Sozialverhalten

 

Meerschweinchen sind hochsoziale Tiere, die in der Natur in festen Gruppen, oft als Harem zusammen leben. Hausmeerschweinchen sind zwar schon seit über 6000 Jahren domestiziert, aber an ihrer Geselligkeit hat dies nichts geändert: Meerschweinchen brauchen unbedingt Kontakt zu Artgenossen. Einzelhaltung ist eine Qual für Meerschweinchen, auch dann, wenn sich ihr Mensch viel mit ihnen beschäftigt. Kaninchen als Ersatz für Artgenossen sind nicht geeignet, da sie eine andere Körpersprache und ein anderes Sozialverhalten haben. Zudem sind Meerschweinchen Kaninchen unterlegen und auch friedfertiger. So werden sie in aller Regel unterdrückt. Eine Vergesellschaftung mit Kaninchen kann dennoch funktionieren, wenn mehrere Kaninchen und mehrere Meerschweinchen vorhanden sind und sehr viel Platz und Rückzugsmöglichkeiten für alle.

Hausmeerschweinchen sind grundsätzlich auch an sozialem Kontakt mit dem Menschen interessiert, werden schnell zahm und sind insgesamt weniger scheu und schreckhaft, als Wildmeerschweinchen.

 

junge Meerschweinchen

Wie ihre wilden Artgenossen, leben Hausmeerschweinchen am liebsten als große Gruppe oder zumindest als Harem zusammen. Eine gute Kombination sind ein kastriertes Böckchen mit 2-4 Weibchen oder bei entsprechend viel Platz mehrere Männchen mit 2-3x so vielen Weibchen. Aber auch mehrere kastrierte Böckchen oder mehrere Weibchen können als Gruppe zusammen gehalten werden. Meerschweinchen suchen dabei viel Körperkontakt, kommunizieren über Laute und die Jungtiere spielen auch gerne miteinander. Die Gruppe sorgt für Wohlbefinden und vermittelt Sicherheit. So sind, entgegen landläufiger Meinung, zu mehreren gehaltene Meerschweinchen in der Regel leichter zu zähmen und reagieren zutraulicher und interessierter auf Menschen.

 

Wie gut ein Meerschweinchen mit Stress umgehen kann und wie es sich in soziale Gruppen einfügt, z.B. mit Überlegenen und Unterlegenen umgeht, wird bereits im Jugendalter gelernt. Es ist sehr wichtig, dass gerade junge Meerschweinchen viele Erfahrungen sammeln können. Interessanterweise spielt auch eine wichtige Rolle, wie vielen Stresshormonen die Jungen im Mutterleib ausgesetzt waren. So sollte man sich selbst den Gefallen tun, falls man Jungtiere aufnehmen möchte, auf eine gute Haltung der Elterntiere zu achten.

 

futterneidisch sind Meerschweinchen meist nicht

Meerschweinchen brauchen eine feste Rangordnung, um sich wohl zu fühlen. Das gibt ihnen Sicherheit, sie wissen, wo sie stehen und dass sie sich auf ihre Gruppenmitglieder verlassen können. Neuankömmlinge werden entsprechend beim ersten Kontakt eher kritisch beäugt und dann versucht, eine neue Rangordnung zu finden. Dabei sind Männchen untereinander deutlich aggressiver, als Weibchen.

 

Meerschweinchen haben spezielle Drüsen, die Sekrete zur Kommunikation und zur Reviermarkierung abgeben. Diese Sekrete geben z.B. Auskunft über Geschlecht, Stellung in der Gruppe und Paarungsbereitschaft, dienen aber auch der individuellen Erkennung der Gruppenmitglieder untereinander.

 

 

Kommunikation

 

Es gibt einige typische Handlungen, Mimiken und Bewegungsabläufe, mit denen Meerschweinchen sich ihren Artgenossen mitteilen. Die Körpersprache der Meerschweinchen lässt sich dabei vom Menschen gut beobachten und einordnen:

 

Imponiergehabe: Wenn Meerschweinchen ihren Gegner einschüchtern wollen, z.B. um die Rangordnung zu klären oder ein Weibchen für sich zu beanspruchen, folgt dies einem typischen Ablauf: Das Fell an Nacken und Rücken wird aufgestellt, das Meerschweinchen klappert mit den Zähnen und umkreist den Gegner. Männchen präsentieren dabei auch gerne ihre Hoden. Dazu kommt oft das Treteln.

 

Treteln: das Meerschweinchen hebt abwechselnd die Hinterbeine an, wodurch das Hinterteil zu schaukeln anfängt. In erster Linie bedeutet Treteln große Aufregung. Es kann Teil von Imponiergehabe sein, aber auch durchaus in eine schnelle Flucht umschlagen.

 

Tanzender Gang: Umwerben eines Weibchens, meist in Verbindung mit Trillern

 

Zähneklappern: Imponiergehabe, Drohen

 

Erstarren: bei plötzlichen Bewegungen und vor allem bei lauten oder schrillen Geräuschen erstarren Meerschweinchen.

 

Gähnen: muss nicht zwangsläufig Müdigkeit bedeuten, sondern kann auch ein Beschwichtigungssignal sein, mit dem das Tier Unterlegenheit signalisiert.

 

Urin verspritzen: Abwehrreaktion und Anzeigen von sexuellem Status. Weibchen zeigen so z.B. Männchen, dass sie nicht paarungsbereit sind.

 

 

Lautsprache:

 

Murmeln: ein leises, abwechslungsreiches Geräusch, das ein Ausdruck von Zufriedenheit ist.

 

Gurren: Begrüßung, (positive) Aufregung

 

Langer Pfeifton: das Meerschweinchen möchte etwas, vom Menschen z.B. Futter

 

Schrei: Angst oder Schmerzen

 

Fiepen: Einsamkeit, Unwohlsein

 

Purren/Trillern: tiefes trillern „brrrbrrr“ bei Männchen bedeutet balzen oder dem Rivalen drohen

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