Umgewöhnung auf das neue Zuhause und vor allem erste Spaziergänge aussehen werden.

 

Wie reagiert die Mutterhündin? Natürlich ist zu erwarten, dass eine Golden Retriever Hündin fremde Menschen anders begrüßt als beispielsweise eine Kangal-Hündin. Aber gefällt Ihnen der Gedanke, dass ihr Welpe sich zu einem erwachsenen Hund entwickelt, der so ist wie diese Hündin?

 

Wo leben die Welpen? Bekommen sie den Alltag der Menschen mit? Ist es dort sauber? Steht Spielzeug und frisches Wasser zu Verfügung? Einige Züchter bieten ihren Welpen einen ganzen Abenteuerspielplatz, mit wackelnden Untergründen, Raschelbändern, Bällebad, Sandkasten und verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten. Welpen entwickeln dadurch früh ein gutes Körpergefühl und gehen auch später offener auf Neues zu.

Was lernen die Welpen schon alles kennen? Alltagsgeräusche, Kinder, andere Tiere, Autofahren, erste Spaziergänge, Körperkoordination und Beschäftigungsmöglichkeiten? Wie lange pro Tag haben die Welpen menschlichen Kontakt? Wie genau beschäftigt sich der Züchter mit den Welpen?

 

Sehen die Welpen (und die erwachsenen Hunde) gesund und gut gepflegt aus? Bei einem gesunden Welpen sind Nase und Augen frei von Verklebungen und Ausfluss, die Augen sind klar und glänzend. Hervorstehende Rippen weisen auf Mangelernährung hin, ein aufgedunsener Bauch kann Wurmbefall bedeuten. Der Welpe sollte keinesfalls apathisch wirken und auf Bewegungen und akustische Reize reagieren. Zahnfleisch und Lefzen sind rosa, die Ohren ohne üblen Geruch. Auch der Afterbereich sollte sauber sein.

Bei einem Rüden sollten 2 Hoden zu ertasten sein. Ein im Bauchraum verbliebener Hoden kann sich zu einem bösartigen Geschwür entwickeln, so dass eine Operation unumgänglich ist.

 

Foto: fPat Murray/flickr Boxer

Ein guter Züchter wird einen Welpen zurück nehmen, wenn es überhaupt nicht funktioniert im neuen Heim. Geht der Züchter so mit seinen Hunden um, dass sie sich überhaupt vorstellen können, ihm den Welpen wieder zu bringen? Möchte der Züchter nach Abgabe des Welpen in Kontakt bleiben, Hilfe bei Schwierigkeiten leisten und über die Entwicklungsfortschritte des Welpen auf dem Laufenden gehalten werden?

 

Impft und entwurmt der Züchter die Welpen regelmäßig?

 

Ein guter Züchter hat sich viel mit den Welpen beschäftigt. Er kann Ihnen die verschieden Charaktere beschreiben und erzählt begeistert von den Erlebnissen und Entwicklungsfortschritten der einzelnen Welpen.

 

Womit füttert der Züchter die Welpen?

 

Wie verhalten sich die Welpen und vor allem die erwachsenen Tiere dem Züchter gegenüber?

 

 

und zusätzlich, falls es sich um einen Rassehundzüchter handelt:

 

Lastet der Züchter seine Hunde Rassegerecht aus? Ein guter Züchter züchtet aus Liebe zur Rasse. Er wird sich gerne mit seinen Hunden beschäftigen und mit Begeisterung stundenlang über seine Rasse erzählen können.

 

Foto: estoril/flickr dem Labrador liegt das apportieren im Blut

Klärt der Züchter über typische Krankheiten oder Besonderheiten der Rasse auf? Sind die Elterntiere auf rassetypische Krankheiten untersucht? Falls der Züchter dies bejaht, kann er ihnen die Auswertungen der Gesundheitsuntersuchungen zeigen? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese sich just zu ihrem Besuch urplötzlich in Luft aufgelöst haben. Ein guter Züchter rechnet mit solchen Fragen und hat alle Unterlagen zu Hündin und Deckrüde bereits herausgesucht.

 

Weist der Züchter auf Wesenszüge oder Rasseeigenschaften hin, die für manche Menschen problematisch werden könnten? Was ist an (Fell-)Pflege beim erwachsenen Hund nötig? Ein Züchter, der alles rosarot beschreibt, will vermutlich nur möglichst schnell seine Welpen verkaufen, egal an wen und egal, ob Hund und Halter zueinander passen.

 

Fragen Sie nach den Zuchtzielen des Züchters. Warum hat er genau diese Hündin in die Zucht genommen, warum genau diesen Deckrüden ausgewählt? Da sollte mehr kommen als „die Hunde sind lieb und schön“.

 

Behält der Züchter Hunde, die zuchtuntauglich sind oder zu alt für die Zucht geworden sind?

 

und was der Züchter Sie fragen wird:

 

Ein guter Züchter gibt seine Hunde, in die er sehr viel Herzblut und Zeit investiert hat, nicht dem Erstbesten mit. Er wird genau wissen wollen, warum Sie sich für diese Rasse entschieden haben. Er wird auch auf Charakterzüge der Rasse hinweisen, die manchen Menschen Schwierigkeiten bereiten könnten. Er wird wissen wollen, wie Sie den Hund auslasten möchten, wie er gehalten wird und warum Sie glauben, dass ein Hund in Ihren Tagesablauf passt. Er wird versuchen herauszuhören, ob Sie bereit sind, eventuelle Probleme geduldig anzugehen und ob Sie sich vorstellen können, was ein Hund an Aufwand bezüglich Arbeit, Zeit und Kosten bedeutet.

Viele Züchter haben auch persönliche Einstellungen zu Themen wie z.B., wie lange der Hund maximal alleine gelassen werden sollte oder ob er in eine (zeitweise) Zwingerhaltung vermittelt wird. Einige geben nur an Familien ab oder an Menschen mit Haus und Garten. Oder eine bestimmte Auslastung ist Voraussetzung. Um Enttäuschungen zu vermeiden, fragt man am besten schon beim ersten telefonischen Kontakt nach diesen „Mindestvoraussetzungen“.

 

 

zur Übersicht: Vorüberlegungen und Züchterwahl

 

 

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