Zwergkaninchen werden seit gut 100 Jahren in Europa gezüchtet. Im Gegensatz zu Hauskaninchen, die deutlich größer sind und in der Regel als Nutztiere gehalten werden, haben sich Zwergkaninchen zu beliebten Haustieren entwickelt. Mit der Zeit entstanden die unterschiedlichsten Farbschläge und auch Widder- sowie Langhaarrassen.

Als Zwergkaninchen werden Tiere unter 2kg bezeichnet, die außerdem typische Merkmale von Zwergenwuchs aufweisen, wie z.B. einen rundlichen Kopf und verkürzte Ohren.

 

Auf den ersten Blick sind Zwergkaninchen äußerst geeignete Haustiere: klein, leise, reinlich, gut in einer Mietwohnung zu halten und auch für Berufstätige geeignet. Sie sind niedlich, sozial am Menschen interessiert und tagaktiv. Daneben sind Kaninchen äußerst günstig zu erstehen, das Zubehör ist überschaubar, die Ansprüche scheinen gering.

 

Leider sind diese Vorzüge für die Tiere selbst ein großer Nachteil: Viele Zwergkaninchen in Deutschland werden nicht artgerecht gehalten, leiden aber nur stumm vor sich hin. Viel zu viele Kaninchen müssen ihr Leben in Einzelhaft verbringen, sozial verkümmert und fast ohne Abwechslung oder Bewegung vor sich hinvegetieren. Oft mag dies aus Unwissenheit geschehen, zum Teil ist aber auch die einfache, kostengünstige Anschaffung schuld. Ein Kaninchen fürs Kind ist schnell gekauft und genau so schnell ist das Interesse des Kindes dann oft auch wieder verflogen.

 

 

Gedanken vor der Anschaffung

 

Kaninchen sollten mindestens zu zweit gehalten werden

Kaninchen sind gesellig, verspielt, aktiv und neugierig. Bei guter Haltung werden sie schnell zutraulich und interagieren gerne mit ihren Menschen. Kaninchen sind somit durchaus sehr interessante Haustiere, wenn man ihnen die Chance dazu gibt. „Langweilig“ in der Ecke sitzend, an nichts interessiert und scheu auf Menschen reagierend, werden Kaninchen nur bei falscher Haltung. So ist die wichtigste Frage vor der Anschaffung: hat man selbst wirklich Lust und Zeit genug, Kaninchen artgerecht zu halten und zu beschäftigen?

In erster Linie sollten dabei die erwachsenen Personen des Haushalts Interesse an der Kaninchenhaltung haben und bereit sein, sich um die Kaninchen zu kümmern. Kaninchen können über 10 Jahre alt werden, ist man sich sicher, dass über diesen langen Zeitraum hinweg das Interesse bestehen bleibt? Zum „ausprobieren“, ob Zwergkaninchen ein geeignetes Haustier sind, empfiehlt es sich, ein älteres Kaninchenpaar aus dem Tierheim zu übernehmen.

 

 

Weitere grundsätzliche Überlegungen:

 

Auch Hund und Kaninchen können sich verstehen

Ist ein Familienmitglied allergisch gegen Tierhaare?

 

Sind bereits Haustiere vorhanden? Wie reagieren diese auf Kaninchen?

 

Was passiert mit den Kaninchen, wenn man in Urlaub fährt?

 

Ganz wichtig: Kaninchen sind äußerst soziale Tiere und sollten immer mindestens zu zweit gehalten werden. Menschlicher Kontakt oder ein Meerschweinchen sind kein Ersatz für einen Artgenossen. Es stimmt auch nicht, dass Kaninchen in Einzelhaltung zahmer werden. Meist ist eher das Gegenteil der Fall, da Kaninchen, die sich wohl fühlen, offener und interessierter auf ihre Umgebung reagieren.

 

Kaninchen brauchen Bewegung und bestenfalls auch Buddelmöglichkeiten. Man rechnet mit 2-3m² pro Kaninchen, also etwa 5m² pro Kaninchenpaar als Minimum. Kaninchen in einem handelsüblichen Käfig zu halten, ist ohne weiteren (täglichen!) Auslauf keinesfalls artgerecht.

 

Kaninchen können bis zu 5 Würfe im Jahr haben und verpaaren sich auch mit nahen Verwandten. Daher sollte bei der Haltung eines Kaninchen-Paares (was neben der größeren Gruppenhaltung am artgerechtesten ist), der Rammler kastriert werden.

 

Für Kleinkinder eignen sich Kaninchen in der Regel nicht, da kleine Kinder den Kaninchen meist zu grob, laut und unberechenbar sind. Die Kinder sollten alt genug sein, zu verstehen, dass Tiere keine Kuscheltiere und kein Spielzeug sind, und vor allem nicht immer Interesse an Interaktion haben, wenn dem Kind gerade danach ist. Zudem kratzen Kaninchen in Panik, wenn sie falsch und somit schmerzhaft hoch gehoben werden.

Für etwas ältere Kinder sind Kaninchen dagegen durchaus gut geeignet. Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen und soziale Kompetenzen wie Rücksichtnahme und das achten auf die Bedürfnisse anderer werden geschult. Vor allem für zurückhaltendere Kinder können Kaninchen auch wertvolle Sozialpartner werden.

 

 

Zu bedenken ist auch, dass Zwergkaninchen durchaus bis zu 10 Jahre alt werden können, also für einen recht langen Zeitraum Teil des eigenen Lebens bleiben. Wer sich nicht sicher ist, ob Kaninchen geeignete Haustiere für ihn sind, findet eine große Zahl älterer Kaninchen im Tierheim.

 

 

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