Ich werde im Text einheitlich vom „Dummy“ reden, aber ob man ein normales Dummy, einen Futterbeutel oder das Lieblingsspielzeug nimmt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Apportieren positiv und ohne Zwang aufzubauen. Da es sich hier um eine fröhliche Freizeitbeschäftigung handeln soll, wird auf Aufbaumöglichkeiten über Zwang nicht eingegangen.

 

ein Lederdummy mit Handschlaufe

Die Hauptaufgabe besteht darin, dem Hund begreiflich zu machen, dass es sich für ihn lohnt, das Dummy zurück zum Besitzer zu bringen. Die Belohnung besteht, je nach Hundetyp, entweder darin, dass das Spiel weiter geht oder darin, dass der Hund das Apportel gegen Futter tauschen kann. Vielen Hunden macht auch das Suchen und/oder das Apportieren an sich Spaß. Was auch immer dem Hund wichtig ist, er bekommt es dadurch, dass er mit seinem Menschen zusammen arbeitet.

 

Aber wie macht man dem Hund begreiflich, was man von ihm will? Es gibt verschiedene Ansätze, das Apportieren aufzubauen. Wichtig ist, sich im Vorfeld zu überlegen, was das Endziel sein soll. Was für ein Bild hat man im Kopf, wenn man an Apportierspiele mit seinem Hund denkt? Was soll der Hund später apportieren? Was kann die Motivation des Hundes zur Mitarbeit sein?

 

ein fröhliches Spiel

Wenn es nur darum geht, die sonst gespielten Wurf- und/oder Zerrspiele etwas abwechslungsreicher zu gestalten, ist das Spiel an sich schon Motivation und Belohnung genug. Der Hund muss nur noch lernen, dass er nur ans Ziel kommt, wenn er das Spiel nach den Regeln des Menschen spielt.

 

Wenn die Dummy-Arbeit aber letztlich konzentrierte Zusammenarbeit sein soll oder Such- und Denkspiele im Vordergrund stehen, kann das Dummy zwar gut über Beutespiele interessant gemacht werden, zu viel Action und Trieb stehen dem weiteren Aufbau aber dann oft eher im Weg. In dem Fall kann es auch bei einem Hund mit viel Spaß am Bällchen holen sinnvoll sein, das Apportieren in kleinen ruhigen Schritten, ohne viel Trieb, z.B. über Futterbelohnung neu aufzubauen.

 

Wenn der Hund weder durch die Beute selbst, noch durch das Suchen/Apportieren oder Futter zu motivieren ist, sind Such- und Apportierspiele aber vielleicht auch ganz allgemein nichts für diesen Hund. Auch das Futter beim Aufbau ist eigentlich nur gedacht, um dem Hund verständlich zu machen, was von ihm erwartet wird, um ein grundsätzliches Interesse zu wecken und die gewünschten Tätigkeiten des Hundes positiv zu verstärken. Letztlich sollte es so sein, dass der Hund Interesse an den Such- und Apportierspielen an sich hat, diese ihm Spaß machen und ihn auslasten.

 

Im Abschnitt über das Apportieren mit dem Futterbeutel, wird am ausführlichsten auf die verschiedenen Teilaspekte des Aufbaus eingegangen. Der Aufbau mit Hilfe des Clickers und auch der über Beutemotivation, können als Ergänzung gesehen werden. Der Unterschied besteht vor allem in der anfänglichen Motivation des Hundes.

 

Falls der Hund viel natürliche Apportierneigung mitbringt und man in erster Linie mit dem Dummy arbeiten möchte, kann der Aufbau noch etwas anders gestaltet werden:

 

 

der Aufbau über die Förderung natürlichen Verhaltens

 

dem Labrador liegt apportieren im Blut

Foto: estoril/ flickr dem Labrador liegt apportieren im Blut

Das Ziel ist hier, dass der Hund gerne das Dummy zu seinem Menschen bringt und konzentriert mitarbeitet. Der Aufbau hat damit nichts mit dem klassischen Bällchen holen oder wilden Spielen zu tun.

 

Wenn der Hund von Natur aus gerne Dinge durch die Gegend trägt, lässt sich dies im Training nutzen. Wann immer der Hund etwas trägt, wird er freudig gelobt. Dabei kann man neben ihm her gehen oder ihn zu sich rufen oder locken. Kommt der Hund, nimmt man ihm keinesfalls sofort den Gegenstand weg. Im Gegenteil, der Hund wird gelobt und bewundert. Nach einer Weile bietet man ihm zum Austausch ein tolles Futterstück an. Für den Hund muss es immer positiv sein, sich mit der „Beute“ dem Menschen zu nähern.

 

Falls der Hund zwar gerne apportiert, aber das Dummy nur mäßig interessant findet, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Hund für das Dummy zu begeistern. Zum einen kann man jedes andere Spielzeug wegpacken und alle Übungen und Spiele nur noch mit dem Dummy durchführen. Zum anderen kann man das Dummy interessanter machen, indem man sich viel selbst damit beschäftigt. Man holt das Dummy mehrmals am Tag hervor, spielt kurz damit, der Hund darf nur zuschauen, dann packt man es wieder weg. Wichtig: mit dem Dummy wird weder jemals mit dem Hund fangen gespielt, noch werden Zerrspiele veranstaltet. Der Hund darf nie das Gefühl haben, die Beute vor dem Menschen “in Sicherheit” bringen zu müssen. Sobald der Hund sehr großes Interesse am Dummy und am Bringen hat, können dann natürlich auch beliebige andere Spiele mit anderem Spielzeug mit ihm gespielt werden.

 

apportiert der Hund gerne, kann das vielfältig genutzt werden

Dummies liegen dabei nie zur freien Verfügung herum, sondern werden nur ab und an vom Menschen hervor geholt. Auch wird das Dummy zu Anfang auf keinen Fall geworfen. Der Bringtrieb zum Menschen hin soll gefördert werden, nicht der Hetztrieb weg vom Menschen. Das Dummy wird ruhig abgelegt, während der Hund wartet. Dann geht der Mensch zurück zum Hund und auf Kommando darf dieser das Dummy dann holen. Noch interessanter wird das Dummy dadurch, dass der Mensch es nach dem Auslegen ab und zu selber holt und wieder wegsteckt. Man kann das Dummy bei einem Spaziergang auch heimlich fallen lassen und plötzlich mit dem Hund entdecken. Der Hund darf es dann bringen.

 

Ist die allgemeine Freude des Hundes am Aufnehmen und Bringen des Dummies groß, können erste Würfe eingebaut werden. Auf keinen Fall darf der Hund dabei ohne Erlaubnis hinterher laufen. Wenn er nicht zuverlässig auf Sitz hört, wird er über eine Leine gesichert. Dabei sollte man zu Anfang nicht zu viel erwarten und keinesfalls über Strafe oder strenge Zurechtweisung arbeiten. Alle Übungen rund um das Dummy müssen bei dieser Aufbau-Variante absolut positiv für den Hund sein. Er sollte nichts toller finden, als das Dummy zu seinem Menschen zu bringen.

 

Das Dummy wird anfangs nur wenige Meter weit geworfen und nicht in unübersichtliches Gelände. Wenige Würfe über den Tag verteilt, halten die Motivation dabei sehr viel höher, als mehrere Übungen hintereinander. Bei dieser Aufbau-Variante kann man das Ausgeben in die Hand erst später üben. Es geht anfangs rein um die Bringfreude und die Orientierung in Richtung des Menschen. Erst wenn das nach vielen Wochen optimal ist und die Motivation des Hundes beim Anblick des Dummies sehr hoch ist, wird vermehrt an korrekter Ausführung gearbeitet (siehe hierzu auch den nächsten Absatz).

 

 

Aufbau mit dem Futterbeutel

 

Dies ist ein Aufbau “von hinten”. „Von hinten“ meint, dass man den Ablauf des Apportierens in Einzelschritte aufteilt und diese dem Hund mit dem letzten beginnend beibringt. Zum einen ist so ein sehr ruhiger, konzentrierter Aufbau möglich, zum anderen schafft man darüber eine Verhaltenskette, die es dem Hund ermöglicht, zu jedem Zeitpunkt genau zu wissen, was er tun soll. Wenn der Hund das erste Mal ein Dummy auf Distanz holt, hat er bereits verinnerlicht, dass dieses umgehend zu seinem Menschen gebracht und in dessen Hand landen soll.

 

Dieser Aufbau eignet sich vor allem für Hunde, die bei Beutespielen so sehr aufdrehen, dass an konzentrierte Arbeit überhaupt nicht mehr zu denken ist, daneben für jeden Hund, der über Futter zur Mitarbeit zu motivieren ist. Die Motivation für den Hund ist bei diesem Aufbau nicht das Spiel mit dem Dummy, sondern es geht um die Verknüpfung: Dummy in den Händen des Menschen = Futter.

 

auch der leere Futterbeutel wird begeistert apportiert

Wenn man keinen Futterbeutel verwenden möchte, kann die Belohnung natürlich dennoch in Form von Futter aus der Hand kommen und der Aufbau wie unten beschrieben stattfinden. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das Futter-Dummy bei Hunden ohne großartige Apportierneigung wesentlich dazu beiträgt, dass der Hund die Grundlagen des Apportierens schnell und freudig lernt. Immerhin ist es zwingend notwendig, dass der Hund den Beutel bringt, damit es eine Belohnung geben kann. Kommt das Futter letztlich aus der Tasche des Menschen, ist die Motivation, sich mit dem Dummy auseinander zu setzen, deutlich geringer. Später ist es dennoch meist kein Problem, einen solchen Hund auch andere Dinge als das Futterbeutel apportieren zu lassen.

 

Zu Anfang macht man den Futterbeutel interessant für den Hund. Man nimmt ihn als „Leckerlibeutel“ mit auf Spaziergänge und auch im Haus kommt die Belohnung aus dem Futter-Dummy. Der Hund bekommt den Beutel dabei noch nicht, darf sich aber Futterstücke aus dem Dummy nehmen, während sein Mensch diesen in der Hand hält. Nach einer Weile hält man dem Hund dann den geschlossenen Beutel hin. Hält der Hund ihn nur einen kurzen Moment fest, folgt sofort eine Belohnung aus dem Dummy. Nimmt er ihn nicht von selbst in den Fang, kann man den Hund entweder über ein Beutespiel dazu motivieren oder mit dem Clicker arbeiten (siehe unten).

 

wie kommt man ans Futter?

Man kann natürlich auch das umgekehrte Problem haben. Der Hund nimmt den Futterbeutel mit Freuden und verschwindet damit, um alleine an das Futter zu gelangen. Bei einem stabilen Dummy und einem nicht zu arg zerstörerisch veranlagten Hund ist das völlig in Ordnung. Soll er es probieren und feststellen, dass er alleine nicht ans Ziel kommt. Sinnvoll ist es, den Hund dabei an einer langen Leine zu haben und ihn nicht zu lange selbst probieren zu lassen. Man nähert sich dem Hund, während er herum probiert, verhindert dabei mittels der Leine, dass er flüchtet, und öffnet das Dummy dann vor den Augen des staunenden Hundes. Er soll merken, dass er mit der Hilfe des Menschen umgehend ans Futter kommt, nicht aber, wenn er es alleine versucht.

 

Man wiederholt die Übung zum Nehmen des Dummies aus der Hand und kurzem Halten, bis der Hund wirklich verstanden hat, worum es geht. Es ist sinnvoll, wenn der Hund von Anfang an lernt, dass es die Belohnung nur gibt, wenn das Dummy in der Hand des Menschen landet, nicht aber, wenn der Hund es auf den Boden fallen lässt. Bei sehr zögerlichen Hunden muss man die Anforderungen allerdings langsam steigern, damit der Hund nicht resigniert.

 

Von Anfang an begleitet man sein Tun mit Signalwörtern, eines für das Aufnehmen des Dummies in den Fang, eines für das in die Hand geben. Hat der Hund sicher verstanden, dass das Dummy in der Hand landen muss, kann man, falls man Wert darauf legt, das längere Halten üben. Hierbei wird die Zeit zwischen Aufnehmen und Abgeben des Dummies in sehr kleinen Schritten langsam verlängert. Der Hund sitzt dabei vor einem und nimmt das Dummy aus der Hand in den Fang, dann nimmt man die Hand für wenige Sekunden weg. Lässt der Hund das Dummy fallen, bevor man ihm das Kommando zum ausgeben gibt, muss man die Zeitspanne noch kürzer wählen. Langsam steigert man die Dauer des Haltens, wobei die einzige „Strafe“ für den Hund bei fallenlassen des Dummies ist, dass er keine Belohnung dafür bekommt.

Falls man nicht vorhat, das Apportieren in welcher Form auch immer in Prüfungen vorzuführen, ist dieser Schritt jedoch nicht nötig. Dann reicht es, wenn der Hund das Dummy sicher bringt und dem Menschen gibt.

 

Ebenso verhält es sich mit dem Vorsitz. Falls man möchte, dass der Hund bei der Abgabe des Dummies vorsitzt, ist nun der geeignete Zeitpunkt, dies zu üben. Grundvoraussetzung dabei ist jedoch, dass der Hund den Vorsitz bereits kennt. In dem Fall wird der Hund zum Aufbau erst ohne Dummy in den Vorsitz gerufen, dann bekommt er dort das Dummy aus der Hand. Im nächsten Schritt hält man dem Hund das Dummy hin, während er sich setzt, dann kurz bevor er sich setzt. Wenn die Schritte klein genug gewählt sind, wird das Vorsitzen beim Bringen des Dummies so mit genügend Wiederholungen zu einem Automatismus.

Auf dem gleichen Weg kann man dem Hund alternativ beibringen, mit dem Dummy die Grundstellung (Fuß-Position) einzunehmen.

 

Wenn der Hund das Dummy sicher aus der Hand nimmt und wieder in die Hand abgibt, legt man das Dummy vor seine Füße, zwischen den Hund und sich selbst. Das Kommando zum Aufnehmen des Dummies gibt man bei den ersten Versuchen genau zu dem Zeitpunkt, in dem das Dummy den Boden berührt. Der Hund soll ja immer auf das Kommando des Menschen warten, dass er das Dummy suchen und bringen darf und nicht von selbst losstürmen. Zu diesem Zeitpunkt geht es allerdings vor allem darum, die Motivation hochzuhalten. Zuviel Korrektur oder den Hund zu bremsen in seinen Aktionen, wäre da kontraproduktiv.

 

auf Kommando geht es los

Sobald der Hund zügig und freudig das Dummy vom Boden aufnimmt und seinem Menschen in die Hand gibt, arbeitet man am Warten. Bei Hunden mit gutem Grundgehorsam wird ein Sitz gefordert und das Dummy etwa 1 Meter vor den Hund, sich selbst vor die Füße gelegt. Nach wenigen Sekunden darf der Hund das Dummy aufnehmen und abgeben. Bei Hunden, die sich trotz Sitz-Kommando ohne zögern auf das Dummy stürzen, kann man über eine Leine absichern. Es kann sein, dass der Hund sich sicher ist, wenn das Dummy auf dem Boden liegt, ist das auch das Signal zum Aufnehmen. Man nimmt eine lange Leine, führt diese um einen Baum oder eine Stange und hält das Ende in der Hand. So kann der Hund sich bei straffer Leine dem Dummy nicht nähern. Alternativ bittet man eine zweite Person um Hilfe, die die Leine hält.

Die Leine ist rein zur Absicherung gedacht, damit der Hund erfährt, dass er auf das Kommando warten muss. Dies ist dagegen keine Methode, dem Hund ein Sitz-Bleib beizubringen. Mangelt es an Grundgehorsam oder Selbstbeherrschung, ist dies ein guter Zeitpunkt, verstärkt im Alltag daran zu arbeiten (siehe auch „Impulskontrolle“ ganz unten in diesem Artikel).

 

Klappt die Aufnahme des Dummies auf Kommando, ist die Hauptarbeit geschafft. Bis man in die verschieden Übungen rund um die Dummy-Arbeit einsteigen kann, fehlt nur noch die Aufnahme des Dummies auf Distanz. Diese stellt nun aber im Normalfall kein Problem mehr da. Der Hund sitzt ab, man selbst geht einige Schritte, legt (!) das Dummy auf den Boden und kehrt zurück zum Hund. Auf Kommando darf der Hund das Dummy dann holen.

 

Später kann das Dummy auch geworfen werden und es können auch Hetzspiele mit dem Dummy gemacht werden. Das Hetzen stellt aber nur einen sehr kleinen Teil der Möglichkeiten dar, mit dem Futter-Dummy zu arbeiten. So soll der Hund zu Anfang vor allem konzentrierte Mitarbeit lernen und das fällt ihm mit einem ruhigen Aufbau sehr viel leichter.

 

 

Aufbau über den Clicker

 

Falls man noch keine Erfahrungen mit dem Clickern hat, sollte man sich zuerst in das Kapitel zum Thema Clicker-Training einlesen.

 

Clicker und Belohnung

Ähnlich wie bei dem beschriebenen Aufbau mit dem Futter-Dummy, ist hier das Ziel, dass der Hund konzentriert und ruhig mitarbeitet. Das Dummy stellt erst mal keine Beute dar, sondern einen neutralen Gegenstand. Mit Hilfe des Clickers wird dem Hund vermittelt, das Dummy aufzunehmen, kurz zu halten und dann seinem Menschen zu übergeben.

 

Man beginnt mit einem ausgeruhten, nicht überdrehten Hund in ablenkungsarmer Umgebung, z.B. im Wohnzimmer. Das Dummy wird vor sich auf den Boden gelegt oder in der Hand gehalten und der Hund dazu geholt. Click und Bestätigung (C + B) erfolgen für den Blick in Richtung Dummy, das Nähern, dann das Berühren. Je nach Motivation des Hundes, sollte spätestens jetzt eine Pause gemacht werden.
Im Nächsten Schritt ist dann das End-Ziel, dass der Hund das Dummy kurz in die Schnauze nimmt. Wenn das erreicht ist und der Hund das Dummy sicher aufnimmt und kurz hält, folgt der Click nur noch, wenn das Dummy anschließend in der Hand des Menschen landet. Zu Anfang wird dies darüber unterstützt, dass man die Hand bereits in eine passende Position hält.

 

Das längere Halten, falls gewünscht, kann man dadurch üben, dass man den Click in winzigen Schritten hinaus zögert. In dem Fall muss das Halten immer wieder separat geübt und bestätigt werden, nicht alleine die korrekte Abgabe.

Klappt das, wird die Distanz eingebaut (siehe auch die Ausführungen zum Aufbau mit dem Futterbeutel).

 

 

Aufbau über Beutespiel

 

 

Der Aufbau des Apportierens über ein Beutespiel ist nicht so einfach, wie manch einer denken mag. Natürlicherweise gibt es für den Hund zwei Möglichkeiten, auf eine geworfene Spielbeute zu reagieren. Entweder, er bringt die Beute in Sicherheit oder er nähert sich mit Spielaufforderungen seinem Menschen. Die Spielaufforderung ist häufig eine Aufforderung zum fangen spielen oder zu einem Zerrspiel. Nur wenn es dem Hund rein um das Hetzen geht, wird er die Beute, in der Hoffnung auf einen neuen Wurf, bei seinem Menschen abgeben. Einfach mal werfen und hoffen, dass der Hund die gleichen Vorstellungen vom Ablauf des Spiels hat, wie man selbst, funktioniert jedenfalls häufig nicht.

 

Beutespiele können natürlich eine sehr große Motivation sein und genutzt werden, um ein grundsätzliches Interesse am Dummy zu wecken.

 

Falls der Hund bereits sehr großes Interesse an der Beute hat, steht nun vor allem Grundgehorsam im Vordergrund und die Erkenntnis beim Hund, dass ihn nur Zusammenarbeit mit seinem Menschen zu seiner Beute kommen lässt. Vor allem Impulskontrolle (siehe unten) spielt dabei eine sehr wichtige Rolle.

 

Dummy an der “Reizangel”

Beim Beutespiel steht am Anfang, dass der Hund das Dummy als Beute wahrnimmt. Eine Möglichkeit ist, dass der Mensch sich mit dem Dummy beschäftigt, während der Hund nur zusehen darf. Der Mensch wirft das Dummy hoch, fängt es wieder, läuft damit herum, macht es interessant…

Bei Hunden mit starkem Hetztrieb, kann das Dummy auch an einer langen Leine befestigt und daran herum geschleudert werden. Wenn der Hund dann richtig heiß auf das Dummy ist, wird er dazu gelassen. Wichtig ist, dass man kein Zerrspiel mit dem Hund beginnt und ihm auch nicht hinterher läuft, wenn er das Dummy hat. Der Hund soll sich beim Anblick des Dummies zu seinem Menschen orientieren und nicht weg von ihm. Es kann hilfreich sein, den Hund dabei anzuleinen, falls er sonst mit der Beute das Weite sucht. Der Hund bekommt das Dummy aus der Hand des Menschen, der Mensch lobt den Hund dafür und dreht eventuell gemeinsam mit dem Hund eine Ehrenrunde. Am Ende bekommt der Hund im Austausch eine Ersatzbeute oder Futter. Der Hund sollte das Dummy freiwillig und gerne hergeben. Mit diesem Aufbau wird angestrebt, dass der Hund gerne mit der Beute in der Nähe seines Menschen bleibt, dass kein fangen spielen daraus wird und auch kein „Kampf“ um die Beute stattfindet.

Dieser Aufbau steht und fällt mit dem Timing und der Fähigkeit des Hundeführers, seinen Hund „lesen“ zu können, um ihn punktgenau bestätigen, motivieren, aber auch wieder herunter fahren zu können.

 

Man kann das Beutespiel auch sehr gut mit dem Futter-Dummy kombinieren, indem der Hund am Ende aus dem Dummy selbst belohnt wird. So stellt das Beutespiel nur die Grundmotivation dar, sich mit dem Dummy zu beschäftigen. Der weitere Aufbau kann dann wie oben beim „Aufbau mit dem Futterbeutel“ beschrieben stattfinden.

 

 

Impulskontrolle

 

Selbstbeherrschung beim Anblick eines Reizes

Unter Impulskontrolle versteht man, dass der Hund lernt, sich zurück zu nehmen, obwohl ein starker Reiz ihn zu einer Aktion verleitet. Impulskontrolle ist Selbstbeherrschung und auch mit Frust und Stress umgehen zu lernen, wenn momentane Bedürfnisse nicht sofort erfüllt werden können. Beim Dummy-Training spricht man dabei auch von „Steadyness“. Der Hund soll konzentriert und ruhig neben seinem Menschen warten, während das Dummy geworfen wird. Erst auf Kommando darf er es holen. Eine Grundvoraussetzung ist, dass der Hund Sitz-Bleib in anderen Situationen bereits beherrscht.

 

Die Impulskontrolle ist aber nicht nur im Dummy-Training wichtig, sondern vor allem auch im normalen Alltag. Zur Impulskontrolle gehört z.B., nicht sofort loszustürmen, wenn ein anderer Hund auftaucht, nicht in die Leine zu gehen, obwohl ein anderer Hund zu pöbeln anfängt, nicht dem Reh hinterher zu hetzen oder nicht vor lauter Wiedersehensfreude an seinem Menschen hochzuspringen. Die Impulskontrolle ermöglicht es dem Hund, erst einen Moment in sich zu gehen und überlegt zu handeln, statt kopflos auf den Reiz zu reagieren.

 

 

Hier ein paar Übungsvorschläge:

 

das Futterstück wird erst nach Erlaubnis genommen

Hundebegegnungen: der Hund darf nicht nach Lust und Laune auf jeden fremden Hund zustürmen, sondern muss vorher seinen Besitzer „fragen“, also auf eine Freigabe warten. Die Belohnung für das Warten ist, dass er in vielen Fällen dann auch Kontakt haben darf. Eine Schleppleine als Absicherung, damit der Hund sich fürs losstürmen nicht einfach selbst belohnt, ist zu Beginn sehr hilfreich.

 

Leine ab: nach dem Ableinen darf der Hund nicht sofort losstürmen, sondern muss sich erst noch einen Moment auf seinen Besitzer konzentrieren, z.B. ein Schau-Kommando ausführen.

 

erfordert viel Konzentration und Selbstbeherrschung: Man lässt den Hund sitzen und legt das Lieblings-Spielzeug oder Futter 10 Meter weiter auf den Boden. Zur Not wird der Hund dabei festgebunden. Nun läuft man mit dem angeleinten Hund auf das Objekt der Begierde zu. Wann immer die Leine dabei straff wird, dreht man kommentarlos um und geht zurück zum Ausgangspunkt. Nur wenn das Ziel mit lockerer Leine erreicht wird, darf der Hund es zur Belohnung haben.

 

Fütterung: der Hund muss ruhig sitzen bleiben, während man sein Futter zubereitet und auf den Boden stellt. Erst auf Erlaubnis darf er zum Napf

 

Futtersuchspiel: Man gibt ein Kommando, Sitz, Platz, Steh oder Warte, und sobald der Hund dieses ausgeführt hat, fliegt Futter. Der Hund muss bis zum Auflösungskommando sitzen/liegen/stehen bleiben, erst dann darf er auf Kommando suchen.

 

dem Drang zu jagen widerstehen

Ball-Spiel: Man wirft den Ball, der Hund muss aber ruhig liegen bleiben, bis er das Kommando zum loslaufen bekommt. Oder er muss erst noch ein anderes Kommando ausführen, bevor er los darf. Eine andere Variante: der Hund wird beim Hetzen des Balles wieder abgerufen oder muss Platz machen, während er auf dem Weg zum Ball ist.

 

mit dem Dummy: man wirft das Dummy oder legt es aus und kehrt zurück zum wartenden Hund. Dann holt man das Dummy selbst, während der Hund weiter warten muss. Oder man spielt mit dem Dummy, wirft es hoch und fängt es wieder, der Hund bleibt sitzen.

 

Reizangel-Training: man nimmt einen langen Stab, befestigt daran ein Seil und an dessen Ende das Lieblings-Spielzeug des Hundes. Nun bewegt man das Spielzeug schnell um den Hund herum, während dieser liegen bleiben muss. Erst auf Kommando darf er sich drauf stürzen. Eine andere Variante: man lässt den Hund hetzen, er muss sich beim Hetzen aber ins Platz rufen lassen.

 

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