Die häufigsten größeren Probleme, die im Zusammenleben mit Katzen auftreten, sind Unsauberkeit und das Zerkratzen von Möbeln und Tapete.
Oft stehen die Besitzer dem hilflos gegenüber. Die Katze hat ein Katzenklo, einen Kratzbaum, wird geliebt… warum verhält sie sich so? Gründe gibt es tatsächlich viele, keine Katze handelt aus Böswilligkeit oder um ihren Besitzer zu ärgern. Katzen haben kein Unrechtsbewusstsein, sondern verhalten sich immer so, wie es in ihren Augen richtig und angemessen ist. Gründe für Fehlverhalten können allgemeiner Stress sein, der falsche Standort von Kratzbaum oder Katzenklo, Langeweile oder Revierverhalten. Für manche Menschen ist eine die Katze auch schlicht nicht das richtige Haustier. Katzen sind Dämmerungs- und auch Nachtaktiv, sie erkunden Regale, zeigen Jagdverhalten und probieren aus, womit im Haushalt sich so alles spielen lässt. Wer sich eine Katze mehr als schnurrenden Schoßwärmer und dekorativ auf der Fensterbank liegend vorgestellt hat, fühlt sich leicht schon durch völlig normales Katzenverhalten gestört.
Katzen reagieren auf schimpfen oft mit Rückzug, was manchmal als beleidigtes, hochmütiges Schmollen interpretiert wird. Tatsächlich versucht die Katze so zum einen, den Menschen wieder positiv zu stimmen, zum anderen geht sie einem erneuten Konflikt aus dem Weg. Das Drohstarren und das Ausweichen des Blickes durch den Unterlegenen, ist ein sehr wichtiges Kommunikationselement bei Katzen. Indem sie Augenkontakt vermeidet, versucht sie, Spannungen abzubauen.
Strafen und Schimpfen sind tatsächlich in den seltensten Fällen geeignet, Probleme mit der Katze zu beheben. Strafe vergrößert den Stress für die Katze, sie weiß dadurch nicht, wie sie es besser machen soll und wenn das Timing schlecht ist, weiß sie nicht mal, wofür sie bestraft wurde. Man kann einer Katze nicht erklären oder „zeigen“ wofür sie gestraft wird. Und selbst wenn das Timing stimmt, führt Strafe sehr häufig nur dazu, dass die Katze sich mehr Mühe gibt, von ihrem Menschen nicht erwischt zu werden. Viel wichtiger und sinnvoller ist es somit, den Grund für ihr Fehlverhalten herauszufinden und zu beheben.
Unsauberkeit und Markierverhalten
Katzen sind an sich sehr reinliche Tiere. So hat Unsauberkeit in der Wohnung immer einen Grund. Bestrafen der Katze hilft bei Unsauberkeit nicht, im Gegenteil, in der Regel erhöht man den Stress für die Katze nur und sorgt dafür, dass sie sich verstecktere Stellen sucht.
mögliche Gründe für Unsauberkeit:
- Das Katzenklo steht an der falschen Stelle, z.B. im Flur, wo ständig jemand vorbei läuft oder zu nahe am Futterplatz. In dem Fall hilft ein Platzwechsel an eine ruhige, etwas abseits liegende Stelle in der Wohnung.
- Die Katze mag die Art der Toilette nicht (z.B. die Abdeckung oder die Größe).
- Die Katze möchte ein Klo für ihr kleines Geschäft und ein anderes, für ihr großes Geschäft. Einen Versuch ist es wert, ein zweites Klo aufzustellen.
- Das Einstreu behagt der Katze nicht oder das Klo wird mit Chemikalien gereinigt, die die Katze „nicht riechen“ kann. Wechseln des Putzmittels (oder völliger Verzicht auf ein solches) oder ein anderes Einstreu schaffen Abhilfe.
- In einem Mehr-Katzenhaushalt weigern sich manche Katzen, ihr Katzenklo zu teilen. Auch kann es vorkommen, dass dominante Katzen anderen Katzen den Zugang zur Toilette versperren. Im Zweifelsfall sollte man mindestens so viele Katzenklos aufstellen, wie Katzen vorhanden sind.
- Das Katzenklo wird zu selten gereinigt und ist dadurch für die Katze unbenutzbar. Das dürfte jeder Mensch nachvollziehen können.
- Unkastrierte Kater markieren ihr Revier ab einem Alter von 6-9 Monaten mit Urin. Vor allem bei reiner Wohnungshaltung wird ein Markieren der Wohnung kaum ausbleiben. Eine Kastration ist in dem Fall das einzige, was zuverlässig hilft. In einigen Fällen markieren auch weibliche Katzen die Wohnung mit Urin. Beim Markieren findet man weniger Lachen auf dem Boden, sondern mehr Spritzer an Türrahmen, Wänden und Möbelstücken.
- Die Katze hat eine Blasenentzündung oder sonstige Beschwerden, die es ihr schwer machen, es immer rechtzeitig auf die Toilette zu schaffen. Vor allem bei plötzlich auftretender Unsauberkeit ist ein Gang zum Tierarzt sehr sinnvoll.
- Die Katze steht unter hohem Stress, z.B. durch Artgenossen oder weil ihr der Haushalt viel zu trubelig ist. Sie versucht durch das Markieren Freiräume und sichere Rückzugsorte für sich zu schaffen. Auch ein Umzug, ein neuer Lebensgefährte, längere Arbeitszeiten, ein umräumen der Wohnung oder die Geburt eines Babys können zu solch einem Stress führen.
Auch Angst führt zu Unsauberkeit, die Katze versucht, sich durch ihren Geruch vertrauter und sicherer zu fühlen. In dem Fall werden besonders gern Orte markiert, die die Katze als positiv empfindet, wie ihr Lieblingssessel oder das Kopfkissen im Bett. Mit „Dominanz“ hat dieses Verhalten dann nichts zu tun.
- Manche Katzen finden schlicht den Geruch des Waschmittels furchtbar, mit dem ihre Katzendecke oder ein Teppich gewaschen wurde. Oder den Geruch des Besuchshundes. Sie überdecken ihn somit mit ihrem eigenen. Fremde unerwünschte Gerüche sind oft die Ursache, wenn die Katze nur sporadisch mal etwas markiert, die meiste Zeit aber nicht unsauber ist. Meist ist es für Menschen schwierig heraus zu finden, welcher Geruch konkret die Katze stört.
- Wenn die Katze plötzlich ihr Klo nicht mehr benutzt, kann sie auch irgendwas bei der Benutzung des Klos fürchterlich erschreckt haben. Hier hilft nur ein neues Klo und/oder ein neuer Standort.
- Die Katze ist alt und wird deshalb inkontinent.
- Die Katze ist noch sehr jung, die Blase noch untrainiert und im Spiel vergisst sie, wie dringend sie eigentlich mal müsste. Daneben müssen junge Katzen tatsächlich erst mal lernen, wo und was ihre Toilette ist. Katzenbabies, die nicht zu früh von der Mutter getrennt werden, lernen das Benutzen des Katzenklos von ihren Müttern. Sie beobachten und ahmen es nach. Sollte man ein Katzenbaby bekommen, das zu jung ist oder aus anderen Gründen kein Katzenklo kennt, hilft es, Urin, den sie anderen Stellen hinterlässt, mit einem Stück Küchenrolle aufzunehmen und mit ins Katzenklo zu geben. So riecht die Katze, wo ihr Klo eigentlich ist. Auch kann man das junge Kätzchen regelmäßig in sein Klo setzen und tüchtig loben, wenn es sich an der richtigen Stelle löst. Auf gar keinen Fall sollte man eine unsaubere Katze oder ein Katzenbaby im Klo einsperren. Das ist der sicherste Weg um zu erreichen, dass sie es nie wieder freiwillig betreten wird! Ebenso sollte man die Katze nicht ins Katzenklo setzen, nachdem man gerade mit ihr geschimpft hat, weil sie sich woanders gelöst hat. So verbindet sie das Klo mit einem wütenden Menschen und macht in Zukunft erst recht einen Bogen darum.
Falls die Katze hartnäckig eine ganz bestimmte Stelle in der Wohnung unerwünscht als Toilette benutzt, kann man das Problem von 2 Seiten angehen. Zum einen bleibt die Frage, was sie an ihrem eigentlichen Katzenklo stört, so dass sie dieses nicht benutzt. Zum anderen kann man ihr die unerwünschte Pinkelstelle verleiden. Eine Möglichkeit ist, man räumt die Wohnung um und stellt ein großes Möbelstück auf ihre Toilettenstelle. Eine weniger aufwändige Möglichkeit ist, man platziert genau auf dieser Stelle ihren Futternapf. Auch mögen viele Katzen keinen scharfen Reinigungsgeruch, wie z.B. von Essigreiniger, Zitronensäure oder Chlorreiniger, so dass diese ebenfalls abschreckend wirken können. Alufolie oder doppelseitiges Klebeband sind ebenfalls sehr unbeliebt bei Katzen und können z.B. helfen, falls die Katze Blumentöpfe als Toilette benutzt. Falls es sich nicht gerade um eine prominente Stelle mitten im Esszimmer handelt, kann auch schlicht das Katzenklo der Katze an ihren selbst ausgesuchten Toilettenort gestellt werden.
unerwünschtes Krallenwetzen
Katzen müssen sich ihre Krallen wetzen, um äußere „verbrauchte“ Hülsen abzustoßen und die Krallen scharf und sauber zu halten. So ist es eine Notwendigkeit, zumindest reinen Wohnungskatzen Kratzbäume oder Kratzbretter zu Verfügung zu stellen. Dennoch kratzen viele Katzen auch an anderen Stellen, die sie zum Krallenwetzen für geeignet halten. Das kann z.B. die Tapete sein oder das Sofa.
Neben der Krallenpflege nutzen Katzen Kratzspuren auch zum Markieren ihres Territoriums. Auch hier ist das innerhalb der Wohnung bei reinen Wohnungskatzen meist ausgeprägter, als bei Freigängern.
Eine Katze kann durchaus lernen, an welchen Stellen sie kratzen darf und an welchen nicht. Es ist aber nicht natürlich für eine Katze, sich dies vorschreiben zu lassen, zumal sie überzeugt ist, die jeweils besten Stellen zur Krallenpflege und auch zum Markieren zu nutzen. So dauert es oft eine ganze Weile, bis man sich mit der Katze auf erwünschte Kratzstellen geeinigt hat. Besonders, falls man eine junge Katze aufnimmt, bleiben Spuren des Erziehungsprozesses auf Möbeln und Wand kaum aus. Damit muss man als Katzenbesitzer leben können.
Katzen haben meist Lieblingsstellen zum Krallenwetzen. Ein bestimmter Untergrund oder ein bestimmter Ort in der Wohnung. Wenn man den Kratzbaum entsprechend an einem solchen Ort und mit der richtigen Beschaffenheit platziert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze ihn auch nutzt. Manche können z.B. mit der allgemein benutzten Sisal-Bespannung wenig anfangen, freuen sich aber über einen zusätzlich angebrachten stabilen dicken Ast. Hilfreich ist es zudem, wenn der Kratzbaum insgesamt für die Katze attraktiv ist, z.B. einen guten Aussichtsplatz und eine gemütliche Schlafhöhle beinhaltet, stabil und groß genug ist. Auch streicheln oder spielen am Kratzbaum und natürlich Lob bei Benutzung desselben, helfen.
Viele Katzen markieren gerne an oder neben Türen. Hier ist ein kleines Kratzbrett an diesen strategisch günstigen Punkten sehr hilfreich. Auch zum Stressabbau wird Kratzen genutzt, z.B. wenn lange auf das Futter gewartet werden muss oder ein unerreichbarer Vogel vor dem Fenster her flattert. An diesen Stellen können ebenfalls kleine Kratzbretter angebracht werden.
Stress kann auch durch Probleme mit Artgenossen in einem Mehrkatzenhaushalt entstehen. Hier muss geschaut werden, was zur Stressminderung führen kann.
Wenn die Katze an bestimmte Möbelstücke geht, kann ein Tuch mit Zitronen- oder Mentholgeruch abschreckend wirken. Ebenso mögen Katzen kein doppelseitiges Klebeband oder Alu-Folie. Strafen wie Wasserspritzpistolen sind nur hilfreich, wenn das Kratzen nicht durch Stress zu Stande kommt und wenn die Katze ihren eigentlichen Kratzbaum mag und nutzt. Bei halbherzigem schimpfen erreicht man sogar manchmal den gegenteiligen Effekt: die Katze lernt, durch kratzen bekommt sie Aufmerksamkeit.