In diesem Abschnitt geht es in erster Linie um Allgemeines rund um das Spielen mit dem (jungen) Hund. Viele Vorschläge und Anleitungen rund um Spiele und Beschäftigungen, findet man hier: Spiel, Sport und Spaß

 

 

Warum spielt der Hund?

 

Der Welpe spielt, um Sozialverhalten zu lernen, Kommunikation und Beißhemmung. Das Spiel dient dem Ausleben von Trieben, erstem einüben von Jagdsequenzen und dem Austesten von Grenzen beim Spielpartner: wann wird es dem Gegenüber zu viel, ab wann wird es ernst, wie zeigt der Spielpartner das? Die Kommunikation wird verfeinert, Körpersignale und Mimik deuten gelernt. Die Motorik wird verbessert und nicht zuletzt die Bindung zwischen den Spielenden verstärkt.

 

Spielerisch können dem Welpen so auch Regeln und Grenzen durch seine Menschen vermittelt werden und erste Übungen aufgebaut werden. Wichtig ist dabei zum einen, dass der Mensch die Regeln festlegt und zum anderen, dass der Mensch wirklich mit Begeisterung und auch Körpereinsatz dabei ist. Dem Hund z.B. lediglich einen Ball zu werfen, ist letztlich ein Spiel zwischen dem Ball und dem Hund, nicht zwischen Mensch und Hund. Man kann sich anschauen, wie Hunde untereinander spielen. Sie sind voller Begeisterung und mit ganzem Einsatz dabei, ohne dafür unbedingt ein Spielzeug zu brauchen. Wer das bei seinem Hund schafft, stärkt sowohl die Bindung, als auch das Interesse des Hundes an seinem Halter.

 

 

Welpen untereinander spielen in erster Linie Beutespiele oder Raufspiele:

 

Raufspiele

 

Ein Aspekt des Spiels beim Welpen ist das Balgen/Raufen, ein Kräfte messen und Reaktionen austesten. Als Mensch kann man diese Spielform nutzen, um dem kleinen Racker Grenzen aufzuzeigen, z.B. ein Spielabbruch, wenn er „unfair“ spielt, oder um die eigene Position zu stärken, z.B. indem man Anfang und Ende des Spiels bestimmt.

 

Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass das Spiel dem Welpen auch Spaß machen sollte. Beim Spiel eines erwachsenen Hundes mit einem Welpen, liegt auch der erwachsene Hund mal auf dem Rücken oder spielt den Hasen. Man vergibt sich bei einem Welpen nichts, wenn er mal „Zwischensiege“ einfahren darf. Im Gegenteil: ein Spiel, bei dem man nie gewinnt und immer untergebuttert wird, macht auf Dauer niemandem Spaß, auch keinem Hund.

Gespielt wird „auf allen Vieren“ auf Augenhöhe mit dem Hund. Man kann in Spiel stupsen und knuffen, knurren und rangeln, eine Flucht andeuten oder selbst zum Angriff übergehen. Der Welpe wird dies sehr gut von „ernsten“ Situationen unterscheiden können. Ein solches Spiel trägt auch viel dazu bei, dass Mensch und Hund gegenseitig das Ausdrucksverhalten, die Körpersprache und Mimik deuten lernen. Wie reagiert der Welpe, wenn man sich mit Spannung auf ihn zu bewegt, wie, wenn man sich von ihm entfernt, sich klein macht oder groß? Erkennt er eine Spielaufforderung des Menschen, erkennt er, ab wann es dem Menschen ernst wird? Was lässt ihn ruhiger, was lässt ihn wilder werden? Auch für die Grundausbildung sind solche Erkenntnisse sehr lehrreich. Ein Hund muss und kann hierbei unterscheiden lernen, mit welchen Menschen solche Raufspiele erwünscht sind und mit welchen nicht. Jeder Erwachsene muss dies für sich selbst entscheiden, mit Kindern sind solche Spiele dagegen tabu.

 

 

Beutespiele

 

Der zweite große Spielbereich sind die Beutespiele. Das Suchen von Beute, das Lauern und Anpirschen, das Hetzen, Packen und tot schütteln. Letzteres auch gerne in einer Gemeinschaftsaktion als Zerrspiel mit dem Menschen. Einige Welpen bevorzugen Fangen spielen und Hetzen. Andere finden es viel toller, körpernah zu spielen und gemeinsam mit dem Menschen auf der Beute herum zu knautschen und zu zerren. Vor allem, wenn die Beute dabei auch noch quietscht. Einige Menschen lehnen „Quietschies“ in Hundespielzeug völlig ab, da sie glauben, es würde die Beißhemmung beeinträchtigen. Ich persönlich habe diese Erfahrung nicht gemacht, aber dies muss jeder selber entscheiden.

 

Bei Zerrspielen muss man darauf achten, nicht zu feste zu ziehen, am besten überlässt man dem Welpen die Intensität. Es kann sonst zu ausgerissenen Milchzähnen oder gar Zahnfehlstellungen kommen.

 

Wenn man den Welpen zu einem Spiel animieren möchte, darf man nicht vergessen, dass Beute flüchtet, und nicht angreift. Man zieht die Beute weg vom Hund, gerne in schnellen, abgehackten Bewegungen im Zick-Zack-Kurs. Die Beute verschwindet hinter dem Rücken, kommt kurz zwischen den Beinen wieder zum Vorschein und “flüchtet” dann erneut. Besonders gut simulieren kann man Beute durch eine kurze Reizangel: man befestigt ein Spielzeug an einer dicken Schnur oder kurzen Leine (bei dünnen Schnüren besteht eine nicht unerhebliche Verletzungsgefahr) und simuliert die aufgeregte Flucht. Gleichzeitig können auch erste Regeln eingeführt werden: der Welpe muss ruhig warten, während die Beute unbedarft an ihm vorbei schlendert, erst auf das Signal hin kommt der gemeinsame Angriff und die Beute flieht, begleitet von aufgeregten Lauten. Die kurze Leine erleichtert auch das anschließende Zerrspiel. Die Beute wehrt sich und zappelt, erstarrt kurz, ist sie tot? Nein, sie sammelt noch einmal Kräfte und versucht sich erneut zu befreien… Bei jagdtriebigen Rassen sind Regeln bei diesem Spiel besonders wichtig, dennoch muss man nicht auf Beutespiele verzichten. Im Gegenteil, der Hund kann lernen, nie ohne Kommando loszuhetzen oder sich beim hetzen stoppen zu lassen.

 

Das Einfordern einer kurzen Wartezeit, und den Welpen nicht immer gewinnen zu lassen, fördert nebenbei auch die Frustrationstoleranz.

Hat der Welpe das Spiel verstanden und Spaß daran, kann man es beim nächsten mal auch damit einleiten, dass man die Beute heimlich versteckt. Dann fordert man den Hund zur gemeinsamen Suche auf. Hat man die Beute gefunden, wird sie belauert, bis nach wenigen Sekunden das Angriffssignal kommt. Der Welpe darf die erlegte Beute auch kurz behalten und stolz herum tragen. So wird er von selbst die Erfahrung machen, dass das Tolle am Spiel nur dadurch weiter geht, dass er sich wieder seinem Menschen nähert. Sein Mensch kann dies fördern, indem er sich vom Hund wegbewegt oder lobend neben ihm her läuft. Ein direktes wieder abnehmen der Beute führt dagegen eher dazu, dass der Welpe in Zukunft erst mal das Weite sucht.

Ein kleiner Trick besteht darin, eine Ersatzbeute in der Tasche zu haben, die man interessant macht, wenn der Welpe mit der ersten Beute Abstand hält. Wenn der Mensch überzeugend mit der Ersatzbeute spielt, ist er so schnell wieder wesentlich interessanter, als die vom Welpen schon erlegte Beute. Ein solches Spiel kann auch später gut als Belohnung und zur Motivation in der Erziehung eingesetzt werden.

 

Ist das Spiel beendet, teilt man dies dem Hund mit einem ruhigen Markerwort mit und lässt das Spielzeug ohne Hektik, aber bestimmt, in der Spielzeugkiste verschwinden. Wichtig ist, dass das Spiel immer beendet wird, bevor der Hund die Lust verliert. So wird er beim nächsten mal mit noch mehr Motivation und Freude reagieren, wenn wieder ein Spiel ansteht.

 

Flaschendrehspiel

Falls der Hund eine bestimmte Form der Ausbildung durchlaufen soll, ist es eine grundsätzliche Überlegung, mit welcher Spielform gute Grundlagen gelegt werden können und was eher kontraproduktiv ist. Strebt man beispielsweise eine Dummy-Ausbildung an, ist das von Zerren und Knautschen begleitete Beutespiel meist weniger geeignet. Im Zweifelsfall kann man sich im Vorfeld an seinen Ausbilder oder Hundesport-Verein wenden, um auf den zukünftigen Sport zugeschnittene Spielvorschläge zu erhalten.

 

Vor allem für sehr wilde Welpen, die schwer zur Ruhe kommen, sind Beute- und Raufspiele ebenfalls nur bedingt geeignet. Hier machen ruhige Denkspiele und Geschicklichkeitsspiele sehr viel mehr Sinn, um den Hund auszulasten und die Freude an der Zusammenarbeit mit seinem Menschen zu fördern.
Dazu kommt, dass der Bewegungsapparat des Welpen noch recht empfindlich ist, so sollten zu viele abrupte Bremsmanöver oder Sprünge und Spiele auf glatten Böden vermieden werden.
Wenn man den Welpen müde spielen möchte, nutzt Kopfarbeit meist mehr. Diese überdreht den Welpen nicht und macht meist auch deutlich schneller müde, als ein wildes Tobespiel. Geschicklichkeitsaufgaben und Mutproben, wie das durchqueren eines Stuhl-Sacktunnels, Slalom um Becher laufen, das Beschreiten einer auf dem Boden liegenden Leiter oder das Betreten von raschelnden Untergründen bringen gemeinsame Erfolgserlebnisse und fordern den Welpen. Auch Nasenspiele zum Finden von Futter oder Auspackspiele stoßen meist auf viel Begeisterung. Viele Anregungen findet man hier: Spiele für Haus und Garten

 

was machen wir jetzt?

Damit der Hund versteht, was ein geeignetes, also erlaubtes Spielzeug ist, kann man eine Hundekiste einrichten. Aus dieser kommt alles, was zum spielen erlaubt ist und nach dem Spiel verschwindet das Spielzeug auch wieder dort drin. Wenn das Spielzeug nicht ständig zur freien Verfügung herum liegt, bleibt es deutlich interessanter für den Hund. Die meisten Welpen können mit einem Spielzeug tatsächlich wenig anfangen, wenn niemand da ist, der mit ihnen spielt. Und eigentlich ist das auch gut so, denn der Welpe soll ja seinen Menschen toll und interessant finden und nicht irgendein Spielzeug.

 

Als Spielzeug geeignet ist alles, was ungiftig ist und vor allem robust genug, spitzen Zähnen und wilden Zerrspielen standzuhalten. Ein verknotetes abgeschnittenes Hosenbein einer alter Jeans z.B. oder kommerzielles Hundespielzeug aus Hartgummi oder Baumwollstricke eignen sich allgemein gut. Plastikteile, z.B. abgekaute Augen von Stofftieren, können verschluckt viel Schaden anrichten, auch Spielzeug aus weichem Gummi oder Holzspielzeuge sind wenig geeignet.

 

Ruhepausen sind für einen Welpen ebenfalls ungemein wichtig, auch wenn er selbst das nicht immer einsieht. Es gibt keinen Grund, dem Welpen Dauerbespaßung zu bieten, nur weil er wach ist. Der Welpe muss auch damit umgehen lernen, dass er mal warten und zurück stehen muss. Leider ist es viel zu häufig so, dass die Begeisterung über den Hund die ersten Wochen oder Monate keine Grenzen kennt und viel zu viel mit ihm gemacht wird, und wenn er älter ist und tatsächlich mehr an Beschäftigung bräuchte, wird er kaum noch beachtet.

 

Allgemein gilt: je abwechslungsreicher gespielt wird, umso besser. Mal mit Beute, mal als Raufspiel, auch mal alleine oder mit anderen Hunden, daneben Nasenarbeit und das Lösen kleiner Denk- und Geschicklichkeitsaufgaben. So werden soziale Fähigkeiten, aber auch Kreativität und das Problemlösungsverhalten gefördert, und man umgeht die Gefahr, dass der Hund sich stereotyp auf ein Spielmuster festlegt.

 

Diskussionsbereich