Die Frage, wann der Welpe endlich stubenrein ist, dürfte eine der meistgestellten von neuen “Welpeneltern” sein. Ein 8 Wochen alter Welpe ist physiologisch allerdings nicht in der Lage, länger als ein paar Sekunden einzuhalten. Das bedeutet, wenn man ihn nicht schnell genug zur Lösestelle bringt, geht es in die Wohnung. Egal, wie sehr der Hund auch einhalten will und egal, wie sehr man ihn straft. Strafe ist bei diesem Thema überhaupt völlig fehl am Platz. Kaum ein Hund löst sich freiwillig an seiner Wohnstätte, wenn er eine Alternative hat. Das bedeutet, dass fast jeder Hund mit egal welcher Methode stubenrein wird. Eben dann, wenn er alt genug ist.
Bereits beim Züchter entfernen sich die Welpen zum lösen von der Wurfkiste, sobald sie mobil genug dafür sind. Oft nutzen die Welpen sogar eine ganz bestimmte Stelle. Aber diese können sie selbsttätig erreichen, also ganz was anderes, als später im neuen Heim. Im Spiel oder bei Aufregung funktioniert das natürlich auch beim Ursprungsrudel nicht immer zuverlässig. Keine Mutterhündin käme auf die Idee, einen Welpen dafür zu strafen.
Eine große Bitte vorweg: die Nase des Hundes ist extrem empfindlich und ist gibt nicht den geringsten Zusammenhang zwischen Nase in Urin stoßen und Stubenreinheit. Es entbehrt jeglicher Logik und dennoch halten sich solche „Tipps“ hartnäckig. Mal ein Gedankenspiel: man wird von Außerirdischen entführt, die einen auf ihrem Heimatplaneten als Haustier halten möchten. Irgendwann muss man dringend auf Toilette. Man schaut sich um, spricht die Außerirdischen an (die leider keine Ahnung von menschlicher Sprache haben), irgendwann nimmt man in seiner Not eine auf dem Boden stehende Schüssel. Der Außerirdische bemerkt dies und tunkt den Kopf des Menschen rein. Was lernt Mensch? Z.B.: „ich löse mich nur noch, wenn mich keiner sieht“ oder „Außerirdische neigen zu drastischen Überreaktionen“. Aber einhalten kann Mensch beim nächsten mal genauso wenig und Mensch hat auch immer noch keine Ahnung, wo er sich denn stattdessen lösen soll. Nun lesen es einige ungern, wenn Hunde mit Menschen verglichen werden. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass ein Welpe zu großartig weitreichenderen Gedankengängen fähig ist, in so einer Situation.
Auch andere Strafen sind eher kontraproduktiv. Der Welpe lernt vor allem, sichere Orte zum Lösen zu suchen und zu finden. Mit etwas Pech, hält er auch auf dem Spaziergang ein, so gut es geht, um nicht vor den Augen der Menschen machen zu müssen, denn das hat ja in der Vergangenheit oft genug Ärger für ihn bedeutet. Im Haus dagegen sucht er sich Stellen, wo er ungesehen ist und versucht sich nichts anmerken zu lassen. Alles andere als gut, für ein gelungenes Stubenreinheitstraining.
Was tatsächlich hilft: Zuallererst das Wissen, dass der Welpe nicht einhalten kann und auch nicht weiß, wo er sich lösen darf. Als Konsequenz daraus sollte sein Mensch ihn bestenfalls in den Wachphasen nicht aus den Augen lassen. Viele Welpen melden sich auf die ein oder andere Art. Sie schnüffeln, drehen sich im Kreis, fiepen, schauen vielleicht zur Tür oder zu ihrem Menschen. Wann immer man den leisesten Verdacht hat, es geht jetzt los, schnappt man sich den Hund und trägt ihn raus. Bemerkt man dies nicht rechtzeitig, nehme man eine Zeitung und schlage sie sich selbst auf den Kopf, weil man so unaufmerksam war. Ein Welpe muss grundsätzlich immer nach dem Schlafen, nach dem Fressen, wenn er aufgeregt ist und nach dem Spielen. Dann kann man ihn schon vorsorglich raus tragen, auch ohne ein Zeichen von ihm. Macht er an der richtigen Stelle: Lob!!! Das ist großartig und das soll er ruhig wissen. Einige Welpen haben zu Anfang Probleme damit, sich draußen zu lösen, wenn sie nicht wirklich ganz dringend müssen. Zum einen ist die Welt fremd und potentiell gefährlich, so könnten Duftmarken Feinde aufmerksam machen. Zum anderen ist die Welt so aufregend, dass ans Pipi machen kaum zu denken ist. Falls der Züchter eine bestimmte Unterlage oder eine bestimmte Stelle im Garten als Hundeklo genutzt hat, ist es eine große Hilfe, eine „Probe“ von dort mit nach Hause zu nehmen und dort hin zu tun, wo der Welpe sich in Zukunft lösen soll.
Falls der Hund hartnäckig an eine bestimmte Stelle im Haus macht, kann ein kleiner Trick helfen: man verteilt sein Trockenfutter an der vorher gesäuberten Stelle und lässt es den Hund vom Boden suchen und fressen. Seinen Fressplatz wird er in Zukunft nicht mehr verschmutzen wollen. Nachts kann es hilfreich sein, den Welpen in einer Box schlafen zu lassen, da die meisten Welpen versuchen, ihren Schlafplatz nicht beschmutzen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Welpe sich in der Box meldet, wenn die Blase drückt, z.B. indem er jammert oder am Gitter kratzt. Damit dieses Konzept funktioniert, muss die Box aber so nahe beim Menschen stehen, dass dieser seinen Welpen auch hört. Einhalten kann ein junger Welpe auch in der Box nicht.
Wann der Welpe zuverlässig stubenrein ist, ist sehr unterschiedlich. Wenn man Glück hat, meldet sich der Welpe, wobei das Melden sehr verschieden aussehen kann und häufig recht subtil ausfällt. Manche Welpen laufen zur Tür oder fiepen vernehmlich, was es dem Menschen einfach macht. Einige drehen sich aber auch nur ein mal im Kreis oder schauen kurz ihren Besitzer an. Viel hängt auch davon ab, ob der Mensch auf die Kommunikationsversuche seines Hundes reagiert. Gerade in den ersten Wochen ist es somit auch im Sinne der Stubenreinheit sehr hilfreich, seinem Welpen viel Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.
Mit etwa 4 Monaten können die meisten Hunde dann einigermaßen zuverlässig auch mal eine kurze Weile einhalten.