Beim normalen Grasen bewegen sich Pferde etwa 12-15 Stunden am Tag und legen dabei rund 30km im Schritt zurück. Ein Pferd den ganzen Tag in einer engen Box zu halten und nur zum Reiten rauszuholen ist daher keinesfalls artgerecht. Zudem trägt die gleichmäßige Bewegung über den Tag verteilt zur Gymnastizierung bei, fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an. Längeres Stillstehen dagegen rostet ein und verspannt die Muskulatur des Pferdes, die darauf nicht ausgelegt ist. Der soziale Kontakt zu Artgenossen auf der Weide, auch einfach „nur“ das beieinander stehen ohne störende Gitterstäbe, senkt zudem den Stress und sorgt für Wohlbefinden. Pferde, die sich dauerhaft zu wenig beschäftigen können und Langeweile haben, entwickeln z.T. schwere Verhaltensstörungen, wie Dauerscharren, Koppen (Luftverschlucken) oder Weben.

 

Pferde sind vor allem sehr Spurtstark, die Ausdauer bei höherem Tempo ist dagegen zum einen Typabhängig, zum anderen abhängig vom Trainingszustand. Auf Spurtstrecken sind bei einigen Rassen Geschwindigkeiten bis 70km/h möglich. Auf einem Distanzritt von 30 Kilometern schafft ein normal trainiertes, gesundes Tier eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 12km/h im Ausdauertrab.

 

Feste Reviere haben Pferde in der Natur nicht. Sie passen sich dem Nahrungsangebot an und wandern weiter, wenn die Nahrung aufgebraucht ist, die Gegend zu unsicher wird oder die Wasserquelle versiegt. Dennoch haben Pferde momentane Reviere, die in der Natur auch gegen andere Pferdeherden verteidigt werden.

 

Foto: Ali Taylor/sxc.hu, Dartmoor Ponys

Pferde sind weltweit verbreitet, in vielen verschiedenen Klimaregionen, in karger Steppenlandschaft, feucht-warmem Klima, im Gebirge und in eisigen Tundren. Das zeigt, wie gut sich Pferde auf verschiedene klimatische Bedingungen einstellen können und wie sehr sie auch zur Thermoregulation fähig sind. So können sie, im Gegensatz zu z.B. Hund und Katze, am ganzen Körper Schweiß absondern, um sich zu kühlen. Im Winter dagegen bekommen sie nicht nur ein Winterfell: wenn Pferde frieren, wird die Durchblutung der Muskeln angeregt und dort Stoffwechselenergie in Wärme umgesetzt. Das Pferd kann sich also aktiv von Innen wärmen, was allerdings den Futterbedarf steigert. Die Durchblutung insgesamt hängt natürlich auch von der Bewegung ab. So sind vor allem die Beine bei Boxenpferden im Stall sehr viel kälter, als bei Artgenossen auf der Weide.

Natürlich hängt die Fähigkeit, sich auf widriges Wetter einzustellen, auch vom Pferdetyp ab, vor allem aber von der Haltungsform: auch ein Vollblüter kann im Winter problemlos ein paar Stunden auf die Weide, wenn er das ganze Jahr über die Möglichkeit hat, das Wetter und Klima draußen wahrzunehmen. Mit überwiegender Boxenhaltung, beheiztem Stall und allgemeiner „Verzärtelung“ schadet man in der Regel dem Pferd mehr, als das es nutzt. Das Immunsystem wird leichter geschwächt, die Thermoregulation funktioniert immer weniger und die gesamte Witterungsempfindlichkeit steigt.

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